Libori in Paderborn

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 17.07.2022

Motiv: Erzbistum Paderborn -  Poster zum Liborifest 2022
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Motiv: Erzbistum Paderborn - Poster zum Liborifest 2022

Vorfreude im Erzbistum Paderborn: Nach zwei Jahren Pandemie-Pause kehrt das Libori-Fest wieder zu seiner alten Größe zurück. Nachgefragt bei Dompropst Göbel und Dompastor Klauke in Paderborn ...

INFO: Mit dem Libori-Fest feiern Stadt und Erzbistum Paderborn ihren Patron, den heiligen Liborius. Vor über 1000 Jahren schenkte der Bischof der französischen Stadt Le Mans die Gebeine des Heiligen dem jungen Bistum Paderborn. Darauf gründen eine bis heute haltende Freundschaft zwischen den beiden Städten und die Tradition, den Gedenktag des heiligen Liborius besonders zu feiern.

Libori 2022 – aufatmen

Das Libori-Leitwort 2022 ist ein einziges Wort: „aufatmen“. Es bringt prägnant zum Ausdruck, was nach zwei Jahren Pandemiebeschränkung vielen Paderbornerinnen und Paderbornern sowie Libori-Gästen auf der Seele liegt: große Erleichterung, Dankbarkeit und Vorfreude. „Nachdem wir zwei Jahre die Luft angehalten haben, können wir aufatmen: Das Fest des Patrons unseres Bistums, unserer Stadt und unseres Domes ist wieder als bunter Dreiklang aus Kirmes, Kirche und Kultur möglich“, schreibt Erzbischof Hans-Josef Becker in seinem Vorwort zum Libori-Begleiter, der alle Angebote des Erzbistums zusammenfasst.

Die Libori-Festwoche vom 22. bis 31. Juli 2022 solle eine dringend nötige Atempause nach all den zurückliegenden Sorgen und aller Unsicherheit sein, erklärt Erzbischof Becker. Gleichzeitig mahnt er, die vielen Opfer, die die Pandemie gekostet habe, nicht zu vergessen. Zudem erinnert der Paderborner Erzbischof daran, „welches Leid ein Krieg in Europa angerichtet hat und anrichtet.“

Er persönlich atme zu Libori auf, „weil das Fundament unserer Feierlichkeiten wieder mit Atem beseelt wird“, so Erzbischof Becker. Die Diözese Le Mans hat Paderborn die Reliquien des heiligen Liborius 836 zum Geschenk gemacht. Der dadurch begründete „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ besteht seit fast 1.200 Jahren. Gott habe durch Liborius der Freundschaft zwischen Le Mans und Paderborn „Geist und Leben eingehaucht“. Als Brückenbauer sei der heilige Liborius ein Sinnbild für den weltkirchlichen Charakter des Festes, das Menschen auch heute noch zu seinen Ehren begehen.

Zurück zu mehr Libori-Normalität
Nach zwei Jahren Unterbrechung könnten wieder erste Gäste aus der Weltkirche begrüßt werden, neben Bischof Yves Le Saux aus Le Mans auch der Exarch der katholischen Ukrainer in Deutschland. „So zeigen uns in diesem Jahr auch wieder die ‚Gesichter der Weltkirche‘, wie vielfältig Kirche in der Welt Gutes bewirkt“, freut sich Erzbischof Becker über einen weiteren Grund, erleichtert das Liborifest zu feiern.

Kirchlich folgt die Festwoche 2022 dem vertrauten Ablauf. Viele Gottesdienste werden im Livestream übertragen – „die Möglichkeit, Libori weltweit mitfeiern zu können, hat sich in den letzten Jahren bewährt und soll unsere Festgemeinde auch weiterhin stärken“, erläutert Erzbischof Becker. Er freue sich auf ein Liborifest, bei dem „die Normalität langsam zurückkehrt“: „Das Programm wird wieder vielfältiger. Es sind wieder Begegnungen möglich und Initiativen bringen sich wieder mit Veranstaltungen und Aktionen ein – ein guter Grund, um aufzuatmen“, ist Erzbischof Becker überzeugt. Libori 2022 holt auch die Feiern zum 500. Jubiläum des traditionsreichen Volksfestes nach.

Libori-Begleiter 2022: Hier finden Sie den Libori-Begleiter 2022 mit allen Gottesdiensten und Angeboten des Erzbistums Paderborn zum Download.

https://www.erzbistum-paderborn.de/wp-content/uploads/sites/6/2022/06/Libori_Begleiter_2022.pdf

Libori ist Paderborns „Fünfte Jahreszeit": Liborius war im 4. Jahrhundert Bischof von Le Mans in der römischen Provinz Gallien. Er stammte aus einem vornehmen gallischen Geschlecht und war von der römischen Kultur geprägt. Aus seinem Leben ist nur wenig überliefert. Zwischen 397 und 401 soll er gestorben sein. Liborius war Zeitgenosse und Freund des hl. Martin von Tours. Schon bald nach dem Tod des Liborius sollen an seinem Grab Heilungswunder geschehen sein. Dem Bild des Heiligen und seinem Namen begegnet man an vielen Stellen in der Paderstadt. Liborius ist an den Steinen zu erkennen, die er auf seiner Bibel balanciert, denn der Heilige gilt als Fürbitter und Helfer bei Nieren-, Blasen- und Gallensteinen. Häufig abgebildet wird er mit seinem „Wappentier", dem Pfau, auch Wahrzeichen des Liborifestes. Der Sage nach flog der Paderborner Gesandtschaft auf ihrem Heimweg ein prächtiger Pfau voran. Immer wenn die Pilger einen Halt einlegten, ruhte auch der Pfau; wenn sie aufbrachen, erhob sich der Vogel wieder. Am Pfingstsonntag des Jahres 836 ließ er sich auf der Turmspitze des Paderborner Domes nieder. Sobald die Gesandten mit den Reliquien in die Kirche eingezogen waren, fiel der Pfau, der seine göttliche Mission erfüllt hatte, tot zu Boden. Noch heute wird bei den Liborifeiern dem Liborischrein ein Pfauenwedel vorangetragen.

