Armut macht krank – besonders in der Corona-Krise

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 19.07.2020

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Vernetzungstreffen der Freie Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen, Foto: DiCV Köln/Jo Schwartz

Menschen mit wenig Geld sind arm, weil sie krank sind – viele sind krank, weil sie arm sind. Sie sind anfälliger für körperliche und psychische Krankheiten. Alles wird verstärkt durch die Corona-Krise – und viele finden aus der Isolation keinen Ausweg ...

INFO: Die Freie Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen warnt vor Gesundheitsgefahren für Arme in der Corona-Krise: „Menschen in Armut haben ein höheres Risiko, sich mit dem Virus anzustecken, denn sie können den Infektionsquellen kaum ausweichen“, so der Vorsitzende Dr. Frank Johannes Hensel nach einem Treffen von Gesundheits- und Politikexperten und Menschen mit Armutserfahrungen in Köln. Ins Gespräch kamen die Betroffenen bei dem Vernetzungstreffen u.a. auch mit Professor Dr. Nico Dragano vom Universitätsklinikum Düsseldorf und Kathrin Melchert vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW.

„Menschen in Armut haben ein höheres Risiko, sich mit dem Virus anzustecken, denn sie können den Infektionsquellen kaum ausweichen“, erklärte der Kölner Diözesan-Caritasdirektor. Auch fielen viele wichtige Kontakte und Hilfen in Zeiten des Lockdowns für die Betroffenen weg, Nöte vergrößerten sich dadurch umso mehr, so Hensel. Dass das deutsche Gesundheitswesen eines der besten der Welt sei, zeige sich auch wieder in der Corona-Krise. Doch reiche selbst dieses System nicht aus, um eine der größten Krankheitsursachen stärker einzudämmen – die Armut. Fakt sei auch hier: Wer lange ohne Job ist und kein Einkommen hat, ist häufiger krank als andere. Bedürftige lebten generell weniger gesund, haben mehr Stress und lebten häufiger in schlechten Wohnverhältnissen. Hensel forderte, persönliche Kontakte etwa zu Jobcentern unter Corona-Auflagen zu gewährleisten. „Es kann nicht sein, dass Menschen praktisch von Hilfe ausgeschlossen werden, weil die Zugänge zu Behörden und Einrichtungen so erschwert bis unmöglich sind“, sagte er. „Menschen mit Armutserfahrung müssen gehört werden und sie möchten an politischen Entscheidungen beteiligt sein“, fasste Michaela Hofmann, Armutsexpertin beim Kölner Diözesan-Caritasverband eine der Kernforderungen zusammen. „Wir müssen soziale Ausgrenzungen bekämpfen und den starken Zusammenhang von Armut und Krankheit, gerade jetzt unter Covid-19, entschärfen.“

In der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW haben sich 16 Spitzenverbände in sechs Verbandsgruppen zusammengeschlossen. Mit ihren Einrichtungen und Diensten bieten sie eine flächendeckende Infrastruktur der Unterstützung für alle, vor allem aber für benachteiligte und hilfebedürftige Menschen an. Ziel der Arbeit der Freien Wohlfahrtspflege NRW ist die Weiterentwicklung der sozialen Arbeit in Nordrhein-Westfalen und die Sicherung bestehender Angebote. Die Freie Wohlfahrtspflege NRW weist auf soziale Missstände hin, initiiert neue soziale Dienste und wirkt an der Sozialgesetzgebung mit.

Kontakt: Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW, Markus Lahrmann, Pressesprecher, c/o Caritas in NRW, Hubertusstraße 3, 40219 Düsseldorf, Tel. 0211 / 5160662-0, Fax 0211 / 5160662-5, Internet: www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de. Unsere Gesprächspartnerin: LAG-Geschäftsstelle, c/o Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V., Michaela Hofmann, Georgstraße 7, 50676 Köln, Tel. 0221 / 2010-0, Fax 0221 / 2010-398, E-Mail: michaela.hofmann@caritasnet.de.

Sonntag, 19.07.2020