Flüchtlinge: Vlotho hilft Jugendhaus in der Slowakei

von Christopher Deppe

Sonntag, 17.04.2022

Demonstranten protestieren gegen den Ukraine-Krieg
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Solidarität mit ukrainischen Kriegsflüchtlingen zeigt auch der Ev. Kirchenkreis Vlotho und unterstützt ein zur Flüchtlingsunterkunft umgewidmetes Jugendhaus in seiner slowakischen Partnergemeinde. (Foto: Pixabay)

Mit Kriegsbeginn in der Ukraine hat Hans-Ulrich Strothmann aus dem Evangelischen Kirchenkreis Vlotho seine 30 Jahre währenden Kontakte in die Slowakei genutzt und erreicht, dass ein dortiges Jugend-Freizeithaus seine Türen für Flüchtlinge öffnet.

Strothmann kennt dieses Haus seit 1992. Damals war er mit einer Gruppe deutscher Jugendlicher vor Ort, um beim Bau des Hauses zu helfen. Auch das nötige Geld für das Projekt hat er seinerzeit mit organisiert: „Mit Mitteln aus dem Kirchenkreis Vlotho, die wir mit Jugendlichen gesammelt haben und Mitteln aus dem Kirchenbezirk Pirna, weil der dortige Diakon Karl Brause (…) aus DDR-Zeiten auch mit dieser Gemeinde Kontakt hatte. Gemeinsam haben wir viel Gutes erreicht.”

Das Freizeithaus „Elpis“ (deutsch: „Hoffnung”) gehört zu einer kleinen, nur rund 300 Mitglieder umfassenden evangelischen Kirchengemeinde im Städtchen Liptovský Trnovec (gesprochen: Liptowski Tirnowitz) im Norden der Slowakei. Das Gebäude, das normalerweise für Jugend- und Konfirmandenfreizeiten, für Kindergottesdienste oder einfach als Gemeindehaus genutzt wird, verfügt über 30 Betten, einen Tagungs- und Speiseraum sowie eine Gemeinschaftsküche. Gute Voraussetzungen also, um hier Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen.

Mit dieser Idee wandte sich Strothmann an die Pfarrerin der slowakischen Gemeinde: „Ich hab´ dann zum Telefonhörer gegriffen und Eva Ščerbáková angerufen und habe gefragt: »Könnt ihr das Haus öffnen?«“ Die Zusage kam prompt, so dass zurzeit über 20 ukrainische Flüchtlinge und ein Hund im Freizeithaus eine sichere Zuflucht gefunden haben. “Neben einer sicheren Unterkunft und Verpflegung helfen wir, die Kinder in slowakischen Schulen unterzubringen; einen Arzttermin zu vereinbaren; einen Job zu suchen und so weiter“, erzählt Eva Ščerbáková.

Aber alleine kann ihre kleine Kirchengemeinde das nicht stemmen, sagt die Pfarrerin: “In unserer bergigen Umgebung herrschen auch jetzt Nachttemperaturen von minus acht bis minus zehn Grad. Wir haben also hohe Heizkosten.“ Und hier kommen erneut die Kirchenkreise Vlotho und Pirna ins Spiel. Gemeinsam haben sie eine Spendenaktion gestartet, um Eva Ščerbáková und ihrer Gemeinde zu helfen. Für den sicheren und zielgenauen Transfer des Geldes sorgt als weiterer Partner das Gustav-Adolf-Werk. Das erfahrene und zugleich älteste evangelische Hilfswerk unterstützt protestantische Gemeinden in der Diaspora.

Bis jetzt sind bei der Spendenaktion schon über 50.000 Euro zusammengekommen. Davon kann das Freizeithaus geheizt werden. Auch Lebensmitteleinkäufe, eine Waschmaschine und eine bessere Internetanbindung wurden schon mit den Geldern aus Deutschland finanziert. Demnächst soll sogar eine KiTa für die ukrainischen Kinder an den Start gehen. Auch psychologische Hilfe und Ausflüge im Sommer sind in Planung.

Die Geflüchteten sind dankbar, vor allem für die Heimatnähe ihrer Unterkunft, sagt Hans-Ulrich Strothmann vom Evangelischen Kirchenkreis Vlotho: „Alle, die bisher dort wohnen, haben ausnahmslos erklärt, dass sie dort bleiben möchten. Die 200 Kilometer bis zur Grenze scheinen weit genug weg zu sein, um sich sicher zu fühlen, aber doch nah genug, um den Impuls zu haben: »Ich kann ja dann bald auch wieder nach Hause fahren«.“ Und Pfarrerin Eva Ščerbáková ergänzt: “Wir trösten uns gegenseitig in der Hoffnung, dass dies alles nur vorübergehend ist. Vielleicht nächste Woche, vielleicht nächsten Monat können alle wieder nach Hause zurück gehen.“

Wer die Flüchtlingsarbeit in der slowakischen Gemeinde unterstützen möchte, kann spenden:

KD-Bank Dortmund
IBAN DE63 3506 0190 2101 0110 14
Stichwort: "Ev. Flüchtlingshilfe ELPIS Slowakei“
 

Das Gustav-Adolf-Werk gibt die Spenden zu 100 % an die slowakische Kirchengemeinde weiter.

Wie der Evangelische Pressedienst am 5. April 2022 meldete, leistet in Deutschland auch das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) Hilfe bei der Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine. Nach Aussage von DJH-Hauptgeschäftsführer Julian Schmitz seien aktuell in rund 40 der insgesamt mehr als 400 Jugendherbergen schutzbedürftige Menschen aus der Ukraine untergebracht.

Sonntag, 17.04.2022