Stand der Dinge in Rom

von Christof Beckmann

Sonntag, 17.12.2023

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Weihnachtsbaum vor dem Vatikan, Foto: KIP

Der Weihnachtsbaum für den Petersplatz steht, die Krippe auch – 800 Jahre nach der ersten, die der Legende nach der Hl. Franziskus inszeniert hat. Und wie ist sonst die Stimmung am Tiber? Wir haben mal nachgeschaut und nachgefragt …

INFO: Der große Weihnachtsbaum für den Petersplatz kam in diesem Jahr aus den italienischen Alpen. Das Dorf Macra aus der nordwestitalienischen Alpenprovinz Cuneo im Piemont stiftete die 25 Meter große Weißtanne, die mit einem Helikopter von ihrem Standort im Maira-Tal bis zur nächsten Landstraße geflogen und dann nach Rom transportiert wurde. Bürgermeister Valerio Carsetti setzt mit der Aktion auf einen Werbeeffekt - auch um der Abwanderung aus der norditalienischen Bergregion entgegenzuwirken. Neben italienischen sorgten auch schon polnische und slowenische Exemplare für Weihnachtsstimmung auf dem Petersplatz. 2028 soll wieder ein deutscher Baum an der Reihe sein - aus dem niederbayerischen Deggendorf.

Hier ein paar Impressionen vom vorweihnachtlichen Rom:

Die Weihnachtskrippe 2023: Die diesjährige Weihnachtskrippe auf dem römischen Petersplatz ist dem franziskanischen Wallfahrtsort Greccio nachempfunden, der mit der Krippentradition besonders verbunden ist. Dort hatte der Armutsprediger Franziskus (1181/82-1226) vor 800 Jahren die Geburt Jesu zu Bethlehem anschaulich mit lebenden Tieren und Menschen in einer Grotte nachgefeiert. Damit begründete er die heute weltweit verbreitete Tradition der Weihnachtskrippen. Eingeweiht wurden Krippe und Baum am Nachmittag des 9. Dezember durch den Leiter der Vatikanstaats-Verwaltung, Kardinal Fernando Vergez Alzaga. Das Ensemble bleibt bis zum liturgischen Ende der Weihnachtszeit am 7. Januar stehen.

Schon im frühen Christentum wird als Geburtsort Jesu Christi eine Höhle in Bethlehem verehrt, die mit der um 335 von der hl. Helena errichteten heutigen Geburtskirche überbaut wurde. Zunächst findet sich auf Malereien nur das Jesuskind mit den zwei Tieren Ochs und Esel dargestellt, erst um 500 wird die Szene auch mit dem Besuch der drei Magier aus dem Morgenland verbunden. Die Motive folgen den Berichten aus dem Matthäus- und besonders aus dem Lukas-Evangelium (jeweils Kapitel 1 und 2), in denen die Geburt Jesu erwähnt wird, der in einem Stall in einen Futtertrog (Krippe) gelegt wird. In den Evangelien werden der Ochse und der Esel zwar nicht genannt, jedoch gehören sie früh in den Zusammenhang mit anderen biblischen Texten wie bei Jesaja 1,3.

Ob tatsächlich der hl. Franz von Assisi der Begründer der Krippendarstellung von heute ist, ist nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Doch in Klöstern und Burgen nahm im Mittelalter die Darstellung der Krippenszene zu, vor allem in der Gegenreformation wurde sie von Ordensgemeinschaften popularisiert. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verbreiteten sich Krippen in adeligen und bürgerlichen Kreisen und standen im Mittelpunkt katholischer Weihnachtsfeiern. Krippen aus Italien, vor allem Neapel, wurden auch zunächst im Süden Deutschlands stilbildend. Die ausufernden Szenen wurden um 1780 in Österreich sogar mehrfach verboten, doch verbreitete sich zunehmend auch im privaten Raum. Massenanfertigungen aus preiswertem Material wie Gips machten sie für breite Schichten erschwinglich. Aufgestellt wird sie eigentlich erst an Heiligabend und bleibt bis zum Fest der Taufe Jesu am 6. Januar stehen, manchmal auch bis zum Ende des Weihnachtsfestkreises an Maria Lichtmess am 2. Februar.

Vatikan zeigt über 120 Krippen aus aller Welt: Der Vatikan zeigt in diesem Jahr wieder mehr als 120 Krippen aus aller Welt, darunter auch aus Deutschland. Seit dem 8. Dezember ist die Schau in den Kolonnaden des Petersplatzes zu sehen. Die Krippen aus 22 Ländern wurden sie aus verschiedensten Materialien gefertigt: Unter den Ausstellungsstücken sind auch eine Krippenszene in einem Espresso-Kocher oder die Krippe aus der Kathedrale von Turin sowie zwei von Gefängnisinsassen hergestellte Werke. Wie jedes Jahr haben Schulen aus der Region Latium selbstgebastelte Krippen beigetragen. Die internationale Schau „100 Weihnachtsszenen im Vatikan“ ist bis 7. Januar geöffnet. Die Krippen können kostenfrei und im Regelfall täglich von 10.00 bis 19.30 Uhr besichtigt werden. Am 25. und 31. Dezember schließt die Ausstellung bereits um 17.00 Uhr.

Unser Gesprächspartner: Prof. Dr. Peter Schallenberg, Jg. 1963, stammt aus Oberhausen (Rhld.) und studierte nach dem Abitur 1982 am Gymnasium Laurentianum in Arnsberg/Westfalen Theologie und Philosophie an der Theologischen Fakultät Paderborn sowie an der Pontificia Università Gregoriana und im Collegium Germanicum et Hungaricum, Rom. Nach dem Baccalaureat in Theologie und der Diakonenweihe in Rom wurde er 1988 für das Erzbistum Paderborn in Rom zum Priester geweiht und 1991 in Moraltheologie im Collegium Teutonicum am Campo Santo promoviert. Im Erzbistum Paderborn übernahm er Aufgaben als Vikar in Schwerte St. Marien, als Diözesanjugendseelsorger der Malteser im Erzbistum Paderborn, in der Priesterfortbildung und Priesterausbildung, später als Geistl. Beirat des KKV-Diözesanverbandes Paderborn, Diözesanseelsorger der Malteser und im Wissenschaftlichen Beirat des Möhler-Instituts für Ökumene in Paderborn. Während der Vorbereitung zur Habilitation in Moraltheologie an der Universität Münster war er ab 1997 Direktor der St. Klemens-Kommende (Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn) in Dortmund, Lehrbeauftragter im Studiengang Caritaswissenschaften und für Christliche Gesellschaftslehre an der Theologischen Fakultät Paderborn. Nach der Habilitation an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 2003 war er Privatdozent an der Kath.-Theologischen Fakultät der Universität Münster, 2004-2009 Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaften an der Theologischen Fakultät Fulda, Studentenpfarrer, Diözesanseelsorger der Malteser und ist seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie und Ethik an der Theologischen Fakultät Paderborn. Die Forschungsschwerpunkte von Schallenberg sind die Christliche Sozialethik, Ethik der Sozialen Marktwirtschaft sowie die Christliche Gesellschaftslehre. Hierzu hat er zahlreiche Schriften und Werke publiziert. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift Amos international.

Msgr. Peter Schallenberg ist seit 2006 Mitglied der Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice (CAPP), engagiert sich für die Ethik in Wirtschaftsfragen, ist er Berater des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Mitglied der Kommission VI der Deutschen Bischofskonferenz und Berater der Bischöflichen Arbeitsgruppe „Europa“ der Deutschen Bischofskonferenz.

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