Der fünfte und der sechste Tag

von Johanna Risse

Sonntag, 30.08.2020

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Adam und Eva im Irdischen Paradies, von Wenzel Peter (1745-1829), Öl auf Leinwand, Pinakothek, Vatikanische Museen (Ausschnitt)

Für den christlichen Glauben sind sie Teil der einen Schöpfung: Mensch und Tier. In dieser Woche begeht die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen den „Ökumenischen Tag der Schöpfung“. Außerdem entstand vor 70 Jahre der Welttierschutzbund...

INFO: Sie sind gefährlich, nützlich, lästig oder überlebensnotwendig: Von der Steinzeit bis heute sind Tiere immer ein zentrales Thema für die Menschheit. Vergöttert, gejagt, mythisch überhöht und ausgerottet, gehegt und gepflegt – ohne sie ist der „Mensch“ nicht zu denken. Für den christlichen Glauben sind Mensch und Tier Teil der einen Schöpfung. Immer wieder fordert Papst Franziskus zu mehr Achtsamkeit für das Leben in dem „Einen Haus der Erde“ und schon Albert Schweitzer, der in dieser Woche vor 55 Jahren starb, vertrat das Konzept der „Ehrfurcht vor dem Leben“. Sein Kernsatz: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Wie sieht es also mit den laufenden, fliegenden, kriechenden und schwimmenden Mitgeschöpfen aus? Der Tierschutz ist Staatsziel im deutschen Grundgesetz, aber haben uns die Bilder der Massenschlachtereien nicht deutlich genug gemacht, dass da seit Jahren vieles falsch läuft? Können wir es zulassen, dass täglich Arten und Biotope verschwinden und das Öko-System aus dem Ruder läuft?

Erste Tierschutzvereine entstanden vor 200 Jahren: Großbritannien erließ 1822 sein erstes Tierschutzgesetz, mit dem die Misshandlung von Nutztieren verboten wurde, 1824 entstand die bis heute bestehende „Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals". Der Stuttgarter Pfarrer Albert Knapp rief 1837 den ersten deutschen Tierschutzverein ins Leben, aus dem 1881 der Deutsche Tierschutzbund hervorging. Am 31. August 1950 – vor 70 Jahren - bildeten mehrere Organisationen den Welttierschutzbund als Dachorganisation. Seit 1981 firmiert er als „World Animal Protection“ (WAP) mit Hauptsitz in London und 1998 arbeitet auch eine deutsche Vertretung dieses Zusammenschlusses in Bonn - seit 2013 als eigenständiger Verein unter dem Namen Welttierschutzgesellschaft (WTG). Doch vielen geht der Tierschutz bei weitem nicht weit genug – seit den 1970er Jahren tobt bereits der Kampf zwischen traditioneller und radikalerer Tierrechtsbewegung.

Ökumenischer Schöpfungstag: Seit dem 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 feiert die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland den jährlichen „Ökumenischen Tag der Schöpfung“. Er wird in dieser Woche bundesweit begangen und geht auf eine Anregung des damaligen Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. zurück, der 1989 die „ganze orthodoxe und christliche Welt“ dazu einlud, einmal im Jahr „gemeinsam zum Schöpfer zu beten“. Dieser Tag will dazu anregen, die eigenen Aufgaben für die Bewahrung der Schöpfung in den Blick zu nehmen. Das diesjährige Motto 2020 lautet „(w)einklang“.

Die zentrale bundesweite Feier findet am 4. September in Landau statt. Der Gottesdienst wird vom Vorsitzenden der ACK, Erzpriester Radu Constantin Miron und Mitgliedern des Vorstandes der ACKs in Deutschland, der Region Südwest und Landau gefeiert. Die Predigt hält die der französische Bischof Marc Stenger aus der Diözese Troyes. Der Ökumenische Tag der Schöpfung geht auf eine Initiative des Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. zurück Beim 2010 in München hat die ACK den Schöpfungstag dann ausgerufen. Die bundesweite Feier findet jeweils am ersten Freitag im September statt, kann aber auch an einem anderen Tag zwischen 1. September und 4. Oktober begangen werden. Eine Übersicht über die regionalen Veranstaltungen sowie nähere Informationen zur zentralen Feier gibt es unter: www.schoepfungstag.info. Dort steht auch der Gottesdienst-Ablauf zum Download bereit. Kontakt: info@ack-oec.de, Internet: https://www.oekumene-ack.de/themen/glaubenspraxis/oekumenischer-tag-der-schoepfung/2020/, komplettes Programm zum ökumenischen Tag der Schöpfung 2020.

Unsere Gesprächpartnerin: Dr. Simone Horstmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dortmund, arbeitet im Lehr- und Forschungsbereich Systematische Theologie und Theologische Ethik. Sie studierte 2004-2010 Katholische Theologie, Germanistik, Philosophie und Pädagogik in Bochum und Hagen. Bis 2013 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Moraltheologie der Ruhr-Universität Bochum, machte anschließend ihr Referendariat am Studienseminar Dortmund (Sek. II) und wurde 2014 zum Dr. phil. an der TU Dortmund promoviert. Ihre Arbeit „Ethik der Normalität. Zur Evolution moralischer Semantik in der Moderne“ wurde mit dem Dissertationspreis der TU Dortmund ausgezeichnet. Seit November 2014 ist Simone Horstmann Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Systematische Theologie (Prof. Dr. Thomas Ruster), war von Dezember 2018 bis April 2020 Zweite Vorsitzende des Instituts für Theologische Zoologie in Münster (Dr. Rainer Hagencord) und arbeitet derzeit am drittmittelfinanzierten Forschungsprojekt „Konturen einer Animalogie. Erkundigungen über die Diskursfähigkeit der Theologie im Angesicht der Tiere" (VolkswagenStiftung). Kontakt: Technischen Universität Dortmund, Campus Nord, Emil-Figge-Straße 50, 44227 Dortmund, Tel. (+49)231 755-8211, Fax (+49)231 755-6218, E-Mail: simone.horstmann@tu-dortmund.de.

Das Buch: Horstmann, Simone / Ruster, Thomas / Taxacher, Gregor: „Alles, was atmet. Eine Theologie der Tiere, 384 Seiten, Regensburg: Pustet 2018, 26,95 €, ISBN/EAN: 9783791730028.

Sonntag, 30.08.2020