Wie läuft’s bei Kirche – ein Überblick

von Christof Beckmann

Sonntag, 29.03.2020

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Bild: Wallfahrtsrektor Gregor Kauling (links) und Bastian Rütten zünden Kerzen für Gläubige an, die selber nicht nach Kevelaer kommen können. (Foto: Wallfahrt Kevelaer)

Keine Gottesdienste – dafür viel Digitales. Aber bei Kirche läuft noch mehr. Es gilt nicht nur die Gemeinden zusammenzuhalten, sondern zu zeigen, welche Kraft im Glauben steckt – gerade in diesen Zeiten...

INFO: Kirchen nur noch für das persönliche Gebet geöffnet, ansonsten fast alles digital und online? Nicht so in Kevelaer: Dort werden Gebetskerzen für Fernanfragen entzündet: In der Wallfahrtskirche in Kevelaer entzünden Geistliche ab sofort Kerzen für Gebetsanfragen. Gläubige, die wegen der Corona-Krise nicht selbst zur Kirche kommen, können ihr Anliegen per Mail oder Brief an das Priesterhaus übermitteln. „Wir hoffen, dass wir durch dieses Zeichen auch eine Möglichkeit bieten, in diesen Zeiten seine Anliegen und Sorgen hier in Kevelaer vor Gott und die Mutter Gottes zu tragen“, erklärt Wallfahrtsdirektor Gregor Kauling. „Keiner, der uns darum bitter, eine Kerze aufzustellen, muss etwas bezahlen“, betont Dr. Bastian Rütten, theologischer Referent der Wallfahrt. Wer dennoch etwas Gutes tun möchte, wird um eine Spende an das Hilfswerk Misereor gebeten, das mehr als 100.000 Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien betreut. Üblicherweise wird die Kollekte in der Fastenzeit insbesondere an Misereor gespendet – da keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden dürfen, entfallen diese Spenden allerdings derzeit. Gebetsanliegen können per Mail an kerze@wallfahrt-kevelaer.de oder postalisch an das Priesterhaus Kevelaer, Kapellenplatz 35, 47623 Kevelaer geschickt werden.

Gemeinsames Wort der Kirchen: Anlässlich der weltweiten Corona-Pandemie rufen die katholische, evangelische und orthodoxe Kirche in Deutschland zu Zuversicht und Vertrauen auf. Jeder könne sich der solidarischen Unterstützung, des Beistands und Gebets gewiss sein, heißt es in einem am 20. März 2020 veröffentlichten gemeinsamen Wort unter dem Titel „Beistand, Trost und Hoffnung“, unterzeichnet durch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing (Limburg), den Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, und den Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos. Es ist das erste Mal, dass sich die drei Kirchen gemeinsam zu einer aktuellen Situation äußern.

Jede und jeder sei konkret betroffen, heißt es im Wort der Kirchen unter dem Titel „Beistand, Trost und Hoffnung“. Und weiter: „Wie alle unverschuldete Not, die über die menschliche Gemeinschaft kommt, so kennt auch diese Krise keine Gerechtigkeit.“ Da die Menschen momentan auf körperlichen Abstand achten müssten, dürften nicht zusätzlich Grenzen „in den Herzen hochgezogen werden“. Die Kirchenvertreter zeigen sich überzeugt, dass Krankheiten keine göttliche Strafe seien. Sie gehörten vielmehr „zu unserer menschlichen Natur als verwundbare und zerbrechliche Wesen. Dennoch können Krankheiten und Krisen sehr wohl den Glauben an die Weisheit und Güte Gottes und auch an ihn selbst erschüttern.“ Auf existenzielle Fragen gebe es keine einfachen Antworten. Die Oberhirten verweisen jedoch auf den christlichen Glauben an die Auferstehung. Jesus Christus rufe den Menschen zu: „Fürchtet euch nicht“, betonen sie. Bedauern äußern die Geistlichen über die Aussetzung der öffentlichen Gottesdienste. „Gerade in schweren Zeiten ist es für uns Christen eigentlich unabdingbar, die Nähe Gottes zu suchen“. Der Verzicht sei jedoch notwendig: Es gelte, „die Pandemie so weit als irgend möglich einzugrenzen, deren schwerwiegende Auswirkungen wir alle persönlich zu spüren bekommen. Uns alle treffen Einschränkungen.“

Es sei unabdingbar, in dieser Zeit füreinander da zu sein und sich solidarisch zu zeigen - mit Kranken, mit Menschen, die durch die Krise bereits jetzt in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet seien ebenso wie mit jenen, die Einsamkeit fürchteten, heißt es. Die Kirchen erinnern zudem an die Menschen in Kriegsgebieten und Flüchtlingslagern: „Da hier Schutzmaßnahmen weitgehend fehlen, ist ihr Risiko zu erkranken sogar noch größer.“ Ausdrücklich danken die Kirchen allen im Gesundheitswesen, Ärztinnen und Ärzten, Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern und Freiwilligen, die oft bis zur Erschöpfung dafür sorgten, dass die Erkrankten die bestmögliche Versorgung erhielten. „In einer solch existenziellen Krise, in der auch die gesellschaftlichen Institutionen spürbar an ihre Grenzen stoßen, kommt es auf jede und jeden Einzelnen an. Aber nicht, weil sich jeder dann selbst der Nächste ist und jeder für sich allein kämpft, sondern weil jedes offene Ohr, jedes freundliche Wort und jede helfende Hand besonders zählen und viel bedeuten. Es tut in der Seele gut zu sehen, wie viel gelebte Humanität es angesichts dieser Krise in unserer Gesellschaft gibt.“

