Domwallfahrt in Köln

von Elvis Katticaren

Sonntag, 27.09.2020

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Wahrscheinlich ist er die„Herzkammer“ des Doms, der Stadt und des ganzen Erzbistums: Der kostbare Dreikönigsschrein. Nur einmal im Jahr kann man nach alter Tradition unter ihm her gehen, bei der Domwallfahrt. Mehr mit Dom- und Stadtdechant Robert Kleine.

INFO: Wahrscheinlich ist er eine „Herzkammer“ des Doms, der Stadt und des ganzen Erzbistums: Der kostbare Schrein, an dem vor 800 Jahren die besten Goldschmiede ihrer Zeit arbeiteten. Nur einmal im Jahr kann man nach alter Tradition unter ihm her gehen - bei der Domwallfahrt. In diesem Jahr aber coronabedingt nicht: Deshalb werden vom 24. bis 27. September alle Besucher bei der Domwallfahrt, die an diesem Sonntag zu Ende geht, durch den Chorumgang am Schrein vorbeigeleitet. Auch hier gelten die gängigen Abstandsregelungen.

Domwallfahrt: Die lange erloschene mittelalterliche Wallfahrtstradition zum Kölner Dom und den Reliquien der Heiligen Drei Könige wurde 2006, ein Jahr nach dem Weltjugendtag in Köln, wieder aufgenommen. Sie findet im Vorfeld des Weihetags der Kölner Kathedrale am 27. September statt. Zentrales Element ist der Pilgerweg durch die Kathedrale, der sonst unter dem Dreikönigenschrein entlangführt. Viele der gewohnten Gottesdienste und Angebote finden statt – unter Berücksichtigung der aktuell gültigen Corona-Bestimmungen und -Hygienevorschriften So ist für die meisten Gottesdienste und Angebote eine Anmeldung auf www.dreikoenige-koeln.de erforderlich, denn für alle Veranstaltungen gilt eine Besucherobergrenze. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist zudem verpflichtend. In den Bänken des Domes wird dieser Schutz ebenfalls empfohlen. Das Singen ist während der Gottesdienste im Sitzen oder Stehen mit einem Abstand von zwei Metern erlaubt, nicht jedoch bei Prozessionen oder im Gehen. Auch der Pilgerweg, der an den Tagen der Dreikönigswallfahrt nachmittags durch den Dom führt, nimmt in diesem Jahr einen anderen Verlauf. „Herzlich laden wir Sie auch in diesem Jahr wieder ein, in der Nachfolge der Heiligen Drei Könige die Spuren Gottes im eigenen Leben zu entdecken“, sagt Domdechant Robert Kleine – und verweist auf das Programm zur Wallfahrt auf www.dreikoenige-koeln.de. Viele der bewährten Gottesdienste und Veranstaltungen können auch in diesem Jahr angeboten werden, etwa die Dreikönigsbegegnungen für Grundschulkinder und Menschen aus Altenzentren, die Andacht für alle Ehejubilare, die Vigil der Jugend mit Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Dr. Tobias Schwaderlapp und die besinnliche „Nacht der Mystik“. Ebenso das Pontifikalamt zur Feier der Kirchweihe am 27. September mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.

„Gemeinsam für Beirut“: Die Kollekten der Dreikönigswallfahrt kommen in diesem Jahr der Spendenaktion „Gemeinsam für Beirut“ zugute, die das Erzbistum Köln nach der verheerenden Explosionskatastrophe vom 4. August initiiert hat, um die Menschen in Beirut möglichst direkt und konkret zu unterstützen. Insbesondere werden die Spenden für den Wiederaufbau von Kirchen und Konventen eingesetzt, die bei der Explosion zum Teil vollständig zerstört wurden. Spenden können auch auf das Spendenkonto des Erzbistums Köln (Kontoinhaber: Erzbistum Köln, IBAN: DE 34 370 501 98 0019 6222 24, Sparkasse Köln/Bonn) mit dem Verwendungszweck „Gemeinsam für Beirut“ überwiesen werden.

Programm heute, Sonntag 27. September 2020:
10.00 h Pontifikalamt zur Feier der Kirchweihe mit Erzbischof Rainer Kardinal Woelki, Buchung Zugangskarten (ab 16.9.2020)
12.00 h Pilgermesse, Buchung Zugangskarten (ab 16.9.2020)
15.00 h Begegnung mit den hl. Dreikönigen mit Musik, Texten, Weihrauch und Gebet
17.00 h Vesper zum Abschluss der Dreikönigswallfahrt, Buchung Zugangskarten (ab 16.9.2020)
Der Pilgerweg ist geöffnet von 13.00-16.30 h
Mehr: https://dreikoenige-koeln.de/dreikoenigswallfahrt/programm-2020.html

Wallfahrtsort Köln / Pilgerweg Film: Domdechant Msgr. Robert Kleine beschreibt die fünf Stationen des Pilgerwegs im Kölner Dom: Redaktion: Pia Modanese, Kamera und Schnitt: Marcus Laufenberg, Produktion: koelner-dom.de

