12. August: Gedenktag Karl Leisner

von Dr. Christof M. Beckmann

Sonntag, 12.08.2018

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Zu seinem 100. gab es eine Briefmarke, Denkmäler und Spuren gibt es am Niederrhein reichlich. „Segne auch, Höchster, meine Feinde!“ – das ist Karl Leisners letzter Tagebucheintrag. Nur kurz darauf, am 12. August, ist er völlig entkräftet gestorben.

INFO: Am 28. Februar 1915 in Rees am Niederrhein geboren und aufgewachsen in Kle­ve, trat Karl Leisner als Gymnasiast der katholischen Jugendbe­we­gung bei. Der begeisterte Jugendleiter machte 1934 Abitur und studierte zunächst in Münster, um Prie­ster zu werden. Als ihn der Bischof von Münster mit dem Amt des Diözesanjung­scharführers betraute, geriet Leisner in das Visier der Gestapo. Seine Außensemester absolvierte er 1936/37 in Freiburg, anschließend den Pflicht­arbeitsdienst. 1939 wurde er zum Diakon ge­weiht. Kurz vor seiner Priesterweihe zwang ihn eine schwere Lungentuberkulose zur Ausheilung in ein Sanatorium in St. Blasien/Schwarzwald. Eine Äu­ßerung zum Attentat von Georg Elser auf Adolf Hitler am 8. November 1939 führte dort am 9. November 1939 zur Ver­haftung. Über Gefängnisse in Freiburg und Mannheim sowie das KZ Sachsenhausen kam er im Dezember 1940 ins KZ Dachau, wo er ab 1942 im Krankenrevier mit bis zu 150 Lungen­kranken zusammengepfercht war. Im dortigen „Pfarrerblock“ waren mehr als 2.700 überwiegend katholische Geistliche aus vielen Nationen inhaftiert, von denen über 1000 starben.
Als im September 1944 der französische Bischof Gabriel Piguet von Clermont ins KZ Dachau eingewiesen wurde, gab es zahlreiche heimliche Vorbereitungen für Leisners bislang nicht mögliche Priesterweihe. Unter Gefahr für alle Beteiligten weihte Bischof Piguet am 17. Dezember 1944 den schwer­kranken Dia­kon im Block 26 zum Priester, seine erste und einzige heilige Messe feierte der Neu­priester am Stepha­nustag, dem 26. Dezember 1944. Am 4. Mai 1945 wurde er aus dem KZ befreit und verbrachte die letzten Wochen seines Lebens im Lungensanatorium Planegg bei München. Er starb am 12. August 1945, sein Grab befindet sich in der Krypta des Xantener Domes. Am 15. März 1980 genehmigte Papst Johannes Paul II. die Eröffnung des Selig­spre­chungsprozesses, am 23. Juni 1996 sprach er Karl Leisner in Berlin selig. 2007 wurde in der Diözese Münster für Karl Leisner der Heiligsprechungs­prozess eingeleitet, der jedoch vorerst nicht zu Ende geführt wurde. Weitere Infos zu Karl Leisner: http://www.karl-leisner.de/

StiftsMuseum Xanten: Das Museum zeigt Zeugnisse der Geschichte von Dom, Viktorstift sowie der Geschichte der gesamten Region. International bedeutsame Reliquiengefäße, Altargeräte, Skulpturen, Gemälde und über 450 kunstvollen Textilien gehören zu den kostbaren Xantener Kirchenschätzen, die bis ins 5. Jahrhundert zurückgehen. Das Museum bewahrt auch den Nachlass Karl Leisners, die Tagebücher, seinen Kelch und das priesterliche Gewand, das er beim Weihe-Gottesdienst im KZ trug, dazu viele persönlichen Dinge, die von Leisners Familie dem Stiftsmuseum überlassen wurden. Historische Fotos und große Schautafeln berichten aus Leisners Leben und über den zeitlichen Kontext. Das StiftsMuseum Xanten (Kapitel 21) hat dienstags bis samstags von 10 Uhr bis 17 Uhr sowie sonn- und feiertags von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt 4 Euro für Erwachsene, Eintritt frei für unter 18-jährige Besucher.
Sonderführung: Am Sonntag, 12. August, gibt es eine Kombi-Führung, die auch die neben den 10 Räumen des StiftsMuseums die StiftsBibliothek zeigt. Heinz-Josef Boos stellt eine Auswahl der schönsten und spannendsten Exemplare aus rund 15.000 in meterhohen Regalen bewahrten historischen Druckwerken vor. Beginn: 14.30 Uhr, Dauer: 90 Min., Eintritt 4 Euro (ermäßigt 3 Euro), keine Anmeldung erforderlich, Treffpunkt: Museumsfoyer. Mehr: https://www.stiftsmuseum-xanten.de/

