Zisterzienser: Bernd Schwering malt Europa

von Johanna Risse

Sonntag, 11.02.2018

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Bild: Motiv der Ausstellung im LVR-Landesmuseum Bonn

Nur noch eine Woche, bis zum 18. Februar, läuft eine bemerkenswerte Ausstellung über Europa in Bonn:  Der Essener Maler und Grafiker Bernd Schwering hat in vielen Jahren 300 alte und aktive Zisterzienserklöster auf dem ganzen Kontinent besucht ...

INFO: Für den 1945 in Essen geborenen Maler und Grafiker Bernd Schwering ist Europa weit mehr als ein Wirtschaftsraum. In vielen Reisen ist er dem Erbe der Zisterzienser nachgegangen, hat 300 bereits vergangene und heute noch erhaltene Zisterzienserklöster in ganz Europa besucht und in Fotografie und Malerei dokumentiert. Das Rheinische Landesmuseum Bonn hat ihm noch bis zum 18. Februar eine eigene Ausstellung gewidmet.

„Die Zisterzienser. Das Europa der Klöster“: Noch bis zum 28.1.2018 zeigt das LVR-LandesMuseum Bonn über 200 kostbare Objekte, die an die lange Geschichte der Zisterzienser erinnern. Der „Konzern der weißen Mönche“ überzog seit dem späten 11. Jahrhundert den europäischen Kontinent mit einem Netzwerk an Niederlassungen. Allein im Rheinland, in der Eifel und im Westerwald errichtete der Orden in nur 150 Jahren 650 Klöster: Die Abteien Kamp (1123), Altenberg (1133), Himmerod (1134), Heisterbach (1192) und Marienstatt (1212) gehören zu den frühesten Gründungen außerhalb Frankreichs. Nach der Regel des Hl. Benedikt (um 480-547) fanden die Zisterzienser und Zisterzienserinnen fernab der Städte in einem zurückgezogenen Leben zu einer tiefen Religiosität und wurden auch zu einem innovativen und sehr erfolgreichen Wirtschaftskonzern. Ihr für alle Klöster verbindliches Regelwerk, die „Carta caritatis“, die „Urkunde der Liebe“, forderte eine Reduktion auf das Wesentliche in Lebensführung, Kunst und Architektur. Die mittelalterliche Blütezeit des Ordens illustrieren zahlreiche Objekte, Modelle, CAD-Rekonstruktionen, Medien- und Mitmachstationen. Neben dem Hochaltar des ehemaligen Zisterzienserklosters Kamp sind Bildtafeln und Skulpturen erstmals wieder in ihrer ursprünglichen Anordnung zu sehen. Mit der Madonna aus Kloster Eberbach wird eines der mittelalterlichen Hauptwerke des Louvre aus Paris gezeigt, ein lebensgroßes und figürlich besticktes Grabtuch aus dem Nationalmuseum Stockholm ist erstmals außerhalb Schwedens zu sehen. Das Scriptorium, die Schreibwerkstatt, präsentiert aufwändig geschmückten Handschriften im Original. Das Begleitbuch mit 300 farbigen und meist großformatigen Abbildungen kostet im Museumshop 24,95 Euro (Buchhandel 29,95 Euro). Mehr: Die Zisterzienser. Das Europa der Klöster“

Zisterzienser: Der Zisterzienserorden entstand durch Reformen im Benediktinerorden. Sie führen in der Tradition der Gründer des 1098 gegründeten strengen Reformklosters in Cîteaux ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit. Für ihren Aufstieg sorgte vor allem der heilige Bernhard von Clairvaux (* um 1090 auf Burg Fontaine-lès-Dijon bei Dijon; † 20. August 1153 in Clairvaux bei Troyes) - am 20. August auf dem Heiligen- und Namenstagskalender -, der 1112 mit 30 Gefährten, in das Kloster Cîteaux südlich von Dijon kam. Von ihm leitet sich der Name der Zisterzienser ab. Bereits zwei Jahre später wurde er ausgesandt, um in der westlichen Champagne das Kloster Clairvaux zu gründen (1115), zu dessen erstem Abt der 25-Jährige gewählt wurde. Es zählt bald 700 Mönche und bis zu Bernhards Tod 1153 wurden allein von Clairvaux aus 67 Klöster in ganz Europa gegründet.
Um 1300 war der Orden in allen wichtigen Ländern Europas vertreten und zählte ca. 700 Niederlassungen. Auf dem Gebiet des späteren Deutschlands entstanden insgesamt 91 Männerklöster. Das erste deutsche Zisterzienserkloster war das 1123 gegründete Kloster Kamp; im Jahre 1127 folgten Kloster Ebrach (Erzbistum Bamberg), kurz darauf Kloster Walkenried am Südrand des Harzes. Zwischen 1200 und 1250 entstanden auch ca. 160 Frauenklöster des Ordens im deutschen Sprachraum. Im ausgehenden Mittelalter erreichte ihre Zahl rund 1.600 Männer- und Frauenklöster insgesamt, von denen gut 400 die Reformation und Säkularisation überlebten.
Heute leben in mehr als 300 Klöstern der beiden Orden weltweit rund 4.000 Mönche und 2.300 Schwestern. In Deutschland gibt es derzeit zwei Männerklöster der Zisterzienser, Marienstatt im Westerwald und Langwaden/Niederrhein; ein drittes, Himmerod/Eifel, wurde jüngst aufgelöst - sowie ein Priorat in Bochum-Stiepel. 2017 besiedelten Zisterzienser aus dem österreichischen Heiligenkreuz das Kloster Neuzelle in Brandenburg neu; es soll im September zum Priorat werden. In den fünf deutschen Frauenabteien leben zurzeit rund 190 Schwestern. Mehr: http://www.ocist.org/.

Europäisches Kulturerbejahr 2018: Die EU-Kommission hat mit den 28 Mitgliedstaaten 2018 zum Europäischen Kulturerbejahr erklärt. Unter dem Motto „Sharing Heritage“ (Kulturerbe teilen) finden in allen EU-Ländern Ausstellungen, Führungen und Vorträge statt. Insbesondere Kinder und Jugendliche sollen begeistert werden. In Deutschland steht vor allem das bauliche und archäologische Erbe im Fokus: Das Projekt „Big Beauties. Große Bauaufgaben der 1950er bis 1970er Jahre“ der Landesinitiative StadtBauKultur NRW 2020 befasst sich etwa mit der Nachkriegsarchitektur. Im Martin-Gropius-Bau in Berlin zeigt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ab September 2018 die Ausstellung „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“. Insgesamt werden im Rahmen des Kulturerbejahrs aus dem Etat der Kulturstaatsministerin 38 Projekte mit 7,2 Millionen Euro gefördert. Auf europäischer Ebene werden 8 Millionen Euro bereitgestellt.

Sonntag, 11.02.2018