Stefanus: Christliche Solidarität weltweit

von Christof Beckmann

Samstag, 26.12.2020

Broschüre und Plakat zum diesjährigen „Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen“
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Broschüre und Plakat zum diesjährigen „Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen“

Kurz nach Weihnachten wird es wieder ernst: Immer am 2. Weihnachtstag erinnert die Katholische Kirche an die verfolgten und bedrängten Christen in vielen Ländern der Welt. Aber er ist auch ein Blick auf Religionsfreiheit und religiösen Fundamentalismus.

INFO: An jedem 26. Dezember begehen die Katholiken in Deutschland den „Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen“. Dabei wird in den Gottesdiensten insbesondere der Glaubensgeschwister gedacht, die vielerorts in der Welt Opfer von Ausgrenzung und Unterdrückung sind. Der Termin am zweiten Weihnachtstag erinnert an heiligen Stephanus, den ersten Märtyrer des Christentums, dessen Fest an diesem Tag auf dem Kirchenkalender steht.

Der Gebetstag ist Teil der 2003 gegründeten Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“, mit der die deutschen Bischöfe in den Kirchengemeinden, aber auch in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit verstärkt auf die Diskriminierung und Drangsalierung von Christen in verschiedenen Teilen der Welt aufmerksam machen. Doch geht es der Deutschen Bischofskonferenz und der Deutschen Kommission Justitia et Pax auch um die Verteidigung und Förderung der Religionsfreiheit insgesamt. Die Initiative besteht jeweils aus einer Arbeitshilfe, die eine Schwerpunktregion in den Blick nimmt, Solidaritätsreisen, Gesprächen mit politisch Verantwortlichen und Besuchen von Bischöfen aus bedrängten Ortskirchen. Das Plakat und der Gebetszettel zum Gebetstag können unter www.dbk.de in der Rubrik Publikationen bestellt oder als pdf-Dateien heruntergeladen werden. Mehr auf der Initiativseite „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen“. In unregelmäßigem Abstand veröffentlicht die Deutsche Bischofskonferenz darüber hinaus zusammen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland den „Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit“ (zuletzt Oktober 2017), der einen fundierten Überblick über die Situation verfolgter und bedrängter Christen in verschiedenen Ländern der Erde gibt.

Schwerpunkt 2020 sind Syrien und Irak: Zum Stephanustag hat der Präsident des internationalen katholischen Missionswerks missio München, Wolfgang Huber, an das Schicksal der vertriebenen Christen im Irak erinnert. Das Kalifat des Islamischen Staats (IS) im Irak sei zwar vor drei Jahren beendet worden, doch bleibe die Lage der Christen besorgniserregend. Seit Beginn des Irak-Krieges 2003 haben rund 800.000 von einer Million das Land verlassen, Orte und Infrastruktur zerstört. Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnte vor einem weiteren Exodus von Christen aus dem Nahen Osten. Sei die einheimische christliche Bevölkerung im Nahen Osten früher massenhaft zur Konversion zum Islam gedrängt worden, so werde sie heute zur Auswanderung gezwungen, so GfbV-Direktor Ulrich Delius. Seit 2010 sei die Zahl der Angehörigen der christlichen Minderheit in Syrien um 50 Prozent auf nur noch rund 600.000 Menschen zurückgegangen. Schwierig sei auch die Lage der Minderheit in der Türkei und selbst im Libanon müssten christliche Gruppen um ihre Existenz fürchten.

Arbeitshilfe der Deutsche Bischofskonferenz: Die Arbeitshilfe „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit - Nach der Herrschaft des 'Islamischen Staates': Syrien und Irak" gibt einen Überblick über die Situation der Christen in diesen Ländern, aktuelle Konfliktlinien in den Gesellschaften und lässt Mitglieder der Ortskirche zu Wort kommen. Sie richtet sich vor allem an die Gemeinden und ist zur Auslage in den Pfarreien bestimmt. Zum Download: Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit: Nach der Herrschaft des „Islamischen Staats“: Syrien und Irak. Eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz. Arbeitshilfen Nr. 318 (Bonn 2020)

Christen sind weiter meist verfolgte Glaubensgruppe: Nach dem aktuellen Jahrbuch zu Religionsfreiheit und Christenverfolgung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) bleiben Christen weiterhin die weltweit am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft. Insbesondere christliche Konvertiten seien derzeit Verfolgung und Bedrohungen ausgesetzt. Insbesondere in islamischen Staaten wie Iran, Pakistan und Ägypten, aber auch in totalitären Regimen wie China seien christliche Gemeinschaften schutzbedürftig. Die Jahrbücher werden von der IGFM, dem Internationalen Institut für Religionsfreiheit und den Arbeitskreisen zur Religionsfreiheit der drei deutschsprachigen evangelischen Allianzen herausgegeben. Zum Download: Jahrbuch Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2020. Studien zur Religionsfreiheit Band 35, herausgegeben von Thomas Schirrmacher und Martin Warnecke im Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn, 2020, Buch: 648 Seiten, Preis 12 Euro (ISBN 978-3-86269-198-2)

Hl. Stephanus: Stephanus, geboren wahrscheinlich in Jerusalem um Christi Geburt, gestorben um 36/40 n. Chr., gilt als erster Märtyrer der Kirche. Der Name des Diakons der Jerusalemer Urgemeinde deutet darauf hin, dass er zu den gelehrten Juden aus dem Bereich der hellenistischen Kultur gehörte. In der Apostelgeschichte (Apg 6 und Apg 7) antwortet er auf eine Anklage bei einer Gerichtsverhandlung vor dem Hohen Rat mit dem Bekenntnis zu Jesus Christus, der längsten Rede dieses Bibeltextes.

„In jenen Tagen tat Stephanus, voll Gnade und Kraft, Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Doch einige von der so genannten Synagoge der Libertiner und Zyrenäer und Alexandriner und Leute aus Zilizien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten; aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen. Als sie das hörten, waren sie aufs äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen. Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten gemeinsam auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.“

Stephanus ist der erste, von dem überliefert wird, dass er wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus getötet wurde. Damit gilt er als der „Erzmärtyrer“, dem viele Kirchen geweiht sind. Seine Steinigung war Auftakt zu einer Christenverfolgung in Jerusalem, an der sich auch Saulus, der spätere Apostel Paulus, besonders beteiligte. 415 wurden die Gebeine des Stephanus gefunden, gelangten später über Konstantinopel nach Rom und sind seit 560 n. Chr. in der Krypta von San Lorenzo fuori le mura in Rom neben denen des römischen Archidiakons Laurentius bezeugt. Am 26. Dezember steht Stephanus auf dem katholischen Heiligenkalender.

Samstag, 26.12.2020