Gärtner im Advents- und Weihnachtsstress

von Carsten Griese

Sonntag, 01.12.2019

Schild mit Aufschrift Christbaumverkauf
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NRW hat mit 18.000 Hektar die bundesweit größte Anbaufläche für Weihnachtsbäume. Davon entfallen allein auf das Sauerland 12.500 Hektar.

Im Winter ist die Pflanzenwelt draußen im Tiefschlaf. Trotzdem haben Gärtner und Floristen alle Hände voll zu tun. Adventskränze und weihnachtliche Gestecke müssen rechtzeitig fertig werden, und dann wartet auch noch das Geschäft mit den Weihnachtsbäumen.

Die stressige Zeit beginnt für die Blumen- und Gartenfachgeschäfte schon Mitte Oktober, wenn neben dem normalen Angebot zusätzlich noch Grabarrangements und Grabpflege erledigt werden müssen. Beides wird von der Kundschaft zu den Feiertagen Allerheiligen (1.11.) und Allerseelen (2.11.) stark nachgefragt. Und anschließend muss der Blick der Gärtner und Floristen schon Richtung Advent und Weihnachten gehen.

Das Fachblatt "Gestalten & Verkaufen" schreibt dazu auf seiner Internetseite: "Viele Geschäfte klagen im Adventsgeschäft über eine hohe Arbeitsbelastung mit entsprechend hohen Personalkosten. Es gibt Stress und die Motivation der Mitarbeiter nimmt ab. Deshalb sind Strategien für eine Optimierung dieser Zeit gefragt – mit vertretbarem Personaleinsatz, ohne dass der Umsatz darunter leidet." Weiter heißt es dort: "Sich erst nach Allerheiligen oder Totensonntag (…) um das Adventsgeschäft zu kümmern, ist zu spät. Manche Gartencenter starten ihre Adventsmärkte bereits im Oktober, Fachbetriebe sollten sich spätestens nach dem ersten November adventlich präsentieren."

Alle Jahre wieder geht es auch im Gartenbaubetrieb von Karl-Heinz Overhoff in Witten hoch her. Für einen handgebundenen Adventskranz braucht seine Frau Ute ein halbe Stunde. Pro Tag schafft sie so ein gutes Dutzend, wobei auch modische Trends berücksichtigt werden wollen: "Wir machen auch viele Sachen, die mit Kräutern zwischengebunden sind wie Rosmarin, Thymian und Steineiche, Konifere, Zypresse aus südlichen Ländern, um natürliche Düfte und natürliche Materialien mit verwenden zu können."

Karl-Heinz Overhoff ist engagierter Christ und arbeitet als Presbyter nebenbei ehrenamtlich in der Leitung seiner evangelischen Kirchengemeinde mit. Die feiert im Advent sogar Gottesdienste in seinem Gartenbaubetrieb – eine willkommene Atempause für den Gärtner und seine Frau im sonst so stressigen Weihnachtsgeschäft.

Als Christ weiß Overhoff um die Bedeutung der Adventszeit, in der früher sogar gefastet wurde, um sich auf die Geburt Jesu an Weihnachten vorzubereiten. Doch das Geschäft muss laufen und der Rubel rollen. Eine Situation wie "zwischen Baum und Borke". Echte Besinnlichkeit kommt in dem Familienbetrieb erst auf, wenn auch der letzte Weihnachtsbaum verkauft ist, sagt Karl-Heinz Overhoff: "Zur Ruhe komme ich Heiligabend. Nach Weihnachten, dann beginnt für mich wirklich die ruhige Zeit."

Sonntag, 01.12.2019