Juden feiern Tu Bischwat: Neujahrsfest der Bäume

von Martina Klecha

Sonntag, 13.01.2019

Hand mit dem Setzling einer Eiche
Beitrag anhören

Beim "Neujahrsfest der Bäume" am Tu Bischwat werden überall in Israel junge Bäume gepflanzt.

Die NRW-Landesregierung hat für 2019 wieder einen interreligiösen Kalender herausgegeben. Er enthält und erklärt die Festtage verschiedenster Religionen – vom Buddhismus bis zum Islam. Zu den jüdischen Feiertagen im Januar gehört der Tu Bischwat.

Der Name leitet sich vom jüdischen Kalender ab: Er bezeichnet den 15. Tag im jüdischen Monat Schwat, daher Tu Bischwat (auch Tu biSchevat oder Tu biSchwat). Zu diesem Zeitpunkt geht in Israel langsam der Winter zu Ende, erklärt Katja Tsafrir, die mit ihrer Familie lange in Jerusalem gelebt hat: "Tu Bischwat ist ein Datum. Es ist die Zeit, wo die Natur anfängt zu blühen, es wird alles neu geboren und es ist auch die beste Zeit, um zu pflanzen."

In ganz Israel laufen am Tu Bischwat deshalb entsprechende Aktionen, sagt Katja Tsafrir: "Allein an Tu Bischwat werden jedes Jahr über eine Million Bäume gepflanzt." Zuständig für die groß angelegte Pflanzaktion ist der jüdische Nationalfonds, dem auch Katja Tsafrir als Delegierte angehört. Die Vereinigung sammelt rund um den Globus Geld für die Aufforstung Israels. Weil das Land zu 60 Prozent aus Wüste besteht, sind Bäume dort extrem wichtig, um einer fortschreitenden Verödung vorzubeugen.

Dattelpalmen, Orangen-, Mandel- und Granatapfelbäume verhindern die Bodenerosion und spenden in den heißen Sommermonaten lebenswichtigen Schatten. Außerdem geben sie köstliche Früchte. Am Feiertag Tu Bischwat ist es deshalb Brauch, möglichst viele unterschiedliche Früchte zu essen - im Rahmen einer religiösen Zeremonie, erklärt Katja Tsafrir: "Es ist ein Fest, wo die einzelnen Früchte besprochen werden, gesegnet werden, und sehr schön sind auch immer die Bilder zu den Früchten, die Parallelen, die gezogen werden zum Menschen. Zum Beispiel eine Frucht mit einer Schale, wo man das Innere isst und die Schale wegwirft - so lernt der Mensch, das Wichtige von dem Unwichtigen zu unterscheiden."

Nach jüdischer Zeitrechnung befinden wir uns aktuell im Jahr 5779, wobei der Jahreswechsel im jüdischen Kalender nicht am 1. Januar stattfindet, sondern bereits im Herbst: Das jüdische Neujahrsfest (Rosch HaSchana) wird am 1. Tag des Monats Tischrei gefeiert. Übertragen auf unsere Kalenderzählung fand der jüngste Jahreswechsel damit bereits vom  10. auf den 11. September 2018 statt.

Bäumen und Pflanzen ist im Judentum ein eigenes Neujahrsfest gewidmet. Das wird traditionell am 15. Tag des Monats Schwat gefeiert – eben am Tu Bischwat. Der fällt in diesem Jahr auf den 21. Januar unserer Zeitrechnung. Der Neujahrstag der Bäume hat auch eine religiöse Komponente. In der jüdischen Tora, die dem Alten Testament der Bibel entspricht, hat Mose ein besonderes Gebot für die Obstbäume eingeführt. Demnach dürfen die Früchte junger Bäume in den ersten drei Jahren nicht gegessen werden, und die erste Ernte im vierten Jahr ist den Armen im Tempel zu überlassen. Erst im fünften Jahr sollten die Menschen selbst von ihrem Obst essen oder damit handeln.

Den Interreligiösen Kalender 2019 der NRW-Landesregierung kann man kostenlos bestellen. Entweder online über den Broschürenservice oder telefonisch unter der Rufnummer: 0211 / 837 1001 (montags bis freitags von 8.00 – 18.00 Uhr). Außerdem gibt es auch eine digitale Version zum Download.

Sonntag, 13.01.2019