Kolumbarium im Kloster Langwaden

von Stefan Klinkhammer

Mittwoch, 01.11.2017

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Foto: © Mario Brumbi

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte haben sich die Begräbnis- und Trauer-Rituale verändert. Ein Beispiel dafür ist das Kolumbarium auf dem Kloster-Friedhof im Kloster Langwaden. Das Motto dafür lautet: Gastfreundschaft für die Lebenden und die Toten...

INFO: Kloster Langwaden in Grevenbroich, Ortsteil Langwaden, um 1145 als Prämonstratenserinnenkloster gegründet, wurde 1693 in seiner heutigen Form im Barockstil neu gebaut, 1802 in der Säkularisation aufgehoben und mit allen Ländereien an den französischen Diplomaten Nicolas-Joseph Maison verkauft, der 1830 die Klosterkapelle abbrechen ließ und das Kloster selbst zu einer Schlossanlage umgestalten ließ. 1913 wurde das Areal durch die Grafen von Nesselrode erworben, ab 1939 als NS-Arbeitslager benutzt und nach dem Krieg als Notunterkunft für Flüchtlinge. 1962 vom Orden der Zisterzienser gepachtet, kamen 1964 die ersten Mönche aus dem Kloster Ossegg in Nordböhmen, 1970 und 1986 weitere Umbauten. Langwaden ist selbstständiges Priorat im Zisterzienserorden, bewirtschaftet einen Klostergarten, eine Druckerei und Buchbinderei, verfügt über Gästezimmer und eine Gastronomie. In der Wohnstätte St. Bernhard und im Altenheim St. Andreas wohnen alleinstehende und wohnungslose Männer.
Der Zisterzienserorden mit heute rd. 2.800 Mitgliedern weltweit, entstand durch Reformen im Benediktinerorden. Sie führen in der Tradition der Gründer des 1098 gegründeten Neuklosters in Cîteaux ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit. Für ihren Aufstieg sorgte vor allem der heilige Bernhard von Clairvaux, der mit 30 Gefährten 1112 dem strengen Reformkloster von Cîteaux beitrat und mit 25 Jahren zum Abt zur Neugründung des Klosters Clairvaux gewählt wurde, das bald 700 Mönche zählte. Bis zu Bernhards Tod 1153 wurden allein von dort aus 67 Klöster in ganz Europa gegründet. Um 1300 war der Orden in allen wichtigen Ländern Europas vertreten und zählte ca. 700 Niederlassungen, auf dem Gebiet des späteren Deutschland entstanden insgesamt 91 Männerklöster. Das erste deutsche Zisterzienserkloster war das 1123 gegründete Kloster Kamp; im Jahre 1127 folgte Kloster Ebrach (Erzbistum Bamberg) und kurz darauf Kloster Walkenried am Südrand des Harzes. Zwischen 1200 und 1250 entstanden auch ca. 160 Frauenklöster des Ordens im deutschen Sprachraum.
Mehr: www.ocist.org, Zisterzienserkloster Bochum-Stiepel: www.kloster-stiepel.org.

Gastfreundschaft für die Lebenden und die Toten
PREDIGTGEDANKEN VON PRIOR PATER BRUNO ROBECK OCIST
ZUR FEIERLICHEN ERÖFFNUNG DES KOLUMBARIUMS IM KLOSTER LANGWADEN AM 23.10.2015

