Kölner Dom aus Holz

von Elvis Katticaren

Sonntag, 17.07.2022

Der syrische Künstler Fadell Alkhuder und sein Holz-Modell des Kölner Doms Foto © Elvis Katti-caren/Bildungswerk Köln
Beitrag anhören

Der syrische Künstler Fadell Alkhuder und sein Holz-Modell des Kölner Doms Foto © Elvis Katti-caren/Bildungswerk Köln

In genau vier Wochen wird im Kölner Dom das Jubiläum 700 Jahre Chorweihe gefeiert. Passend dazu ist jetzt ein Holz-Dom in den Dom gezogen. Knapp 2 Meter hoch und geschnitzt aus Buchenholz von einem syrischen Künstler ....

INFO: Zwei Meter hoch ist das Modell des Kölner Doms, das Fadell Alkhuder aus Buchenholz geschnitzt hat. Seitdem er 2015 nach seiner Flucht aus Syrien in Köln ankam, lässt ihn die Kathedrale nicht mehr los. Vor zweieinhalb Jahren begann der gelernte Bildschnitzer mit seinem Werk, das nun im Kölner Dom (Dreikönigssaal) zu sehen ist. Strukturen und Formen des gotischen Baus schaute sich der 41-Jährige vor allem mithilfe von rund 1.000 Fotos ab, die er mit seinem Handy einfing. „Ich kenne den Dom besser als viele Kölner“, sagte der Holzschnitzer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Beeindruckt ist der „richtige“ Kölner Dombaumeister Peter Füssenich. „Das Modell besticht durch seine unglaubliche Detailtreue“, erklärte er. „Es ohne Pläne und Zeichnungen anzufertigen, beweist hohes Augenmaß und außergewöhnliche Kunstfertigkeit.“

Fadell Alkhuder stammt aus Aleppo, wie er berichtet. Dort arbeitete er als Bildschnitzer in der Werkstatt seines Vaters. Der Familienbetrieb - einer von mehreren - stellte Holzreliefs her. Fantasieszenen mit Pfauen und Palmen oder Strandleben und Schiffen fanden als Wandschmuck ihre Käufer - bis der Krieg die Arbeitsräume und Lebensgrundlage der Familie vernichtete. In Köln suchte der Syrer einen Weg, wie er das Kunsthandwerk wieder aufgreifen kann. Innerhalb von zweieinhalb Jahren wuchs unter seinen Händen der Kölner Dom aus Holz.

Mit seiner Frau und seinen fünf Kindern hat Alkhuder in einer Dachgeschosswohnung im Stadtteil Kalk eine Bleibe gefunden - und fünf Treppen tiefer sein „Atelier“. Ein zwölf Quadratmeter kleiner Kellerraum mit gekalkten Wänden und Neonleuchte bietet dem „Dombaumeister“ aus Syrien Platz, um seinen großen Traum zu verwirklichen. Entstanden ist ein zwei Meter hohes und 1,50 Meter langes Modell, an dem er auch feingliedrige Fenstergitter oder komplizierte Kreuzblumen herausgearbeitet hat.

Domjubiläum 2022: 700 Jahre Chorweihe

Mit Gottesdiensten, Konzerten, Vorträgen und einem besonderen Blick ins Mittelalter begeht der Kölner Dom den 700. Jahrestag seiner Chorweihe. Ab dem 17. August können Besucherinnen und Besucher bei speziellen technischen Führungen den östlichen Teil der Kathedrale in ihrer Ausstattung aus dem 14. Jahrhundert erleben, kündigten Dompropst Guido Assmann und Stadtdechant Robert Kleine an. Dafür sei der Dom zuvor dreidimensional vermessen und sein mittelalterliches Erscheinungsbild historisch rekonstruiert worden.

Das 700-Jahr-Jubiläum der Chorweihe wird vom 15. August an gefeiert. Die traditionelle Dreikönigswallfahrt wird auf zehn Tage verlängert und findet vom 18. bis 27. September statt. Sie beschließt damit das Jubiläum. Zu den Höhepunkten der Feiern zählt die Uraufführung eines eigens komponierten Dreikönigsoratoriums. Der Komponist habe damit eine „musikalische Hommage an den Kölner Dom geschaffen“, so Kleine. Außerdem beschäftigt sich eine Ausstellung im Domforum mit der Baugeschichte und Architektur des Chorraums.

Der Grundstein für die gotische Kathedrale wurde am 15. August 1248 gelegt. 74 Jahre später, am 27. September 1322, weihte Erzbischof Heinrich II. von Virneburg den Altar und den östlichen Bauteil des Doms - den sogenannten Chorraum, in dem sich auch der Dreikönigenschrein befindet. Mit der Weihe wurde der erste große Bauabschnitt des Doms abgeschlossen. Bis heute sind aus dieser Zeit etwa der Hochaltar, die Chorpfeilerfiguren, die Königsfenster und das mittelalterliche Chorgestühl erhalten.
Domjubiläum 2022 im Internet: www.koelner-dom.de/erleben/domjubilaeum2022

Dreikönigsschrein: Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom ist ein als Goldschmiedearbeit hergestelltes Reliquiar aus der Zeit Ende des 12. Jahrhunderts. Er ist 500 Kilo schwer und mit 220 cm Länge, 110 cm Breite und 153 cm Höhe der größte erhaltene mittelalterliche Schrein und gehört zu den wichtigsten Goldschmiedearbeiten des Mittelalters. Er dient der Aufbewahrung von Gebeinen, die von Konstantinopel nach Mailand gelangten und die Erzbischof Rainald von Dassel, der für Italien zuständige Reichskanzler von Kaiser Barbarossa, aus der Kirche Sant´Eustorgio als Kriegsbeute in den karolingischen Hildebold-Dom nach Köln brachte. Sein Nachfolger Erzbischof Philipp von Heinsberg beauftragte Nikolaus von Verdun mit der Herstellung des zweigeschossigen Schreins aus Gold, vergoldetem Silber, Kupfer und Emaille, die 1225 abgeschlossen war. Mit zahlreichen goldenen Figuren, Edelsteinen und antiken Schmucksteinen, die auf einem Eichenholzkern aufgebaut sind, illustriert er die christliche Heilsgeschichte von den Anfängen des Alten Testaments bis zum Jüngsten Gericht. Er wurde im 1248 begonnenen gotischen Dom zum Ziel großer Pilgerströme, auch für die in Aachen gekrönten deutschen Könige war er ein Pflichttermin. Seit 1948 steht der Schrein hinter dem Hochaltar. Er enthält die Schädel und Knochen von drei Männern unterschiedlichen Alters, zudem die Gebeine von Gregor von Spoleto sowie weitere unbeschriftete Skelettteile, die lange den Heiligen Felix und Nabor zugeschrieben wurden. Die Untersuchung der Stoffe, die die Knochen umhüllten, ergab in den 1980er Jahren, dass sie im Nahen Osten hergestellt wurden und aus dem 2. und 4. Jahrhundert stammen.

Domführungen (Gruppen): Domforum – Besucherzentrum des Doms, Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 925847-30, Fax -31, Internet: www.domforum.de

Sonntag, 17.07.2022