Inklusiver Gottesdienst: alle feiern gemeinsam

von Werner Beuschel

Sonntag, 22.02.2015

bunte Püppchen umringen zwei Rollstuhlfahrer
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"Mittendrin statt nur dabei": Bei der Inklusion geht es auch (aber nicht nur) um Menschen mit Behinderung.

"Es ist einfacher zu erklären, was ein inklusiver Gottesdienst nicht ist: Keine Sonderveranstaltung für Menschen mit Behinderung." So beginnt eine Einladung der Mönchengladbacher Christuskirche, die seit 2014 regelmäßig inklusive Gottesdienste feiert.

Beim Stichwort "Inklusion" dürfe man nicht nur an Menschen mit einer Behinderung denken, meint auch Kirchenrat Stefan Drubel, der im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland zuständiger  Dezernent in der Bildungsabteilung ist: "Bei Inklusion geht es grundsätzlich um alle Menschen, die in einer Kirchengemeinde, einem Stadtteil, einer Stadt oder auch in einem Land leben. Die Menschen sind ja ganz verschieden, ihre Herkunft, ihr Glaube, ihr Alter, ihre sexuelle Orientierung, ihre Leistungsfähigkeit, ihre Beweglichkeit und vieles mehr."

Auch der inklusive Gottesdienst der Christuskirche in Mönchengladbach wendet sich deshalb nach eigenen Angaben "an alle Gemeindemitglieder und eröffnet im Idealfall neue Wege für Teilnahme, Teilhabe und Verständnis". So war am 21. September 2014 "Die Gemeinschaft der Heiligen" das Thema im Gottesdienst. Dies sei mit Hilfe eines kleinen Projektes, an dem sich alle Besucher beteiligten, anschaulich umgesetzt worden: "Aus bunter Knetmasse wurden menschliche Gesichter. Jeder der Beteiligten schuf einen anderen Teil: die eine die Nase, der andere die Ohren, die dritte die Haare." Am Ende wurden alle Einzelteile zu einem Gesamtbild zusammengefügt, und es entstand "ein buntes und vielfältiges Kunstwerk." Ähnlich bewegt ging es auch beim jüngsten inklusiven Gottesdienst am 15. Februar 2015 zu. Passend zur Karnevalszeit hatte man als Motto eine Zeile aus dem Epheserbrief gewählt: "Zieht den neuen Menschen an!"

Aus Sicht von Kirchenrat Stefan Drubel ist der noch relativ junge Begriff der Inklusion sehr viel umfassender als etwa der Begriff Integration: "Integration bedeutet, dass wir Menschen in ein vorhandenes System hineinholen, man macht sozusagen für sie ein Türchen auf und sagen: «Hier könnt ihr reinkommen.» Inklusion bedeutet, dass wir ein System so gestalten, dass es allen gerecht wird.“

Zum Thema Inklusion hat die Evangelische Kirche in Deutschland Ende Januar 2015 eine sogenannte Orientierungshilfe herausgegeben. Unter dem Titel "Es ist normal, verschieden zu sein" reflektiert die knapp 200 Seiten starke Broschüre nach Angaben der EKD "die sozial- und bildungspolitischen Herausforderungen durch die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und deren Konsequenzen besonders für die evangelische Kirche und ihre Diakonie." Die Orientierungshilfe kann für 7,99 Euro über den Buchhandel bezogen werden (Gütersloher Verlagshaus,ISBN 978-3-579-05975-4), außerdem steht sie unter www.ekd.de/inklusion-leben auch zum Herunterladen bereit.
Sonntag, 22.02.2015