Besuchsdienst: Das Gesicht der Kirchengemeinde

von Werner Beuschel

Sonntag, 16.04.2023

Eine junge und eine alte Frau Arm in Arm
Beitrag anhören

Runde Geburtstage sind einer von vielen Anlässen für den kirchlichen Besuchsdienst, um aktiv zu werden. (Foto: Pixabay)

In Zeiten digitaler Kommunikation per E-Mail oder Messenger erscheinen die Besuchsdienste der Kirchengemeinden wie verstaubte Relikte aus einer längst vergangenen Zeit. Dabei sind sie heute vielleicht sogar noch wichtiger als früher.

"Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen" – dieses Jesus-Wort aus dem Matthäus-Evangelium (Kap. 25, Vers 36) ist bis heute Auftrag und Grundlage für die in vielen Kirchengemeinden aktiven Besuchsdienstkreise. Dabei machen sich Ehrenamtliche regelmäßig auf den Weg, um neu Zugezogene, alte oder kranke Menschen in der Gemeinde zu besuchen. Dieser Dienst stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Kirchengemeinde und ist für die Besuchten oft auch Gelegenheit, ihrer Einsamkeit zu entfliehen oder vertrauliche, fast seelsorgerliche Gespräche zu führen. Zu einem gut organisierten Besuchsdienst gehören deshalb auch regelmäßige Treffen, bei denen sich die Ehrenamtlichen über ihre Besuchserfahrungen der jüngsten Zeit austauschen können.

Zu den Stärken des Besuchsdienstes gehört, dass er die alten "Komm"-Strukturen in den Gemeinden aufbricht, indem er zu den Menschen hingeht. Auf diese Weise kann die Gemeinde auch mit Mitgliedern ins Gespräch kommen, die der Kirche distanziert gegenüberstehen und von sich aus nicht den Kontakt suchen würden. Pfarrer Andreas Rudolph leitet einen Besuchsdienstkreis in Mönchengladbach und beobachtet, dass die Vereinsamung gerade älterer Menschen immer weiter zunimmt. Viele freuen sich deshalb, wenn der Besuchsdienst klingelt: „Die meisten stehen dem sehr offen gegenüber und freuen sich, dass sie wahrgenommen werden!“

Am 15. und 16. April 2023 findet im Haus Villigst in Schwerte die westfälisch-rheinische Gesamttagung zum Besuchsdienst statt. In das Thema der Tagung „Willkommen: Vertrauen“ führt die Seemannsdiakonin und Leiterin der Deutschen Seemannsmission Rostock, Stefanie Zernikow, mit einem Vortrag ein. Zum weiteren Programm des Treffens gehören fünf Seminarangebote: Im Seminar „Spürbar wertvoll“ geht es um Werteorientierung und die innere Haltung. Beim Angebot „Vertrauen im Vertrauen wagen“ ist unter anderem ein bedingungsloses „Ja“ zu lebendigen Prozessen Thema. Unter dem Titel „Vertraut den neuen Wegen“ beschäftigt sich eine Seminargruppe mit den in der Coronapandemie entstandenen neuen Ansätzen. Um „Gelassenheit, Geduld und Gottvertrauen“ geht es in einem weiteren Seminar. Diese vier Seminare finden jeweils am Samstagnachmittag und Sonntagvormittag statt. Ausschließlich am Sonntag beschäftigen Teilnehmende sich in einer Gruppe mit „Vertrauen versus Angst“.

Sonntag, 16.04.2023