Karl Leisner-Film: Am 27. Februar hatte der Film „Karl Leisner - Christ aus Leidenschaft” Premiere im Münchener Kardinal Wendel-Haus (Katholische Akademie). Beteiligt an der Produktion von Max Kronawitter (Ikarus-Filmproduktion) waren u.a. Hans-Karl Seeger und Gabriele Latzel vom Internationalen Karl Leisner-Kreis (IKLK). Internet: http://www.ikarus-film.de/BUCHHINWEIS: Hans-Karl Seeger und Gabriele Latzel (Hg.), im Auftrag des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK) unter besonderer Mitarbeit von Christa Bockholt, Hans Harro Bühler und Hermann Gebert: Karl Leisner – Tagebücher und Briefe, Eine Lebens-Chronik, 5 Bde., 4.368 Seiten, 5 Bänder im Schuber, Kevelaer 2014, ISBN 978-3-7666-1881-8, 139,00 €. Vorbestellung: www.chrisbuch.de

Xanten: Die Stadt Xanten ist Standort eines um 13/12 vor Christus errichteten ersten Militärlagers „Vetera“, das den Vorstoß der römischen Expansion in das rechtsrheinische Germanien sichern sollte. Obwohl die Niederlage in der berühmten Varusschlacht im Jahre 9 nach Christus den Rhein zur Ostgrenze des Reichs machte, blieben die Römer. Die wohl um 69/70 n. Chr. Im Zuge des Bataver-Aufstandes vernichtete Siedlung wurde neu errichtet, als größtes Legionslager nördlich der Alpen ausgebaut und erhielt um 98 den Status einer Colonia. Die „Colonia Ulpia Traiana“ erreichte ihre Blütezeit im 2. Jahrhundert. Nach der Zerstörung durch die Franken im Jahr 275 wurde das Gebiet der Stadt reduziert, doch konnte sie nach Überfällen germanischer Stämme ab dem Beginn des 5. Jahrhunderts nicht mehr gehalten werden. Die Siedlung, die sich auf dem ehemaligen Friedhof der Colonia an frühchristlichen Märtyrergräbern entwickelte, erhielt zur Mitte des 8. Jahrhunderts eine Kapelle, aus dem ein dem Hl. Viktor geweihtes Stift „ad sanctos“ wurde. Die daran entstehende Siedlung fränkischer und friesischer Händler erhielt den Namen „Sanctos“, das zu „Xanten“ wurde. Trotz der Einfälle der Wikinger konnte sich das unter kurkölnischer Herrschaft stehende Stift zur Stadt entwickeln. 1228 erhielt der Ort vom Kölner Erzbischof die Stadtrechte, 1263 wurde der Grundstein für den heutigen St.Viktor-Dom gelegt, der 1936 durch Papst Pius XI. 1936 zur „Basilica Minor“ erhoben wurde. Die Stadt blieb über Jahrhunderte geistliches und wirtschaftliches Zentrum der Region. Obwohl 1614 preußisch geworden, blieb Xanten katholisch geprägt. Mehr: www.xanten.de