Liebe Schwestern und Brüder, so ging es den Mönchen, als sie das erste Mal nach Langwaden kamen, so geht es jedem, der das  erste Mal nach Langwaden kommt: er kommt als Gast. Zu neuen Orten kommen wir immer zuerst als Fremde - und dann als Gäste, wenn wir freundlich aufgenommen werden. Die ersten Mönche sind in Langwaden heimisch geworden und viele Bewohner im Netzwerk Mensch sind hier heimisch  geworden. Sie wohnten oder wohnen hier und prägen das Leben im Kloster. Wir denken heute auch an die fünf syrischen Jugendlichen, die allein und  ohne Familie nach Deutschland geflohen sind und  die auf unsere Gastfreundschaft angewiesen sind, da mit sie hier heimisch werden können. Es gibt auch die vielen Menschen, die zwar nicht hier wohnen, die aber trotzdem in unserem Kloster eine geistliche Heimat gefunden haben. Sie kommen nicht mehr als Gäste, sondern als Menschen, die uns verbunden sind. Aus Gästen werden Freunde. Es nicht verwunderlich, dass sich gerade um Zisterzienser- und Benediktinerklöster viele  Menschen sammeln, denn die Benediktsregel verpflichtet in besonderer Weise zur Gastfreundschaft. Gastfreundschaft für  die  Lebenden: Sie  zeigt  sich in den Werken der Barmherzigkeit, die die Benediktsregel übernimmt: „Den Armen helfen. Einen Trauernden trösten“ Zu den Werken der Barmherzigkeit gehört auch:  „Die Toten begraben“. Die Texte auf dem ersten Eingangstor des Kolumbariums nahe der Kapelle weisen auf diese Werke der Barmherzigkeit hin. Gastfreundschaft für die Toten: Klöster boten immer Gastfreundschaft für die Toten: zum Beispiel für die Klosterstifter, für andere Menschen, die dem Kloster verbunden waren, aber auch für die, die dort arbeiteten oder dort auf einer Reise oder einem Pilgerweg gestorben sind. Auf besondere Weise konnten die Menschen die Gastfreundschaft im Kloster erleben. In unserer heutigen Zeit habe ich oft den Eindruck, dass viele Menschen unterwegs sind. Es gibt oft wenig Verwurzelung. Die Menschen suchen Halt. Gesucht wird ein Ort, der einen aufnehmen kann, an dem man verweilen kann, wenn der irdische Lebens weg zu Ende geht. Ein Ort der umfassenden Gastfreundschaft will uns Kloster sein. Wir Mönche wissen darum, dass  alle Menschen Orte brauchen, an denen sie willkommen geheißen und aufgenommen werden, gerade wenn der Lebensweg schwierig und steinig ist. Und wir wissen, dass wir Orte brauchen, an  denen wir nach unserem Tod geborgen sind. Unser Kolumbarium ist ein Zeichen, dass es diesen Ort gibt. Als letzte Form der Gastfreundschaft verweist das Kolumbarium auf den Raum Gottes, der  unser Ziel ist. „Deinen Gläubigen, o Herr, wird das  Leben gewandelt, nicht genommen. Und wenn die Herberge der himmlischen Pilgerschaft zerfällt, so ist uns im Himmel eine neue Heimat bereitet.“ Unser Kloster lädt ein, als Fremder und als Gast zu kommen. Es bietet die Möglichkeit, Heimat zu  finden und sich mit den anderen verbunden zu fühlen, die auch auf dem Lebenspilgerweg sind und Gott entgegengehen. Die Texte auf dem zweiten Eingangstor des Kolumbariums nahe der Straße weisen darauf hin: „Stütze mich nach deiner Verheißung, dann werde ich leben. Selig, die Menschen,  denen Kraft von dir. Höre, neige das Ohr deines Herzens... und du wirst ankommen.“
(Hier der Text zum Download)

Unser Gesprächspartner: Zisterzienserkonvent Langwaden e.V., Kloster Langwaden 1, 41516 Grevenbroich, Tel. Pforte 02182 / 8802–0, Fax 02182 / 8802–12, E-Mail: pforte@klosterlangwaden.de, Zisterzienserpriorat, P. Prior Bruno Robeck OCist, Tel. 02182 / 8802–51 (Sekretariat / Verwaltung), Fax 02182 / 8802–22 (Prior), E-Mail: prior.bruno@klosterlangwaden.de, Internet: http://www.zisterzienser-langwaden.de, http://www.klosterlangwaden.de/

Flyer Kolumbarium: Hier zum Download

Mittwoch, 01.11.2017