Der Narr: Immer und überall

von Christof Beckmann

Sonntag, 11.02.2018

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Schon die Bibel fand sein Beipsiel nicht gerade erstrebenswert. Und doch macht sich jeder ständig mal zum Narren. Aber: Warum der Narr ausgerechnet an den tollen Tagen so beliebt ist? Zum Karnevalssonntag etwas Grundsätzliches zum Thema ...

INFO: Wenn schon am Anfang aller Narrheit der Sündenfall steht (Gen 3, 7-24), dann zieht sich die Torheit durch die ganze Geschichte des Menschen. Der legt sich wegen einem schlichten Apfel mit Gott an, verspielt damit das Paradies und die Unsterblichkeit - kein Wunder, dass der seitdem erblich unvernünftige Tor und Narr, der Abweichler und teuflische Störenfried („Erbsünde“) schon darum eine immer wiederkehrende Rolle in der Frage nach dem Verhältnis von Gott und der „Krone seiner Schöpfung“ spielt. „Dixit insipiens in corde suo: Non est Deus / Es spricht der Narr in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott“ heißt es im Psalm 53, „Stultorum infinitus est numerus / Der Irren Zahl ist grenzenlos“ (Jesus Sirach 1,15). Paulus dreht die Bedeutung des Wortes um und schreibt in seinem Brief an die Korinther „Wir sind Narren um des Christus willen, ihr aber seid klug in Christus; wir schwach, ihr aber stark; ihr in Ehren, wir aber verachtet“ (1. Kor 4,10).

Einmal im Jahr erfährt der Narr eine hochoffizielle Würdigung: Die ihm eigene „5. Jahreszeit“ markiert eine Übergangszeit zwischen dem Winter und beginnenden Frühjahr zu einer geheiligten Zeit der Vorbereitung auf Ostern, das höchste christliche Fest. Die zumeist in ursprünglich in katholisch geprägten Regionen veranstalteten „närrischen Tage“ vor der am Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit heißen im Rheinland Karneval, in Mainz und Umgebung Fastnacht, im schwäbisch-alemannischen Gebiet Fasnet und im bayrisch-österreichischen Raum Fasching. „Domenica ante carnes tollendas“ nannte die Kirche den „Sonntag vor der Fleischenthaltung“ früher, das Wort „Fastnacht“ ist seit dem 12. Jahrhundert im Mittelhochdeutschen bekannt. Seit dem 13. und 14. Jahrhundert gehören Gastmähler, Trinkgelage, Reiter- und Tanzspiele zu dieser Zeit, in der die bestehende Ordnung außer Kraft gesetzt und im Narrengewand verspottet wird. Die Geistlichkeit billigte den Wunsch der Laien nach „leiblichen Genüssen“ vor der harten Fastenzeit und unterstützte die Entfaltung des Festes. Papst Sixtus IV. (1471-1484) ließ sogar die Gehälter der Universitäts-Lektoren mit drei Prozent besteuern, um Karnevalsfeiern zu finanzieren. Anders die Reformatoren: Sie hatten das vorösterliche Fasten abgeschafft und wollten das vorangehende „äußerst unfromme Spektakel“ (Martin Luther) nicht dulden.

Höhepunkte der närrischen Zeit („Session“), die offiziell am 11. November begonnen hat und bis Aschermittwoch dauert, sind Weiberfastnacht am Donnerstag vor Aschermittwoch, der Karnevalssamstag und -sonntag, sowie der Rosenmontag mit seinen farbenprächtigen Umzügen und der Veilchendienstag. Der Aschermittwoch ist ein variabler Termin, der sich von Ostern her errechnet. Ihm geht im christlichen Festkalender die österliche Fastenzeit (Quadragesima) voraus, deren Länge von 40 Tagen auf das Fasten Jesu in der Wüste (Mt 4, 2) und weitere Termine aus dem Alten Testament zurückgeht. Seit Ende des 11. Jahrhunderts werden die Katholiken in den Gottesdiensten am Aschermittwoch mit einem Aschenkreuz bezeichnet, als äußeres Zeichen für Trauer und Buße.

