besonderes Flair: Karfreitag in Jerusalem

von Martina Klecha

Freitag, 03.04.2015

großes hölzernes Kreuz bei Sonnenaufgang
Beitrag anhören

Ein Hinrichtungswerkzeug wurde zum zentralen Symbol des christlichen Glaubens: das Kreuz

Uralt, umkämpft, umstritten – das ist Jerusalem. Für Juden, Christen, aber auch für Muslime ist es eine heilige Stadt, die im Laufe ihrer langen, wechselvollen Geschichte viele "Besitzer" gesehen hat. Zur Zeit Jesu herrschten hier die Römer.

Ihnen oblag als Regierungsmacht unter anderem auch die Rechtsprechung, so dass es nach Verhören durch den (jüdischen) Hohen Rat und Herodes Antipas schließlich der römische Statthalter Pontius Pilatus war, der Jesus kraft seines Amtes zum Tod am Kreuz verurteilte. Dabei war er – wie in den biblischen Berichten nachzulesen ist – von einer Schuld Jesu keineswegs überzeugt, im Gegenteil: An drei Stellen im Johannes-Evangelium und auch im Lukas-Evangelium wird Pilatus mit dem Satz zitiert "Ich finde keine Schuld an ihm". Trotzdem gibt Pilatus am Ende dem Drängen der Hohepriester, der Oberen und des Volkes nach und spricht das Todesurteil über Jesus.

Dessen Kreuzigung fand außerhalb der damaligen Jerusalemer Stadtmauern statt, an einer Stelle, die in der Bibel als "Schädelstätte, hebräisch Golgatha" beschrieben wird. Nach heutiger Zeitrechnung wurde Jesus gegen 9 Uhr vormittags ans Kreuz geschlagen. Etwa sechs Stunden dauerte sein Martyrium, ehe er gegen 15 Uhr am Nachmittag verschied. Der jüdische Ratsherr Josef aus Arimathäa stellte für den Leichnam ein Felsengrab zur Verfügung, in das Jesus gelegt wurde und das mit einem schweren Stein verschlossen wurde. Drei Tage später – so berichtet die Bibel weiter - besuchten Frauen den Ort, um den Körper zu salben, fanden aber nur noch ein leeres Grab.

Der begeisterte Empfang Jesu am Palmsonntag, sein letztes Abendmahl mit den Jüngern am Gründonnerstag, die Verurteilung und Hinrichtung am Karfreitag und schließlich Jesu Auferstehung am Ostersonntag – all das geschah laut biblischer Überlieferung in Jerusalem. Dadurch erklärt sich, warum die Stadt bis heute für evangelische, katholische und orthodoxe Christen ein heiliger Ort mit hoher Anziehungskraft ist. Auch und gerade in der Karwoche sind deshalb Tausende von Pilgern in Jerusalem unterwegs, um an Stätten wie der Via Dolorosa oder der Grabeskirche dem österlichen Geschehen nachzuspüren und ihm besonders nahe zu sein.

Für den größten Teil der Jerusalemer Bevölkerung indes geht in diesen Tagen das Leben ganz normal weiter, denn die meisten Einwohner gehören entweder dem Judentum oder dem Islam an. Und so treffen die christlichen Pilger in der Altstadt auf verschleierte muslimische Frauen, die einkaufen und ihren Alltagsgeschäften nachgehen, auf jüdische Männer mit schwarzen Anzügen und Hüten auf dem Weg zur Klagemauer und auf arabische Händler, die in den Gassen Kreuze, Kerzen und andere Souvenirs feil bieten.
Freitag, 03.04.2015