Johanneswein - Brauch am Rhein

von Johanna Risse

Samstag, 26.12.2020

El Greco: Hl. Johannes Evangelist, um 1605, Öl auf Leinwand, Museo Nacional del Prado, Madrid
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(l.) El Greco: Hl. Johannes Evangelist, um 1605, Öl auf Leinwand, Museo Nacional del Prado, Madrid

Morgen steht das Fest des Johannes im Kirchenkalender. Dazu wird im rheinischen Rhöndorf der Johannes-Wein gesegnet. Und das, seitdem es dort Weinbau gibt. Was steckt hinter diesem jahrhundertealten Brauch? Eine Botschaft, die wichtiger denn je ist...

INFO: Mit dem Satz „Bibe amorem Sancti Johanni“ / „Trinke die Liebe des heiligen Johannes, im Namen des Vaters †, des Sohnes † und des heiligen Geistes † Amen” wurde jahrhundertelang der Gottesdienst am 27. Dezember beendet. Es ist der Gedenktag des heiligen Apostels und Evangelisten Johannes, an dem in der Kirche Wein gesegnet wird. Der Brauch wird heute noch im Pfarrverband Bad Honnef in Rhöndorf geübt, der einzigen Pfarre von NRW, in der noch Wein angebaut wird. Dabei wird nicht nur der Messwein gesegnet: Am Samstag, 28.12. in der Vorabendmesse um 18.30 Uhr ist jeder „eingeladen, ein eigene Flasche Wein mitzubringen und im Gottesdienst segnen zu lassen“, so die aktuellen Pfarrmitteilungen für St. Marien.

Unser Gesprächspartner: Pfarrer Michael Ottersbach, Leitender Pfarrer im Sendungsbereich Bad Honnef / Unkel, Bergstraße 1, Tel. 02224 / 93 15 63, E-Mail: pastoralbuero@pfarrverband-honnef.de, Kontakt: Pastoralbüro: Bergstr. 1, 53604 Bad Honnef, Tel. 02224 / 93 15 63, Fax 93 15 65, Internet: http://www.pfarrverband-honnef.de

Johanniswein: Die Segnung gehört zu den Benediktionen der katholischen Kirche. „Der Johanniswein erinnert uns an das Gebot argloser Liebe, das dieser Apostel besonders gepredigt hat“ heißt es in der Weihe. Sie erinnert an das Wirken des Evangelisten Johannes in Kleinasien, der nach einer weit verbreiteten Legende dazu gezwungen worden sein soll, vergifteten Wein zu trinken. Sein Segen machte das Gift unschädlich – eine Darstellung, die auch auf den Johanniswein bezogen wurde. Danach sollte der gesegnete Wein vor allen giftigen Krankheiten und Seuchen schützen sowie die Gesundheit und das Seelenheil erhalten. Damit verbunden war die im 12. Jahrhundert entstandene höfische Sitte, vor der einer Reise den Johannessegen, die Johanneslieb oder Johannisminne zu trinken.

Johannes Evangelist: Der Apostel und Verfasser des vierten Evangeliums war einer der von Jesus erwählten zwölf Apostel und gehörte zum engsten Kreis der Jünger. Der Sohn des Zebedäus und der Salome, ist Bruder von Jakobus dem Älteren und gilt als der „Lieblingsjünger“ Jesu und soll Fischer am See Gennesaret gewesen sein (Mk 1,19–21 EU). Beide erhielten den Beinamen „Donnersöhne“. Nach dem um das Jahr 50 entstandenen Galaterbrief gilt er als eine zentrale Gestalt der frühen christlichen Urgemeinde in Jerusalem. Auch die Johannesbriefe und das Buch der Offenbarung werden ihm zugeschrieben. Ein Martyrium des Apostels, der um das Jahr 98 gestorben sein muss, wird nach dem Markusevangelium angenommen, ist aber nicht belegt. Er wird um Unterschied zu den anderen Evangelisten Markus (Löwe), Lukas (Stier) und Matthäus (Engel) mit einem Adler dargestellt. Das ihm zugeschriebene und der Tradition nach in Ephesus entstandene Evangelium nennt keinen Verfassernamen, unterscheidet sich in Aufbau, Stil wie Sprache und könnte auch von mehreren Autoren stammen. Wie kein zweites betont es die Liebe: Untereinander, zu Jesus, zu den Geboten Gottes.

Samstag, 26.12.2020