Frisch ausgepackt: Die neue Lutherbibel ist da

von Friederike Ursprung

Sonntag, 30.10.2016

Bibeln in verschiedenen Farben
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Die revidierte Lutherbibel 2017 ist als Jubiläumsausgabe für 25 Euro erhältlich. Die Standdardausgaben in verschiedenen Farben bekommt man für etwa 22 Euro.

32 Jahre nach der letzten Überarbeitung ist am 19. Oktober 2016 eine neue Lutherbibel in revidierter Fassung erschienen. An vielen Stellen verwarfen die Experten frühere Korrekturen und kehrten zu Luthers Originaltext zurück.

Seit 2010 arbeiteten 70 Fachleute an der Revision von Altem und Neuem Testament. Ziel war diesmal nicht, die Lutherbibel sprachlich zu modernisieren und so für heutige Ohren verständlicher zu machen. Vielmehr ging es den Experten mit Blick auf das bevorstehende Reformationsjubiläum 2017 darum, die schöpferische Kraft von Luthers Übersetzung wieder neu hörbar zu machen. An vielen Textstellen sei man deshalb wieder zu originalen Lutherworten zurückgekehrt ist, erklärt der Theologieprofessor Dr. Christoph Kähler, der die Revision geleitet hat.

Viele Sätze seien durch frühere Revisionen aus ihrem lyrischen Rhythmus gebracht worden, so Kähler: "Luther ist nach wie vor gut verständlich und hat es besser gemacht als die, die ihn korrigiert haben." Beispiel Matthäus-Evangelium Kap.12, Vers 34: "Ihr Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid?" So steht es in der Ausgabe von 1984. Die Ausgabe 2017 gibt dem weniger modernen, dafür aber prägnanteren Original-Begriff Luthers wieder den Vorzug "Ihr Otterngezücht, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid?". Eine Änderung gegenüber 1984, die man beim ersten Lesen beinahe nicht bemerkt, findet sich unter anderem auch in Matthäus 5,9: "Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen" hieß es früher. Nun wurde der Interpretationsspielraum durch eine eindeutigere Formulierung ein wenig eingeschränkt: "Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen":

In die Revision der Lutherbibel von 1984 sind auch neuere Forschungsergebnisse mit eingeflossen. So werden beispielsweise im 1. Korintherbrief nun nicht mehr nur "Brüder", sondern "Brüder und Schwestern" angesprochen. Außerdem ersetzte man einige Begriffe, denen im letzten Jahrhundert eine herabsetzende Bedeutung zugesprochen wurde. Das durch die NS-Zeit belastete Wort "Judengenosse", das in der Apostelgeschichte auftaucht, wird in der neuen Lutherbibel durch das griechische Fremdwort "Proselyt" ersetzt.Änderungen wurden außerdem auch dort vorgenommen, wo Luthers Sprache für heutige Ohren unklar oder missverständlich war. So wurde beispielsweise aus der "Wehmutter" die "Hebamme", und der mittelalterliche Begriff "Erbgut", bei dem heute jeder an Gene und DNA denkt, ist mit "Erbe" oder "Erbzins" treffender übersetzt.

Wo es während der Revision Veränderungen gab, erfolgten diese nicht leichtfertig, berichtet Prof. Dr. Christoph Kähler im Gespräch mit der "Rheinischen Post": "Uns allen war klar, dass es Texte sind, die etwas bedeuten und die uns bewegen. Deswegen haben wir über viele Änderungen auch heftig gestritten." Unbestritten und deshalb auch unangetastet blieben "Herzstücke" der Bibel wie das Vaterunser und der Psalm 23. Ihr Wortlaut aus Luthers Übersetzung sei – so Kähler - in den Gemeinden so tief verwurzelt, dass Änderungen für Unruhe sorgen könnten.

Doch nicht nur in den Gemeinden ist Luthers Wortwahl noch bis heute sehr präsent – auch viele Sprichwörter, die wir noch heute kennen und nutzen, stammen von Martin Luther. Wussten Sie zum Beispiel, dass die Redewendung "etwas mit Füßen treten" in Luthers Übersetzung des ersten Buches Samuels seinen Ursprung hat? Oder dass der schadenfrohe Spruch "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein" aus Luthers Übersetzung der Sprüche Salomos schon in der Zeit bekannt war, in der derWissenschaftler Galileo Galilei noch lebte?

Die neu überarbeitete Lutherbibel wurde bei der Frankfurter Buchmesse der Öffentlichkeit vorgestellt. Erstverkaufstag in den Buchhandlungen war der 19.Oktober 2016. Anlässlich der Übergabe an die evangelischen Gemeinden überträgt das ZDF am 30.10.2016 ab 9:30 Uhr einen Gottesdienst aus der Georgenkirche in Eisenach. Geleitet wird die Feier von Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm (Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, EKD) und der Theologin und Reformationsbotschafterin Dr. Margot Käßmann.Alle weiteren Informationen zum Reformationsjahr, zur Lutherbibel sowie Termine zu Veranstaltungen finden Sie unter www.r2017.org undwww.luther2017.de
Sonntag, 30.10.2016