Auf Pilgerpfaden durchs Land
Sonntag, 10.08.2025

Collage KIP
Viele sind in den Ferien noch immer unterwegs – mit dem Flieger, stehen im Stau oder: Sie wandern fröhlich im Wald und Feld durchs Land. Denn Pilgern bleibt weiter im Trend: Wie im deutschen Südwesten, wo es auch spannende Touren gibt …
INFO: Pilger sind sicher seit ältesten Zeiten die ersten großen Reisenden gewesen und Wallfahrt ist nicht nur eine spezifische Ausdrucksform katholischer Frömmigkeit, wie der Blick auf die anderen Weltreligionen zeigt. „Gnadenorte” des Christentums sind etwa das Heilige Land, wo Jesus gelebt und gelehrt hat, gekreuzigt wurde und auferstand; die Gräber der Apostel und großer Heiliger wie in Rom, Assisi oder Santiago de Compostela und Marien-Wallfahrtsorte wie Lourdes, Loreto und Fatima, aber auch die deutschen Pilgerziele wie Altötting, Werl oder Kevelaer, wo Pilger den Zuspruch der Gottesmutter erbitten. Normalerweise kommen pro Jahr etwa 1 Million Menschen nach Altötting, rund 800.000 nach Kevelaer, aber auch nach Telgte oder ins kleine Eggerode.
Überall stehen die Wallfahrten im Zeichen des Leitwortes, das Papst Franziskus für das Heilige Jahr 2025 ausgegeben hat. „Pilger der Hoffnung“ sind überall willkommen. In Nordrhein-Westfalen gibt es mit über 50 Wallfahrtsorten die meisten in ganz Deutschland. So kennt allein das Bistum Münster 28 große und kleine Wallfahrtsorte, zu denen rund 1,5 Millionen Christen jährlich aufbrechen: Zu den meist besuchten zählen nach Kevelaer die Marienwallfahrtsorte Telgte, Bethen bei Cloppenburg und Eggerode bei Schöppingen, Haltern mit dem Annaberg, der Kreuzwallfahrtsort Stromberg bei Oelde, Warendorf, Herzfeld bei Lippetal, Xanten-Marienbaum und Kranenburg. In Kevelaer zählen die Wallfahrt der Motorradfahrer sowie im August die Wallfahrt der Tamilen und die Bocholter Fußwallfahrt zu den größten Ereignissen im Pilgerjahr. Aber auch das Rheinland ist reich an jahrhundertealten Pilgerorten.
Auch das Rheinland ist reich an jahrhundertealten Pilgerorten. Wer hier pilgern möchte, findet zahlreiche Anregungen in einem 2019 erschienenen Buch von Walter Töpner: „Pilgerland Rheinland, Wege und Wallfahrtsorte, 288 Seiten, Verlag: Edition Lempertz, Bonn 2019, ISBN-13: 9783960583264, ISBN-10: 3960583265. Online-Pilgerportal für das Rheinland: Unter www.rheinland-pilgern.de (www.rheinland-pilgern.de) sind mehr als 3.000 Orte sowie 176 Touren mit insgesamt rund 6.000 Kilometern durch das Rheinland zu finden.
