Ebola: trotz Hilfe noch keine Entwarnung

von Feldmann-Uhl/Medienkontor

Sonntag, 19.10.2014

afrikanisches Kleinkind erhält eine Spritze in den Arm
Beitrag anhören

Schon vor Ausbruch der Ebola-Epidemie war das Gesundheitssystem in Westafrika nicht ausreichend

Im Februar 2014 tauchten im westafrikanischen Guinea die ersten Ebola-Fälle auf. Doch erst als die Krankheit auch in den Nachbarländern grassierte und die Zahl der Infizierten und Toten immer weiter stieg, rollte die internationale Hilfe an.

Inzwischen haben Weltbank, EU und die USA zwar Hilfsgelder in Höhe von mehreren Hundert Millionen Dollar zugesagt, doch die versprochenen Hilfen kommen derzeit noch zu langsam an. Laut www.heute.de werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen „allein in den kommenden sechs Monaten insgesamt etwa 988 Millionen Dollar benötigt (...), um Ebola und die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Virus in Liberia, Sierra Leone und Guinea zu bekämpfen. Viele Experten gehen davon aus, dass die Seuche viel länger andauern wird.“ 

Derzeit beteiligen sich am Kampf gegen das Ebola-Virus mindestens 15 UN-Organisationen und private Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen oder das Rote Kreuz. Die Ärztin und Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission, Dr. Gisela Schneider, war im September in Liberia. Sie berichtet von dort: „Das Gesundheitssystem ist ganz klar überfordert. Es braucht viel mehr Helfer in den Behandlungszentren, es braucht aber auch neue Strategien, um dem Ansturm an Patienten, der jetzt entsteht, gerecht zu werden. (…) Ein neues Treatment Center aufzubauen, da brauch ich 4 bis 6 Wochen, ich muss Krankenschwestern rekrutieren, und die werden natürlich im Moment aus den normalen Krankenhäusern abgezogen in die Behandlungszentren – wo sie auch besser verdienen - und das schwächt natürlich das generelle Gesundheitssystem wiederum.“ 

Auch in den Nachbarländern sei die Situation dramatisch, erklärt Louay Yassin, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer: „Allein in Sierra Leone sind 2 Millionen Menschen unter Quarantäne, das ist ein Drittel der dortigen Bevölkerung. Die Angst vor Ansteckung ist natürlich sehr sehr groß, dadurch leidet natürlich die Wirtschaft extrem, es gibt Befürchtungen, dass die Wirtschaften dort zusammenbrechen könnten.“

In den USA hat sich vor einer Woche eine Krankenschwester, die einen eingeflogenen Ebola-Patienten aus Westafrika betreut hat, mit dem tödlichen Virus angesteckt. Einen ähnlichen Fall gab es vorher auch schon in Spanien. Auf die Frage, wie hoch das Risiko sei, dass das Ebola-Virus auf europäische Länder überspringe, erklärt Yassin, „dass für Spanien die Ansteckungsgefahr bei 75% liegt wegen des regen Austausches mit Westafrika, außerdem ist die Infektionsgefahr in Frankreich natürlich auch sehr hoch, und auch für Großbritannien liegt die Gefahr, dass eine Infizierung auftritt, bei 50%. In Deutschland ist das vielleicht ein bisschen geringer, aber wichtig ist: Hier muss vor Ort gehandelt werden. Dieses Mal ist es nicht so, dass Europa etwas für Afrika tun kann, sondern Afrika muss etwas für Europa tun – nämlich diese Seuche eindämmen.“

Sonntag, 19.10.2014