Letzte Chance für alte Schätzchen
Sonntag, 27.04.2025

Mit einer guten Anleitung und den passenden Ersatzteilen lässt sich so manches defekte Gerät wieder zum Leben erwecken. Viele Reparatur-Tutorials gibt es z.B. bei YouTube. (Foto: Pixabay))
Weil eine Reparatur oft teurer als ein Neukauf ist und weil es dem Durchschnittsverbraucher oft an Zeit und handwerklichem Können fehlt, landen heutzutage defekte Gebrauchsgegenstände meistens sofort auf dem Müll.
Das gilt für Möbelstücke oder Kleidung genauso wie für Elektrogeräte oder Spielzeug. Als Alternative zu dieser Wegwerf-Mentalität bieten sich seit einiger Zeit so genannte Reparaturcafés an. Hier treffen sich regelmäßig Hobbybastler, Tüftler aber z.T. auch Fachleute, um kaputte Gebrauchsgegenstände aller Art zusammen mit ihren Besitzern wieder in Schuss zu bringen. Oft müssen nur kleine Bauteile repariert oder ausgetauscht werden, um der Kaffeemaschine, dem Toaster oder dem HiFi-Verstärker wieder neues Leben einzuhauchen. Eine Liste solcher Cafés gibt es hier. Laut Verbraucherzentrale gibt es bundesweit inzwischen rund 1.200 solcher Reparatur-Zentralen. Die ersten tauchten 2009 in den Niederlanden auf.
Seit Dezember 2024 unterstützt das Bundesumweltministerium Reparatur-Cafés, die als eingetragene Vereine organisiert sind.Das entsprechende Förderprogramm unter dem Motto "Reparieren statt wegwerfen" läuft bis 2026 und stellt bis zu 3.000 Euro pro Einrichtung zur Verfügung. Künftig sollen auch Antragsteller berücksichtigt werden, die nicht als gemeinnützige e.V.´s organisiert sind. Insgesamt stehen drei Millionen Euro bereit. Mit dem Geld können Reparatur-Cafés z.B. neue Werkzeuge oder andere Ausstattungen anschaffen.
Reparaturcafés haben gleich doppelt Charme: Einerseits sind sie kommunikative Treffpunkte, die Menschen zusammen- und miteinander ins Gespräch bringen. Selbst Besucher, die ohne ein defektes Gerät kommen und nur zuschauen und eine Tasse Kaffee trinken möchten, sind hier willkommen. Andererseits verringert jedes erfolgreich reparierte Gerät den Müllberg sowie den CO2-Ausstoß und den Ressourcenverbrauch, der nötig wäre, um ein neues Ersatzgerät herzustellen.
In gewisser Weise schlagen Reparaturcafés auch der Industrie ein Schnippchen, die im Verdacht steht, durch z.T. bewusst einkalkulierte Schwachstellen oder Verwendung von minderwertigen Materialien die Lebensdauer ihrer Produkte kurz zu halten und damit selbst für immer weiteren Absatz zu sorgen. Fachleute sprechen von "geplanter Obsoleszenz". Wie die Saarbrücker Zeitung am 20.3.1013 berichtete, hat eine Studie im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen diesen Verdacht erhärtet. In dem Gutachten würden zahlreiche Produkte wie Drucker, Kopfhörer, Waschmaschinen oder Elektrozahnbürsten aufgelistet, bei denen die Industrie nach Ansicht von Experten täusche oder trickse. Der Betriebswirt Stefan Schridde sammelt auf seiner Internetseite www.murks-nein-danke.de bereits seit Jahren Berichte von Verbrauchern zu diesem Thema und hat inzwischen rund 2.000 Hinweise auf verdächtige Produkte ausgewertet.