Buchhinweis: Georg Henkel, Den Inneren Narren entdecken: lebensfroh - kreativ – spirituell. Taschenbuch, 302 Seiten, Verlag: Gesundheitspflege initiativ (12. März 2013), ISBN-10: 3932161815, ISBN-13: 978-3932161810

 

DRK gibt Tipps zum Verhalten im Straßenkarneval

Für die „Tollen Tage“ – Ausnahmezustand in weiten Teilen des Rheinlands – hat die DRK-Landesschule Nordrhein ein paar Tipps, damit alle sicher durch den Karneval kommen:

  • „Nach einem bisher sehr milden Winter ist ausgerechnet zu Karneval eine Kältewelle angekündigt, mit Temperaturen auch tagsüber kaum über 0°C. Warme Kleidung ist angesagt, in Bewegung bleiben, zwischendurch in geschlossenen Räumen aufwärmen. Alkohol wärmt nicht, er verringert nur die Kälteempfindung. Unterkühlungsgefahr!

  • Meidet Ansammlungen mit offensichtlich stark alkoholisierten Personen! Alkohol senkt die Hemmschwelle, offene Aggression und Übergriffe sind oft die Folge.

  • Lasst eure Getränke nicht aus den Augen. Immer häufiger werden Delikte im Zusammenhang mit der unbemerkten Verabreichung von K.O.-Tropfen oder anderen Drogen gemeldet.

  • Zur Karnevalszeit haben Taschendiebe Hochkonjunktur. Sie nutzen das Gedränge und die körperliche Nähe der Feiernden für ihre Beutezüge. Deponiert Geld, Ausweise und Smartphones sicher!

  • Im Freien ist der Boden oft übersät mit Scherben durch achtlos weggeworfene Flaschen und Gläser. Gerade auf den kleinen, wegrollenden Schnapsflaschen rutscht man schnell aus. Die Folge sind Stürze und erhebliche Stich- und Schnittverletzungen durch Scherben.

  • Vorsicht am Karnevalszug! Umherfliegende Kamelle, Strüsjer und sonstige Wurfgeschosse können sprichwörtlich ins Auge gehen. Der „Kampf um die Beute“ führt oft zu Schubserei im dichten Gedränge. Vor allem mit Kindern ist größte Vorsicht vor Zugwagen und Pferden geboten. Auf keinen Fall in den Zugweg laufen! 

  • Was ist, wenn etwas passiert ist? Die Veranstaltungen sind sanitätsdienstlich sehr gut abgesichert. Fragt Ordner, Sicherheitsdienste und Polizisten nach der nächsten SanStation. Im Notfall keine Zeit verlieren und die 112 anrufen. Standort, Zahl der Verletzten und Art der Verletzungen durchgeben und auf Anweisungen warten.

VIEL SPASS BEIM FEIERN!“

DRK-Landesverband Nordrhein e.V.: Er ist Teil der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung, die 1863 von dem Schweizer Henry Dunant gegründet wurde. Zu ihr gehören weltweit mehr als 125 Millionen Menschen, die unterschiedslos Opfern von Konflikten und Katastrophen sowie anderen Bedürftigen helfen - orientiert allein an dem Maß der Not. Das DRK-Netzwerk in NRW setzt sich zusammen aus zwei Landesverbänden, 67 Kreisverbänden, 402 Ortsvereinen und fünf DRK-Schwesternschaften. Im DRK engagieren sich in NRW rund 500.000 fördernde Mitglieder, ehrenamtlich und hauptamtlich Engagierte. Zu den vielfältigen Aufgabenfeldern des Roten Kreuzes zählen Soziale Dienste, Flüchtlingshilfe, Freiwilligendienste, Rettungsdienst, Blutspendedienst, Suchdienst, Katastrophenschutz und die Erste-Hilfe-Ausbildung. Darüber hinaus nimmt das DRK auch internationale humanitäre Aufgaben wahr.

Sonntag, 11.02.2018