Das NRW-Wallfahrtsorte-Wiki: Aachen, alle sieben Jahre Heiligtumsfahrt; Aldenhoven, Gnadenkapelle Maria, Zuflucht der Sünder; Altenberg, Altenberger Dom („Dom Unserer Lieben Frau zu Altenberg“); Bergheim, Schmerzhafte Mutter in der Remigiuskirche; Biesfeld, Schmerzhafte Mutter Gottes; Billerbeck; Bocholt; Bödingen, Wallfahrt zur Schmerzhaften Mutter Gottes; Bonn, Kreuzbergkirche, Heiliger Stiege und Schmerzhafte Mutter; Büderich, Wallfahrtskapelle Maria in der Not; Buschhoven, Marienwallfahrtsort mit der „Rosa mystica“; Coesfeld, Coesfelder Kreuz; Dalhausen, Marienwallfahrtsort; Darup, Wallfahrtskapelle zum Heiligen Kreuz; Düsseldorf-Benrath, Schwarze Muttergottes von Benrath; Düsseldorf-Bilk, Vierzehn Nothelfer in der Stoffeler Kapelle; Düsseldorf-Gerresheim, Basilika St. Margareta mit Heilig-Blut-Reliquie; Eggerode, Marienwallfahrt Unsere Liebe Frau vom Himmelreich; Essen, Wallfahrt zur „Goldenen Madonna„; Frechen-Grefrath, Schmerzhafte Mutter (früher Bottenbroich); Ginderich; Goch; Grotewiese, Meinerzhagen; Haltern am See, Wallfahrt auf den Annaberg; Heimbach, Wallfahrt zur Schmerzhaften Mutter von Heimbach; Heisterbacherrott, Wallfahrt zum Apostel Judas Thaddäus; Herford, Herforder Vision; Herzfeld (Lippetal), Wallfahrtskirche St. Ida von Herzfeld; Ittenbach, Schmerzhafte Mutter Gottes; Kalk (Köln), Schmerzhafte Mutter Gottes in der Kalker Kapelle,Kevelaer, Marienwallfahrtsort; Kinzweiler; Knechtsteden, Schmerzhafte Mutter; Köln, Minoritenkirche (Grab des seligen Adolph Kolping); Köln, Schrein der Heiligen Drei Könige (Kölner Dom); Köln, St. Maria in der Kupfergasse (Schwarze Madonna von Köln); Kornelimünster, alle sieben Jahre Heiligtumsfahrt; Kranenburg; Leverkusen-Alkenrath, Seliger Gezelinus; Lüftelberg (Meckenheim), St. Petrus (Lüftelberg) mit dem Grab der Hl. Lüfthildis; Marialinden, Schmerzhafte Mutter Gottes; Marienbaum, Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt (Marienbaum); Marienheide, Wallfahrtskirche St. Mariä Heimsuchung; Mönchengladbach, alle sieben Jahre Heiligtumsfahrt; Neuss, Quirinus von Rom, Hildegunde von Neuss/Schönau und Cornelius; Neviges, Nevigeser Wallfahrtsdom „Maria, Königin des Friedens“; Nothberg; Stammheim (Köln), Die freudenreiche Mutter Gottes; Stiepel; Stromberg, Heiliges Kreuz; Telgte, Gnadenbild der Schmerzhaften Maria aus Lindenholz; Werl, Marienwallfahrtsort, Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung; Xanten.
Der Jakobsweg: Jakobus der Ältere (Gedenktag katholisch: 25. Juli, *am See Genezareth in Galiläa, dem heutigem Kinneret, + um Ostern 43 in Jerusalem) war nach der Bibel ein Sohn des Fischers Zebedäus und der Salome sowie der ältere Bruder des Jüngers Johannes. Der Überlieferung nach verkündete er nach Pfingsten in der Gegend um Samaria und Jerusalem das Evangelium, predigte erfolglos in Spanien, kehrte nach Jerusalem zurück, wo er durch König Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 geköpft wurde. Der Leichnam des damit ersten Märtyrers unter den Aposteln (Apostelgeschichte 12, 1-2) wurde nach der Legende von seinen Jüngern nach Spanien gebracht. Trotz schon früh geäußerter Zweifel entwickelte sich aus der 816 geweihten Jakobskirche in Santiago de Compostela („Sternenfeld“) ab dem 11. Jahrhundert eines der größten Wallfahrtsziele der Christenheit - neben Rom und Jerusalem.
Das europäische Wegenetz, das Jakobspilger seit dem 9. Jahrhundert begehen, führt vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und Frankreich zum Grab des Apostels Jakobus im äußersten Nordwesten Spaniens. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem „heiligen Ort“ zum nächsten. Neben den fast zahllosen Zubringern gab es je nach Zählung vier bis sechs Hauptrouten durch Frankreich. Der „Weg der Deutschen“, die „Via Lemovicensis“, ging von Vézelay in Burgund aus und war der Hauptweg für Pilger aus Nord- und Westdeutschland sowie aus Osteuropa. Der sogenannte Küstenweg für Engländer und Iren verlief entlang der französischen Atlantikküste bis nach Spanien. Weiter östlich verliefen die „Via Turonensis“ über Paris, Tours und Bordeaux, die „Podiensis“ über Le Puy und Conques, die „Tolosana“ über Arles und Toulouse sowie der sogenannte Pyrenäenweg über Béziers und Foix. Seitdem 1982 Papst Johannes Paul II. und 1987 der Europarat zur Wiederbelebung der Jakobswege aufriefen, setzte eine Renaissance dieser „europäischen Kulturbewegung“ ein. In Deutschland verstärkte der Erlebnisbericht des Entertainers Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ (2006) zusätzlich eine Renaissance des Pilgerns, auch spielen neben religiösen touristische und sportliche Motive eine Rolle.
