Die "Kletterkirche" in Mönchengladbach

von Werner Beuschel

Sonntag, 06.09.2015

Jugendlicher klettert an einer künstlichen Kletterwand nach oben
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Hoch hinauf im Gotteshaus: In der "Kletterkirche" gibt es Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für Anfänger und Fortgeschrittene.

Leerstehende Kirchen gibt es leider immer mehr. Was tun mit den imposanten Gebäuden? Eine Gemeinde in Mönchengladbach hat ihr Gotteshaus vermietet, und der Unternehmer Klaus Fassbender hat daraus ein Kletterparadies gemacht.

Die Kirchengemeinden in Deutschland schrumpfen – durch Kirchenaustritte, Beerdigungen und immer  weniger Kindstaufen. Seit der Jahrtausendwende mussten deshalb allein in NRW schon rund 250 Gotteshäuser geschlossen werden. Auch der katholischen Kirche St. Peter in Mönchengladbach blieb dieses Schicksal nicht erspart. Aus Denkmalschutzgründen kam ein Abriss des Gebäudes allerdings nicht in Frage, und so musste sich die Gemeinde um eine andere Nutzung bemühen.

Nachdem der Pfarrgemeinderat mehrere Konzepte – darunter zum Beispiel die Umwandlung in eine Ausstellungshalle für Luxusautos – geprüft und verworfen hatte, schaffte es schließlich der Unternehmer Klaus Fassbender, die Gemeinde von seiner Idee zu überzeugen. Vor fünf Jahren eröffnete er in den ehemals "heiligen Hallen" eine Indoor-Sportkletteranlage. Sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene kommen hier auf ihre Kosten. Kein Wunder bei 600 Quadratmetern Kletterfläche und Wandhöhen von bis zu 13 Metern. Die Routen sind echten Gesteinsschichten nachempfunden. Mal greifen die Kletterer auf Sandstein, mal auf Kalk und dann wieder auf Granit.

"Es gibt viele pädagogische Aspekte, die das Sportklettern liefert, die den christlichen Glauben im Grunde implementiert haben", sagt der Betreiber Klaus Fassbender. "Allein die Tatsache, dass jemand oben in 13 Metern hängt und sich von jemandem sichern lässt (…) passt der nicht auf oder lässt der los, fällt man runter." Schulklassen, kirchliche Gruppen oder auch Firmen nutzen das Kletterangebot deshalb ganz gezielt, um das Vertrauen, den Teamgeist und den Zusammenhalt untereinander zu stärken. Mehr unter www.kletterkirche.de .

Äußerlich wurde die Kirche nicht verändert. Im Inneren ist sie in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Für Kinder gibt es zum Beispiel einen eigenen Bereich mit Höhlengängen und Geheimtüren. Den bunten Seilen, Kletterwänden und Umkleidekabinen zum Trotz erinnert immer noch vieles an die ehemalige Bestimmung des Gebäudes. Die Rezeption besteht aus dem Holz alter Kirchenbänke, komplett erhalten geblieben sind auch der Altar und das Weihwasserbecken.

Vor ihrer Umgestaltung stand die Kirche zwei Jahre lang leer. Durch den Kletterbetrieb gibt es nun wieder Leben im ehemaligen Gotteshaus. Täglich gehen dort Menschen ein und aus, und Dank der Mieteinnahmen kann die Gemeinde das denkmalgeschützte Gebäude erhalten.
Sonntag, 06.09.2015