Fronleichnam findet statt

von Christof Beckmann

Donnerstag, 03.06.2021

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Monstranz mit Hostie, Foto: KiP

Glauben kommt vom Hören, mag sein. Aber vor allem an einem Tag wie diesem, der vor gut 800 Jahren erfunden wurde, sind alle Sinne angesprochen. Auch wenn die üblichen Prozessionen einigermaßen ausgebremst sind – Fronleichnam findet statt. ...

INFO: Das Wort Fronleichnam stammt vom mittelhochdeutschen „fron“ („Herr“) und „lichnam“ („lebendiger Leib“) und erinnert an das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngernam Gründonnerstag mit einem eigenen Festtag. Üblicher Termin für das Fronleichnamsfest am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest (1. Sonntag nach Pfingsten). Katholische Christen verehren an diesem Tag in der Hostie das Altarsakrament, das ihnen als Zeichen für die bleibende Gegenwart Jesu Christi gilt. Das Fest geht auf eine Vision der später heiliggesprochenen Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahr 1209 zurück Sie habe nach der Legende beim Beten den Mond gesehen, der an einer Stelle verdunkelt gewesen sei. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond die Kirche bedeute, der dunkle Fleck das Fehlen eines Festes des Eucharistie-Sakraments. In Lüttich wurde das Fest erstmals 1246 gefeiert und 1264 von Papst Urban IV. zum Fest der Gesamtkirche erhoben.

Seit dem 13. Jahrhundert wird als sichtbares Zeichen das eucharistische Brot, die Hostie, in einem Schaugefäß, der Monstranz, durch die Straßen getragen Hunderttausende Gläubige begleiten die konsekrierte Hostie in einer Monstranz feierlich unter Gesang und Gebet durch die Straßen. An vier Stationen („Altären“) werden das Evangelium verlesen, Fürbitten gesprochen, und der Segen für die gesamte Bevölkerung gespendet. Die Prozession ist seit 1279 besonders traditionsreich in Köln: Hier begleiten normalerweise u.a. bei der „Mülheimer Gottestracht“ (www.muelheimer-gottestracht.de) mehr als 100 Boote das große Schiff mit dem Allerheiligsten auf dem Rhein.

Im Mittelalter wurde der Feiertag zunehmend dazu genutzt, um zusätzliche Ablassgelder zu gewinnen. Nicht zuletzt deshalb war der Reformator Martin Luther ein ausdrücklicher Gegner des Fronleichnamsfestes: Er bezeichnete es 1527 als das „schädlichste aller Feste“, betrachtete die Prozessionen als unbiblisch und als Gotteslästerung. Nach dem Konzil von Trient (1545 und 1563) gewann das Fest im Umkehrschluss als „antiprotestantische Demonstration“ an Bedeutung, wurde im Barock zunehmend prunkvoller und nach dem von Preußen ausgehenden Kulturkampf zur Demonstration der katholischen Sammlung und Stärke. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus erfuhren die Prozessionen eine zusätzliche politische Bedeutung.

Konfessionelle gegenseitige Provokationen gehören heute längst der Vergangenheit an, vielmehr wirken nicht selten evangelische Pastoren in Amtstracht bei der Fronleichnamsfeier mit. Ein wirkliches ökumenisches Fest ist es aber trotzdem nicht. Dazu ist in beiden Konfessionen das theologische Verständnis des Abendmahls, das im Zentrum der Fronleichnamsfeier steht, zu unterschiedlich. Mit Blick auf die traditionellen Fronleichnamsprozessionen eint katholische und evangelische Christen das biblische Bild vom „wandernden Gottesvolk“, dessen Mitte Christus als das „Brot des Lebens“ ist. In der Orthodoxen Kirche ist die Zurschaustellung des eucharistischen Brotes dagegen unbekannt.

Fronleichnam ist gesetzlicher Feiertag in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie in ausgewählten Gemeinden in Sachsen und Thüringen.

Fronleichnam in den NRW-Bischofsstädten:

  • Aachen, Dom: Ab 7 Uhr werden am 3. Juni 2021 30 Messen in Aachen-Stadt gefeiert, teils open-air. Der Gottesdienst im Dom beginnt um 10:00 Uhr.
  • Essen, Burgplatz: Das Fronleichnamsfest am Donnerstag, 3. Juni, wird in diesem Jahr mit einem Freiluft-Gottesdienst um 10 Uhr auf dem Burgplatz vor dem Essener Dom gefeiert (250 Sitzplätze, Anmeldung online möglich). Jedoch muss wie im vergangenen Jahr die traditionelle Prozession durch die Innenstadt ausfallen. Der Gottesdienst mit Bischof Franz-Josef Overbeck wird musikalisch von den Domsingknaben, dem Mädchenchor am Essener Dom und einem Bläser-Ensemble begleitet. Wie gewohnt sind die muttersprachlichen Gemeinden mit ihren Abordnungen vertreten – im Bistum Essen sind italienische, spanische, polnische, kroatische, koreanische, syrische und afrikanische Katholiken beheimatet. 250 Sitzplätze mit dem gebotenen Abstand von 1,5 Metern zueinander stehen bereit. Anmelden kann man sich auf der Internetseite dom-essen.de
  • Kölner Dom: Der Kölner Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki, zelebriert am 3. Juni 2021 um 10:00 Uhr das Pontifikalamt zu Fronleichnam im Kölner Som. Aufgrund der Corona-Pandemie findet in diesem Jahr kein Gottesdienst auf dem Roncalliplatz statt. Auch die traditionelle Prozession durch die Kölner Innenstadt entfällt. Anschließend zieht eine kleine Sakramentsgruppe stellvertretend für die Gläubigen um die Kathedrale. Mehr: koelner-dom.de
  • Münster: 11 Pontifikalhochamt auf dem Domplatz mit Domchor und Dombläsern, Predigt und Zelebrant: Felix Genn, die Prozession entfällt. Teilnahme vor Ort durch Scannen der Luca-App oder mit ausgefülltem Formular zur Kontaktverfolgung unter www.paulusdom.de bzw. Ausfüllen vor Ort. 15 Uhr Vesper mit dem Bischof, 18.30 Messe.
  • Paderborn: Zu Fronleichnam beginnt das Pontifikalamt mit Erzbischof Hans-Josef Becker um 10:00 Uhr auf dem Domplatz, auch als Livestream verfügbar, 12:00 Uhr Messfeier, 17:00 Sakramentsandacht, 18:00 Abendmesse.
Donnerstag, 03.06.2021