Der 2010 gegründeten Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) gehören alle sieben orthodoxen Kirchen an, die in der Bundesrepublik über ein Bistum verfügen. Wegen des innerorthodoxen Konflikts um die kirchliche Struktur in der Ukraine lassen seit Ende 2018 die russischen Bischöfe ihre Mitgliedschaft ruhen. In Deutschland gibt es nach Schätzungen rund zwei Millionen orthodoxe Christen. In der katholischen Bischofskonferenz sind 27 Diözesen zusammengeschlossen, in der EKD 20 Landeskirchen. Insgesamt zählen 23 Millionen Menschen zur katholischen Kirche, 21,4 Millionen zur EKD. Alle 27 (Erz-)Bistümer haben umfangreiche Maßnahmen erlassen, dazu zählen in fast allen Bistümern auch die Entbindung von der Sonntagspflicht und der Ausfall von Gottesdiensten bis in die Karwoche. Das gemeinsame Wort „Beistand, Trost und Hoffnung“, mehr auf Facebook, dazu auf der Themenseite Coronavirus – zur aktuellen Situation unter anderem Links zu den Maßnahmen aller (Erz-)Bistümer, Hinweise auf Gottesdienstangebote im Internet und Gebetsvorschläge des Deutschen Liturgischen Instituts. Mehr: https://www.dbk.de/themen/coronavirus/

Gottesdienste im Internet auf katholisch.de: Das Internetportal katholisch.de bietet eine Übersicht zu Gottesdiensten im Internet an. Sortiert nach den 27 katholischen Bistümern, gibt es hier Informationen zu Alternativen zu den Gemeindegottesdiensten vor Ort, die alle wegen der Corona-Krise ausfallen müssen. In vielen Bistümern werden Gottesdienste mit den jeweiligen Bischöfen übertragen. Dabei ist eine persönliche Teilnahme vor Ort überall ausdrücklich ausgeschlossen. Hier die Übersicht zu den Gottesdiensten auf katholisch.de.

Neues Buch von Pater Anselm Grün: „Quarantäne! Eine Gebrauchsanweisung“ – so der Titel, der als E-Book bereits erschienen ist und als Hardcover am 31.03.2020 erscheint. Mit Klausur auf engstem Raum haben Ordensleute seit 1500 Jahren Erfahrungen – jetzt erklärt der Benediktinerpater, Mönch der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, wie das Zusammenleben für Familien, Singles und Wohngemein­schaften in Zeiten von „social distancing“ konkret, kreativ und alltagsnah funktionieren kann und was wirklich hilft. Der geistliche Begleiter und Kursleiter pricht über alltägliche Probleme und Herausforderungen und nennt dafür erfolgreiche Lösungen und motivierende Ziele. Seine Bücher zu Spiritualität und Lebenskunst sind weltweite Bestseller – in über 30 Sprachen. Sein einfach-leben-Brief begeistert monatlich zahlreiche Leser (www.einfachlebenbrief.de).

Hilfswerk Misereor: Die katholischen Bischöfe in Deutschland rufen zu direkten Spenden an das Hilfswerk Misereor auf. Dies sei umso dringender, weil die traditionelle Fastenkollekte an diesem „Misereor-Sonntag“ in den Gottesdiensten nicht in der üblichen Form stattfinden könne, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Aufruf der Deutschen Bischofskonferenz. Die Fastenaktion des Werks für Entwicklungszusammenarbeit steht in diesem Jahr unter dem Motto „Gib Frieden!“ und stellt vor allem die Hilfe für notleidende Menschen im Libanon und in Syrien in den Mittelpunkt. Misereor und seine Partner, so die Bischöfe, linderten dort nicht nur die akute Not, sondern leisteten auch wichtige Beiträge, um ein friedliches Miteinander in dieser Region wiederaufzubauen. „Dafür sind Bildung, gesundheitliche Basisdienste und psychosoziale Begleitung wichtig“, so die Bischöfe: „Viele traumatisierte Menschen müssen ihre Gewalterfahrungen verarbeiten, um wieder Kraft für die Bewältigung ihres Alltags zu schöpfen und den Blick in die Zukunft richten zu können. Versöhnungsbereitschaft und Vertrauen sollen wieder wachsen. Deswegen rufen die Bischöfe auf, „die Friedensarbeit der Kirche mit einer großherzigen Spende zu unterstützen“. In einer beispiellosen Solidaritätsaktion rufen auch die anderen großen katholischen Hilfswerke in Deutschland gemeinsam zu Spenden für die Fastenaktion von Misereor auf. Im Aufruf von Adveniat, Caritas international, Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, missio Aachen, missio München und Renovabis heißt es: „Wir erleben angesichts der Corona-Krise, wie sehr wir selbst auf Solidarität angewiesen sind. Vergessen wir also nicht diejenigen, die noch mehr als wir selbst auf Unterstützung angewiesen sind, weil ihr Leben durch Krieg bedroht ist.“ In den vergangenen Tagen wies Misereor selbst immer wieder darauf hin, dass sich die Folgen der Corona-Krise für die Entwicklungs- und Schwellenländer noch lange nicht absehen ließen. Zu befürchten sei aber, dass die Pandemie die ohnehin schon große Not in vielen Ländern noch weiter verstärkt werde. Die Lebensverhältnisse in vielen Ländern des Südens würden die Ausbreitung des Virus mutmaßlich begünstigen. Mehr: www.misereor.de

Sonntag, 29.03.2020