Die Tränen des Laurentius

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 12.08.2018

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Der heilige Laurentius von Rom. Mosaik im Mausoleum der Galla Placidia in Ravenna, 5. Jahrhundert.

Ein Blick zum Himmel lohnt sich in diesen Tagen ganz besonders, denn jetzt tummeln sich die Sternschnuppen. Sie gelten als die Tränen des Märtyrers, der vor über 1750 Jahren für seinen Glauben starb. Sie werden auch die „Tränen des Laurentius“ genannt…

INFO: Jedes Jahr um die gleiche Zeit treten Reste des Kometen Swift-Tuttle mit etwa 60 km/Sekunde in die Erdatmosphäre ein. Dabei regen die meist millimeterkleinen Gesteinsbrocken in 130 bis 80 km Höhe Luftmoleküle zum Leuchten an. Der Regen von zu 100 Sternschnuppen pro Stunde erreicht laut www.leoniden.net in der Nacht vom 12. auf den 13. August seinen Höhepunkt. Da sie aus der Richtung des Sternbildes Perseus zu regnen scheinen, werden sie auch „Perseiden“ genannt.

In Europa brachte man sie mit dem in Spanien geborenen Märtyrer Laurentius in Verbindung. Weil dessen Gedenktag am 10. August im Heiligenkalender steht, werden sie auch als „Tränen des Laurentius“ bezeichnet. Als einer der sieben Diakone der Christengemeinde in Rom war er für die Finanzen und die Sozialarbeit der Kirche in der Stadt zuständig. Zur Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Valerian wurde er am 10. August 258 auf einem glühenden Rost gefoltert und hingerichtet - weil er die Armenkasse nicht herausgeben und seinem Glauben nicht abschwören wollte. Über seinem Grab wurde 330 durch Kaiser Konstantin die Kirche S. Lorenzo fuori le mura in Rom errichtet. Als einer der meistverehrten Heiligen der Kirche erhielt er in Rom fast die Bedeutung von Petrus und Paulus - noch weitere 30 Kirchen in Rom sind nach ihm benannt. In der Krypta ruhen seine Gebeine zusammen mit denen des Stephanus in einem antiken Sarkophag; die beiden werden als „Protomärtyrer“, die besonders vorbildlichen oder Erzmärtyrer bezeichnet. Laurentius gilt als Nothelfer für Brandverletzte und Fieberleidende sowie als Patron der Feuerwehrleute, Köche, Bäcker, Glasbläser und Köhler.

Auch in Deutschland ist Laurentius Patron vieler Städte. Hier hatte sich seine Verehrung besonders nach dem Sieg Kaiser Ottos I. über die Ungarn am Laurentiustag 955 verbreitet. Sein Haupt wurde der Überlieferung nach durch Karl den Großen der Abtei St. Vitus im heutigen Mönchengladbach geschenkt worden sein. Vergeblich bemühte sich Philipp II. von Spanien und seine Nachfolger 1570-1628, die Schädelreliquie für das nach dem Grundriss eines Rostes gebaute Kloster San Lorenzo (EI Escorial) zu erlangen. Heute soll es im Vatikan sein. Eine wichtige Bedeutung erhielt der Laurentius-Tag im Brauchtum: „Laurentiusbrot“ wurde gesegnet und an Arme, oft ebenfalls an das Vieh, verteilt. Auch die Cranger Kirmes, eines der größten Volksfeste in Deutschland, geht auf den ehemaligen Pferdemarkt zurück, der seit dem 15. Jahrhundert um den Laurentiustag, den 10. August, stattfand. Der Tag ist auch für Wuppertal wichtig, hier werden Reliquien des Stadtpatrons in der Basilika Sankt Laurentius bewahrt: Internetseite der Gemeinde zur laufenden Laurentius-Oktav. Da der Heilige ikonografisch oft mit einem Grillrost dargestellt wird, taucht das Rost im Stadtwappen auch anderer Orte auf.

Video der Citypastoral Wuppertal zum Stadtpatron-Jubiläum 2012:

Sonntag, 12.08.2018