77 Jahre Frieden: Europa heute

von Christof Beckmann

Sonntag, 08.05.2022

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Der 8. Mai markiert weltweit das Ende des bislang größten aller Kriege. Doch zum „Tag der Befreiung“ und Gedenken der Opfer des Zweiten Weltkriegs fahren 77 Jahre danach wieder Paraden mit Bomben und Raketen auf. Ein Blick auf das Europa unserer Tage ...

INFO: Der 8. Mai 1945 markiert das Ende des mit dem deutschen Überfall auf Polen 1939 begonnenen Zweiten Weltkriegs in Europa. In vielfacher Weise erinnert man in diesem Jahr an die grausamen Verbrechen, an den Tod von 60 Millionen Menschen, die Ermordung von mehr als sechs Millionen europäischen Juden, an den Mord an Menschen mit Behinderung und politisch Andersdenkenden. 14 Millionen Deutsche suchten nach dem Krieg eine neue Heimat, 17 Millionen blieben verschollen, große Teile Europas waren zerstört.

Am 7. Mai 1945 unterzeichnete die deutsche Wehrmacht im alliierten Hauptquartier in Reims die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs. Sie trat am 8. Mai um 23 Uhr in Kraft - die oft so genannte „Stunde Null“ nach den jahrelangen verheerenden Luftangriffen, besonders in den letzten Kriegsmonaten, nach all den grausamen Verbrechen. Zudem besiegelte Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel als Chef des Oberkommandos der Wehrmacht im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst die deutsche Niederlage in der Nacht zum 9. Mai. Daher wird das Kriegsende in verschiedenen Ländern sowohl am 8. Mai als auch am 9. Mai gefeiert: Hier gilt er sowohl als „Tag der Befreiung“, „Tag der Opfer des Zweiten Weltkriegs“, „Victory in Europe“ oder als „Tag des Sieges über den Nationalsozialismus“, in Frankreich ist er außerdem „Tag des Friedens“ und in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen als: „Tag der/Gedenktag anlässlich der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Beendigung des Zweiten Weltkrieges“ ein staatlicher Gedenktag. Immer wieder ist das Datum ein Markstein: Am 8. Mai 1955 – genau 10 Jahre nach dem Krieg - erhielt die Bundesrepublik mit Inkrafttreten der Pariser Verträge ihre Souveränität, sie trat der Westeuropäischen Union und ein Tag später der NATO bei. Am 8. Mai 1985 hielt Bundespräsident Richard von Weizsäcker seine vielbeachtete Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes in Bonn.

Ausführlich zu Schuld und Verantwortung äußerten sich die deutschen Bischöfe in ihrem ersten gemeinsamen Hirtenwort am 23. August 1945: „Wir beklagen es zutiefst: Viele Deutsche, auch aus unseren Reihen, haben sich von den falschen Lehren des Nationalsozialismus betören lassen, sind bei den Verbrechen gegen menschliche Freiheit und menschliche Würde gleichgültig geblieben; viele leisteten durch ihre Haltung den Verbrechen Vorschub, viele sind selber Verbrecher geworden. ... Es muss wieder Ehrfurcht herrschen, auch vor der Persönlichkeit des Nächsten! Wir haben es alle noch zu lebendig vor Augen, was aus dem Menschen wird, der entrechtet, misshandelt, seiner Menschenwürde beraubt wird."

Sonntag, 08.05.2022