„Hohe Domkirche Sankt Peter und Sancta Maria“: Bereits an der Nordostecke der römischen Legionsstadt Colonia Agrippina gab es eine Vielzahl an Tempeln, Heiligtümern, Weihe- und Kultstätten. Um 300 n.Chr. baute dort der Kölner Bischof Maternus die erste christliche Kirchenanlage. Als sein späterer Nachfolger Rainald von Dassel 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln brachte, entwickelte sich die Stadt e zu einem der großen abendländischen Wallfahrtsorte. Die für die Reliquien gebaute Kathedrale - Erzbischof Konrad von Hochstaden legte am 15. August 1248 den Grundstein - sollte das größte Bauwerk nördlich der Alpen werden. Gebaut wurde bis 1560, als der Bau aus Mangel an Kapital und Interesse der Bürger beendet wurde. Mit neuer Begeisterung nahm man 1842 den Bau wieder auf. 1863 war das Innere fertiggestellt, die beiden 1880 vollendeten Türme waren das höchste Bauwerk der Erde. Der Domschatz in den unterirdischen Gewölberäumen des 13. Jahrhunderts an der Nordseite des Domes zeigt kostbare Reliquiare, liturgische Geräte und Gewänder, Insignien der Erzbischöfe und Domgeistlichen vom 4. bis zum 20. Jahrhundert, mittelalterliche Skulpturen und fränkische Grabfunde. Die wechselvolle Geschichte der Kölner Kathedrale präsentiert sich in dieser einzigartigen Kombination von historischen Gewölberäumen mit Resten der römischen Stadtmauer, Säulen vom Vorgängerbau des Domes, moderner Architektur und der neuartigen Präsentation des Domschatzes.

Das für den 15.08.1948 angesetzte Fest zur 700-Jahr-Feier der Grundsteinlegung fand kurz nach dem Krieg weltweite Beachtung und galt für Köln als eine Art Wiederauferstehung aus den Trümmern. Der gesamte Innenraum wurde nach Behebung der Kriegsschäden 1956 wiedereröffnet. Zur 750-Jahr-Feier wurde der Dom offiziell in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die größte Kirche Deutschlands ist mit ihren 157,38 Metern Höhe nach der Moschee von Casablanca in Marokko mit 172 Metern und dem Ulmer Münster mit 162 Metern das dritthöchste Gotteshaus der Welt. Links: www.koelnerdom.de, www.dombau-koeln.de.

Dreikönigsschrein: Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom ist ein als Goldschmiedearbeit hergestelltes Reliquiar aus der Zeit Ende des 12. Jahrhunderts. Er ist 500 Kilo schwer und mit 220 cm Länge, 110 cm Breite und 153 cm Höhe der größte erhaltene mittelalterliche Schrein und gehört zu den wichtigsten Goldschmiedearbeiten des Mittelalters. Er dient der Aufbewahrung von Gebeinen, die von Konstantinopel nach Mailand gelangten und die Erzbischof Rainald von Dassel, der für Italien zuständige Reichskanzler von Kaiser Barbarossa, aus der Kirche Sant´Eustorgio als Kriegsbeute in den karolingischen Hildebold-Dom nach Köln brachte. Sein Nachfolger Erzbischof Philipp von Heinsberg beauftragte Nikolaus von Verdun mit der Herstellung des zweigeschossigen Schreins aus Gold, vergoldetem Silber, Kupfer und Emaille, die 1225 abgeschlossen war. Mit zahlreichen goldenen Figuren, Edelsteinen und antiken Schmucksteinen, die auf einem Eichenholzkern aufgebaut sind, illustriert er die christliche Heilsgeschichte von den Anfängen des Alten Testaments bis zum Jüngsten Gericht. Er wurde im 1248 begonnenen gotischen Dom zum Ziel großer Pilgerströme, auch für die in Aachen gekrönten deutschen Könige war er ein Pflichttermin. Seit 1948 steht der Schrein hinter dem Hochaltar. Er enthält die Schädel und Knochen von drei Männern unterschiedlichen Alters, zudem die Gebeine von Gregor von Spoleto sowie weitere unbeschriftete Skelettteile, die lange den Heiligen Felix und Nabor zugeschrieben wurden. Die Untersuchung der Stoffe, die die Knochen umhüllten, ergab in den 1980er Jahren, dass sie im Nahen Osten hergestellt wurden und aus dem 2. und 4. Jahrhundert stammen.

Kölner Dom wieder für Touristen geöffnet: Ab sofort dürfen Touristen können den Kölner Dom montags bis samstags zwischen 10.00 Uhr und 20.00 Uhr und sonntags zwischen 8.00 Uhr und 20.00 Uhr wieder besuchen. Dabei dürfen sich bis zu 200 Menschen zeitgleich in der Kathedrale aufhalten. Die Besucher müssen einen Mund-Nase-Schutz tragen, Abstand zueinander halten und auf einem abgesperrten Weg gehen. Der Chorumgang bleibt ebenso wie die Domschatzkammer vorerst geschlossen. Auch Turmbesteigungen und Führungen sing noch nicht möglich. Während der Gottesdienste ist nur der hintere Bereich für Touristen zugänglich. Um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, war der Kölner Dom ab Mitte März lediglich zum persönlichen Gebet geöffnet. Gottesdienste mit Teilnehmern und unter Auflagen gibt es im Dom seit dem 3. Mai wieder. Links: www.koelnerdom.de, www.dombau-koeln.de

Domführungen (Gruppen): KölnTourismus GmbH, Unter Fettenhennen 19, 50667 Köln, Tel. 0221 / 22123332, Fax 0221 / 221 24848, E-Mail: koelntourismus@stadt-koeln.de, www.stadt-koeln.de. Domforum – Besucherzentrum des Doms, Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 925847-30, Fax -31, Internet: www.domforum.de.

Unser Gesprächspartner: Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplanzeit in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates.
Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: presse@katholisches.koeln, Mo- Fr 9.30 - 13.30 Uhr.

Sonntag, 27.09.2020