Mehr als Rom? Blicke in ein verwandeltes Museum

von Stefan Klinkhammer

Mittwoch, 01.11.2017

© Diözesanmuseum Paderborn, Christoph Brech
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Bild: La fin du temps (2011), 1-Kanal-Video (Farbe), 4:4, Loop, Deutschland, Christoph Brech, München, mit Imad-Madonna aus dem 11 Jh., © Diözesanmuseum Paderborn, Christoph Brech

Im Zentrum der Installation steht die bedeutendste Skulptur des Paderborner Diözesanmuseums: die Imad-Madonna. Jetzt krönt sie ein Video mit dem Titel: Sternenflug. In der Ausstellung „More than Rome“ werden Schätze des Museums in neues Licht getaucht...

INFO:  „More than Rome“ heißt eine Ausstellung mit Arbeiten des Münchner Foto- und Videokünstlers Christoph Brech, die aktuell im Paderborner Diözesanmuseum zu sehen ist. Rund 50 Werke des international bekannten Künstlers werden dabei ausgewählten Stücken der Museumssammlung gegenübergestellt, wie die Initiatoren am Mittwoch in Paderborn erläuterten. Die bis 1. Juli gehende Schau knüpfe an die poetischen Rom-Bilder Brechs an, die den Schlusspunkt der Mitte August zu Ende gegangenen Ausstellung „Wunder ROMs im Blick des Nordens“ gebildet hatten. Insgesamt werden 18 Video-Installationen und 30 Foto-Arbeiten von Christoph Brech gezeigt.
Gezeigt werden bestehende Werke und neue Installationen, die Brech eigens für die neue Ausstellung konzipiert habe, hieß es. Er verbinde seine Werke dialogisch mit Museumsobjekten aus unterschiedlichen Zeiten und Kontexten. Darunter seien etwa mittelalterliche Skulpturen, Gemälde, Goldschmiedekunst und Grafiken.
Brech fange immer wieder Momente der Stille ein, hieß es zur Vorstellung der Ausstellung. Oft betreibe er „ein feinsinniges Spiel mit verschiedenen Bedeutungsebenen“. Auch Musik habe in seinen Werken einen hohen Stellenwert. So mische er etwa in seinem Werk „Monsalvat“ unter ein gefilmtes Schwanenballett bei eisiger Kälte ein Klanggemisch aus Richard Wagners „Lohengrin“ zusammen mit Straßenlärm.
Ein eigener Ausstellungsbereich widmet sich darüber hinaus dem Marienleben. Hier stehen etwa Leuchtkästen mit Bildern des abnehmenden und zunehmenden Mondes unterschiedlichen Marien-Skulpturen gegenüber. Brech habe den Blick eines Entdeckers, so Museumsdirektor Christoph Stiegemann. Oft setze er Unscheinbares oder Übersehenes mit starken und überraschenden Bildern in Szene. „Wir haben Christoph Brech eingeladen, das ganze Haus zu bespielen, weil wir gesehen haben, auf welche beeindruckende Weise seine zeitgenössischen Arbeiten neue Wahrnehmungsebenen für alte Kunst schaffen können“, so Stiegemann.
Eine der Museumsebenen steht unter dem Motto „work in progress“ und ist in eine temporäre Restaurierungswerkstatt verwandelt. Dort kann das Publikum verfolgen, wie man Grabungsfunde und Skulpturenfragmente für die kommende Ausstellung „Gotik – Der Paderborner Dom und die Baukultur um 1300“ (21. Sept. 2018 – 13. Jan. 2019) reinigt und konserviert. Dieses Thema greift Christoph Brech in zwei Leuchtkästen auf, die Röntgenbilder einer zu restaurierenden Skulptur und einer erneuerten menschlichen Hüfte kombiniert. Die Ausstellung mit neuen Installationen des Münchner Künstlers wurde im Diözesanmuseum Paderborn von Christiane Ruhmann unter Mitarbeit  von Ursula Pütz in engem Austausch mit Christoph Brech kuratiert.
Brech, 1964 in Schweinfurt geboren, studierte von 1989 bis 1995 Malerei bei Franz B. Weißhaar an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Werke finden sich in renommierten Sammlungen. Dazu gehören das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main, die Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden und die Vatikanischen Museen in Rom. 2011 waren zwei seiner fotografischen Werke Teil einer von renommierten Künstlern aus aller Welt gestalteten Kunstausstellung zum 60-jährigen Priesterjubiläum des inzwischen emeritierten Papstes Benedikt XVI.

Statements zur Ausstellung
Domkapitular Prälat Thomas Dornseifer, Erzbistum Paderborn

„Die vielschichtige Bedeutung der Kunstwerke tritt uns dann besonders eindrücklich vor Augen, wenn sie sich uns in neuen Zusammenhängen präsentieren. Der Dialog der Werke im spannenden Nebeneinander von christlicher und zeitgenössischer Kunst regt dazu an, allzu Gewohntes und vermeintlich Bekanntes in Frage zu stellen, über Themen wie Zeit, Vergänglichkeit, Verletzlichkeit aber auch Heilserwartung und Heilung neu nachzudenken.“

Prof. Dr. Christoph Stiegemann, Direktor des Diözesanmuseums Paderborn
„Wir haben Christoph Brech eingeladen, das ganze Haus zu bespielen, weil wir gesehen haben, auf welche beeindruckende Weise seine zeitgenössischen Arbeiten neue Wahrnehmungsebenen für alte Kunst schaffen können. Brech hat den Blick eines Entdeckers, oft setzt er Unscheinbares oder Übersehenes mit starken und überraschenden Bildern in Szene. Mit dem Konzept Glanzstücke des Diözesanmuseums in Bezug zu seinen eigenständigen, ausdrucksstarken Werken zu zeigen, beschreiten wir einen Weg der Präsentation, der den Besuchern auch einen neuen Zugang zu unserer Sammlung ermöglicht.“

Christoph Brech, Foto- und Videokünstler, München
„Dieses Haus birgt Schätze, die mich faszinieren, und die Ausstellung ist eine Möglichkeit ganz unmittelbar mit ihnen in Verbindung zu treten. Meine Arbeiten und die Exponate der Sammlung treten in einen Dialog. Es entsteht ein Kommentieren, Vertiefen, Erweitern; ein Prozess, der auch Überzeitlichkeit, Zeitloslosigkeit deutlich werden lässt.“

Anschrift: Erzbischöfliches Diözesanmuseum und Domschatzkammer, Markt 17, 33098 Paderborn, Tel. 05251- 125-1403 (Museumskasse), Mail: museum@erzbistum-paderborn.de

Öffnungszeiten: Di – So 10.00 bis 18.00 Uhr, montags geschlossen, jeden ersten Mittwoch im Monat bis 20 Uhr

Öffentliche Führungen: Sonntags, 14.00 Uhr

Eintrittspreise pro Person: regulär 4,00 €, Ermäßigt (SGB II, SGB XII, bei Vorlage eines Nachweises) 2,00 €, Schüler/Studierende1,50 €, Familientageskarte 8,00 €, Kinder bis 6 Jahre Eintritt frei, in Gruppen ab 6 Personen 3,00 €, Schulklassen im Rahmen des Unterrichts u. gebuchter Programme Eintritt frei, Begleitpersonen Schwerbehinderter Eintritt frei, Ordensangehörige Eintritt frei.

 

Mittwoch, 01.11.2017