Aufregung um den Weltgebetstag 2024

von Bettina Furchheim

Sonntag, 26.11.2023

Olivenzweige und das Weltgebetstagslogo
Beitrag anhören

Vor dem Hintergrund der jüngsten Gewalteskalation im Nahen Osten steht der Weltgebetstag 2024 aus Palästina unter besonderer Beobachtung. (Foto: Weltgebetstag.de)

Beim Weltgebetstag der Frauen steht jedes Jahr ein anderes Land im Fokus. Frauen von dort gestalten traditionell den Gottesdienstablauf mit Texten, Liedern und Gebeten. Das sorgt jetzt für Ärger, denn die Liturgie für 2024 stammt von Palästinenserinnen

Die Wahl auf Palästina als Weltgebetstag-Land 2024 fiel bereits im Jahr 2017. Damals war die Situation im Land jedoch eine ganz andere, als sie sich heute darstellt. Die palästinensischen Christinnen, die für die WGT-Texte verantwortlich zeichnen, konnten diese Entwicklung nicht vorhersehen, weiß auch der Vorstand des deutschen Weltgebetstags-Komitee und stellt auf seiner Internetseite fest: „Die Materialien erzählen vom Leben unter israelischer Besatzung seit mehr als 50 Jahren, von spirituellen Entdeckungsreisen etwa in Jerusalem oder von starken Frauen in Kirche, Gesellschaft und Familie. All das ist nach wie vor richtig, und doch hat der unfassbare Terroranschlag der Hamas vom 7.Oktober mit 1.400 getöteten Israelis und 220 verschleppten Geiseln alles verändert.“

Das deutsche Weltgebetstags-Komitee hat Ende Oktober 2023 entschieden, sowohl am Gastgeberland Palästina als auch an dem dort entwickelten Motto für den WGT 2024 festzuhalten, der am 1- März 2024 weltweit gefeiert wird. Es lautet „…durch das Band des Friedens“ und stammt aus dem Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Ephesus. In Kapitel 4 heißt es dort: „Der Frieden ist das Band, das euch alle zusammenhält“. Die katholische Vorstandsvorsitzende des WGT, Ulrike Göken-Huismann, sagte dazu in einer Pressemitteilung: „Wann, wenn nicht jetzt sollten christliche Frauen aller Konfessionen sich weltweit zu Friedensgebeten versammeln, wann wenn nicht jetzt?“ Allein in Deutschland nähmen jährlich rund 800.000 Menschen an Gottesdiensten und Veranstaltungen teil, in über 150 Ländern weltweit seien es mehrere Millionen. Der Weltgebetstag sei eine „einzigartige Gebetskette rings um die Welt“.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Gleichzeitig nimmt das deutsche Komitee des Weltgebetstags Kritik und Antisemitismusvorwürfe ernst. Es prüft, wo gegebenenfalls weitere Erklärungen, kontextuelle Hinweise oder der Verzicht auf Formulierungen nötig sind.“ Durch den Terrorangriff der Hamas hätten sich der Bezugsrahmen und die Deutungsmöglichkeiten zum Thema Israel-Palästina in Deutschland verschoben. Deshalb brauche die Liturgie eine Einordnung und Einbettung in den aktuellen Kontext. Am 9. November 2023 hat das Das deutsche Weltgebetstags-Komitee deshalb folgende Maßnahmen beschlossen:

  • Die Gottesdienstordnung soll so weit wie möglich erhalten bleiben „um die Stimmen der palästinensischen Schwestern zu Gehör zu bringen“. In der jetzigen Form wird sie nicht weiterverwendet und die Printfassung nicht mehr verkauft. Lieder und Fürbitten werden überprüft, bearbeitet und ergänzt, die drei Erfahrungsberichte werden kontextualisiert. Bis zur Jahreswende wird eine überarbeitete Gottesdienstordnung vorliegen.
  • Insgesamt braucht sie eine Einordnung in die aktuellen Kontexte im Nahen Osten und in Deutschland.
  • Titelbild und Plakat des WGT werden nicht mehr verwendet, der Verkauf ist gestoppt, da Vorwürfe gegen die Künstlerin Halima Aziz, Hamas-freundlich zu sein, nicht ausgeräumt werden konnten; die Bildauswahl war durch das internationale Komitee erfolgt.

Aktuelle Informationen und den neuesten Stand der Überarbeitungen gibt es unter https://weltgebetstag.de/

Sonntag, 26.11.2023