Der Pilgerzulauf auf dem Jakobsweg steuert in diesem Jahr auf einen abermaligen Rekord zu und könnte Ende 2025 zum vierten Mal in Folge den eigenen Pilgerrekord brechen. Es könnte erstmals die Marke von einer halben Million Pilger überschritten werden, die in Santiago de Compostela ihre Urkunde erhalten. Im vergangenen Jahr verfehlten 499.170 Ankömmlinge noch knapp diese Marke. Die Halbjahresbilanz des Pilgerbüros in Santiago, die nun vorgelegt wurde, wies für Anfang Juli 233.370 Ankünfte aus - eine Steigerung um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die besonders zulaufstarken Wochen im Juli und August stehen noch aus. Auch der September und die erste Oktoberhälfte sind beliebt; danach ebbt der Zustrom aus klimatischen Gründen ab. Führend unter den Pilgern sind bislang, wie immer, die Spanier selbst; ihr Anteil beträgt 37 Prozent. Voraussetzung für den Erhalt der Pilgerurkunde ist es, durch die Stempel im Pilgerausweis nachweisen zu können, mindestens die letzten 100 Kilometer bis Santiago zu Fuß zurückgelegt oder die finalen 200 Kilometer mit dem Fahrrad absolviert zu haben. Das Jakobusjahr steht immer dann an, wenn der Festtag des Apostels, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt – 2027 ist das wieder der Fall.
Mehr: Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft e.V., Harscampstr. 20, 52062 Aachen, Tel. 0241 / 47 90 127, www.deutsche-jakobus-gesellschaft.de. Sankt Jakobusbruderschaft Düsseldorf e.V., E-Mail: sankt-jakobusbruderschaft@t-online.de, Internet: www.jakobusbruderschaft.de. Mehr: Sankt – Jakobusbruderschaft Düsseldorf e.V., St.Matthiasbruderschaft Mayen, St.Jakobusbruderschaft Trier e.V., Santiago-Freunde Köln.
Marienwallfahrtsort Kevelaer: Der niederrheinische Wallfahrtsort Kevelaer ist nach dem bayerischen Altötting die größte katholische Wallfahrtsstätte in Deutschland. Die Wallfahrt geht auf Marienerscheinungen während des Dreißigjährigen Krieges 1641/1642 zurück. Zu dem unscheinbaren Heiligenhäuschen mit einem kleinen Kupferstich der Luxemburger Madonna setzte ein beträchtlicher Pilgerstrom ein. 1654 entstand um den schlichten Bildstock nach dem Vorbild von Scherpenheuvel in Brabant die vier Meter hohe sechseckige Gnadenkapelle. Gezeigt wird ein kleines Papierbild „Unserer Lieben Frau von Luxemburg“ (Consolatrix afflictorum / Trösterin der Betrübten). 1663 wurde an der Rückseite ein Altar gebaut und 1874 neu errichtet. Kevelaer zählt, besonders seit Papst Johannes Paul II. am 2. Mai 1987 den Gnadenort besuchte, jährlich mehr als 800.000 Pilger aus dem In- und Ausland. Das Wallfahrtsmotto in diesem Jahr lautet „Geh mit uns“.
DBK-Arbeitshilfe zur Zukunft des Pilgerns: Pilger-Experten der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) haben im Dezember 2024 Zukunftskonzepte für das Pilgern in Deutschland vorgestellt. Die neue Vielfalt der Pilger und Wallfahrer erfordere neue Antworten. Denn gerade in Krisenzeiten brächen Menschen auf, um ihre Sorgen, ihren Dank und weitere Anliegen an heilige Orte zu tragen, dort eine Kerze zu entzünden und ihre Nöte ins Gebet zu bringen. Die neue Arbeitshilfe mit dem Titel „Du zeigst mir den Weg ins Weite. Zur Zukunft des Pilgerns und Wallfahrens“ ist das Resümee aus drei Expertengesprächen der DBK zum Handlungsfeld Pilgern und Wallfahrten mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Wallfahrtsseelsorge, von Pilger- und Wallfahrtsbruderschaften, von lokalen Tourismusbüros an Wallfahrtsorten, von Pilgerreiseanbietern, der (Religions-)Soziologie, Ethnologie und Pastoraltheologie. -> Download