Die kirchlichen Liborifeierlichkeiten: Auftakt der kirchlichen Feierlichkeiten zum Gedenken an die Überführung der Gebeine des hl. Liborius von Le Mans nach Paderborn ist am ersten Samstag in der Liboriwoche die feierliche Erhebung der Reliquien aus einem Ebenholz-Schrein in der Krypta. Während des Liborifestes sind sie im kostbaren Liborischrein zur Verehrung durch die Gläubigen im Altarbereich des Domes aufgestellt. Seit 1836 erklingt bei der Erhebung der feierliche Liboritusch. Am ersten Sonntag in der Liboriwoche wird der Schrein mit den Reliquien in einer Prozession zum Historischen Rathaus getragen. Die Aufstellung des Schreins im Dom, das Triduum, endet nach drei Tagen, am Dienstag in der Liboriwoche. Nach einer Prozession über den Domplatz werden die Gebeine wieder in der Krypta beigesetzt.

Die Liborifeierlichkeiten sind Treffen der Weltkirche: Zahlreiche kirchliche Würdenträger, Geistliche und Ordensleute aus vielen Ländern der Erde besuchen das Liborifest. Ein besonderer Anziehungspunkt für Besucher ist der Garten am Konrad-Martin-Haus hinter dem Dom am kleinen Domplatz.

Unser Gesprächspartner: Dompropst Joachim Göbel, Metropolitankapitel Paderborn, Domplatz 3 33098 Paderborn, Tel. 05251 / 125 1301, E-Mail: metropolitankapitel@erzbistum-paderborn.de, Internet: www.erzbistum-paderborn.de.

Unser Gesprächspartner: Matthias Klauke ist Domvikar und Dompastor am Hohen Dom zu Paderborn. 1977 in Neheim geboren, studierte Matthias Klauke nach dem Abitur in Paderborn und Freiburg Philosophie und Theologie. 2004 empfing er in Paderborn die Priesterweihe. Anschließend war er als Vikar in Olpe und Espelkamp tätig, ehe er von 2014 bis 2017 als Pastor in Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof eigesetzt war. Seit 2017 ist Matthias Klauke Subregens am Erzbischöflichen Priesterseminar in Paderborn.

Bonifatiuswerk: Frieden und Versöhnung stehen im Mittelpunkt

Angesichts des Krieges in der Ukraine und der Vielzahl kriegerischer Konflikte weltweit will das Bonifatiuswerk das Thema Frieden und Versöhnung während des Libori-Festes in besonderer Weise in den Mittelpunkt rücken. Ebenfalls mitwirken bei dem Friedensgebet werden die palästinensisch-israelische Friedensaktivistin Nabila Espanioly aus Nazaret, Trägerin des Aachener Friedenspreises, und der Apostolische Exarch für katholische Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien, Bischof Dr. Bohdan Dzyurakh, sowie Studierende muslimischen, jüdischen und christlichen Glaubens. Das Friedensgebet, bei dem auch Michael Patrick Kellys 470 Kilogramm schwere #PeaceBell zum Einsatz kommt, wird musikalisch von einer Schola der Paderborner Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Berning, Domorganist Tobias Aehlig und Saxophonist Uli Lettermann begleitet.

#PeaceBell von Michael Patrick Kelly 
2017 hatte der Künstler Michael Patrick Kelly die Idee, eine Glocke aus Kriegsschrott zu gießen. Daraus entwickelte sich rund um das Symbol der Glocke ein Projekt, das Brücken der Versöhnung zwischen Menschen bauen soll, im Bewusstsein der weltweiten Verbundenheit über alle Grenzen hinweg. Nun wird die Ausstellung #PeaceBell mit der Friedensglocke, Fotografien und gemalten Bildern von Michael Patrick Kelly sowie weiteren Exponaten in der Paderborner Gaukirche präsentiert.

Michael Patrick Kelly und das Bonifatiuswerk unterstützen mit dem Erlös ein Projekt zugunsten geflüchteter Waisenkinder aus der Ukraine sowie die PaderMahlZeit, das „Gasthaus“ für Bedürftige in Paderborn.
Mehr Informationen: https://www.bonifatiuswerk.de/de/news/2022/die-peacebell-und-michael-patrick-kelly-kommen-nach-paderborn-1/

Friedensgebet wird auch im Internet übertragen
Diejenigen, die kein Ticket erhalten haben, können die Veranstaltung im Internet verfolgen. Das Friedensgebet wird von Domradio.de live im Web-TV übertragen. Es wird zudem auf einer LED-Leinwand vor dem Paderborner Dom zu sehen sein und ist auch nach der Veranstaltung über die Internetseite des Domradios unter diesem Link abrufbar: https://www.domradio.de/event/internationales-friedensgebet-zum-liborifest-2022-07-27

Das Bonifatiuswerk beim Paderborner Kirchen- und Volksfest Libori (mit Informationen zur Ausstellung #PeaceBell): https://www.bonifatiuswerk.de/de/veranstaltungen/libori/

Sonntag, 17.07.2022