Viktor von Xanten und sein Dom: Der Patron von Stadt und Dom gilt als christlicher Legionär, der nach der Legende mit 330 weiteren Angehörigen der Thebäischen Legion im 4. Jahrhundert im Amphitheater Veteras hingerichtet worden sein soll. Er ist Schutzpatron des über seiner Grabstätte errichteten St.-Viktor-Doms. Weitere Heilige, die im Rheinland mit der Legion in Verbindung gebracht werden sind der Hl. Gereon von Köln, Mallosus in Xanten, Gerebernus in Sonsbeck, Cassius und Florentius in Bonn und Mauritius in der Schweiz. Nach mehreren Vorgängerkirchen legte Propst Friedrich von Hochstaden 1263 den Grundstein für den gotischen Dom und das Grab des Hl. Viktor wurde Ziel von Wallfahrten. Öffentliche Umtragungen seiner Gebeine gehen wohl auf das 12. Jahrhundert zurück und sind für die Jahre 1315, 1376, 1400 und 1421 bezeugt.
Zum jährlichen Patronatsfest werden die Reliquien des Hl. Viktor bei der „Kleinen Viktortracht“ durch die Stadt getragen. Die „Großen Viktortrachten“ mit dem rund 100 Kilo schweren Viktorschrein aus dem 12. Jahrhundert führten im zeitlichen Turnus von etwa 25 Jahren zu einer Zisterzienserinnenkloster an der legendenhaften Stätte seines Martyriums am Fürstenberg. Drei „Große Viktortrachten“ fanden im 20. Jahrhundert statt: Bischof Clemens August Graf von Galen predigte 1936 hier öffentlich gegen den Nationalsozialismus. Die Viktortracht von 1966 galt der Danksagung für den Wiederaufbau nach dem Krieg, die nächste folgte 1991 zur 25. Wiederkehr der Erweiterung der Krypta mit den Gedenkstätten für die Nazi-Opfer Karl Leisner, Gerhard Storm und Heinz Bello.
Adresse: Dom St. Viktor, Kapitel, 46509 Xanten, April bis Oktober, Samstag 11.00 Uhr, Dauer 60 Minuten, Kosten: 4,00 € pro Person ab 15 Jahre, Treffpunkt: Tourist Information. Internet: http://www.sankt-viktor-xanten.de/wallfahrer-gaeste/st-viktor-dom/, http://www.xantener-dom.de.

Unser Gesprächspartner: Weihbischof Rolf Lohmann, geboren 1963 in Hamm, aufgewachsen in Westtünnen, machte Abitur am Beisenkamp-Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Katholische Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach der Priesterweihe 1989 im St.-Paulus-Dom in Münster war er Kaplan in St. Laurentius Coesfeld und Vikar in St. Johannes Billerbeck. 1997 wurde er Pfarrer und Rektor der Wallfahrt in St. Ida Lippetal-Herzfeld, die zu den ältesten Wallfahrten im Bistum Münster zählt. 2003 übernahm er zudem die Pfarrei Ss. Cornelius und Cyprianus in Lippborg. 2007 wurde Lohmann zum nichtresidierenden Domkapitular des Münsteraner Domkapitels ernannt, 2011 zum Wallfahrtsrektor und Pfarrer an der Marienbasilika im niederrheinischen Kevelaer und 2012 zum Dechanten des Dekanats Goch. Am 25. April 2017 wurde er von Papst Franziskus zum Titularbischof des untergegangenen Bistums Gor im heutigen Tunesien und zum Weihbischof in Münster ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm Bischof Felix Genn am 8. Juli 2017 im St.-Paulus-Dom in Münster. Lohmann ist als Regionalbischof für die Region Niederrhein mit Sitz in Xanten zuständig. Sein Wahlspruch lautet: Vos estis lux mundi („Ihr seid das Licht der Welt“, Mt 5,14 EU). In der Deutschen Bischofskonferenz gehört er der Pastoralkommission und der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen an. Rolf Lohmann, seit 2010 Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, engagiert sich als Mitglied im Deutschen Verein vom Heiligen Lande dort für zahlreiche Projekte.
Kontakt: Bischöfliches Büro, Kapitel 3, 46509 Xanten, Tel. 02801 / 986932-0, E-Mail: fischediek@bistum-muenster.de. Internet: www.bistum-muenster.de

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