So spät wie noch nie: Konfirmationen im Herbst

von Christopher Deppe & Lucas Schierbaum

Sonntag, 04.10.2020

Konfirmanden/innen mit ihrer Pfarrerin
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Gruppenbild mit Pfarrerin: Eine Konfirmandengruppe nach dem Gottesdienst (Foto: Manfred Rütten)

Noch nie wurden in der evangelischen Kirche die Konfirmationsgottesdienste so spät gefeiert wie in diesem Jahr. Weil im Frühjahr alle Kirchen wegen der Corona-Pandemie geschlossen waren, mussten die Termine in den Herbst verschoben werden.

Deshalb feiern viele Jugendliche erst jetzt im September und Oktober ihre Konfirmation. In der evangelischen Gemeinde Bonn-Beuel zum Beispiel finden die Gottesdienste am 3. und 4. Oktober statt.  Eine Gemeinde in Brilon feiert die Konfirmationen am 10. und 11. Oktober in der Aula des Gymnasium Petrinum. Und im Kirchenkreis Vlotho finden sogar noch am 31. Oktober und am 1. November zwei Konfirmationsgottesdienste statt.

Mit der Konfirmation (lat. konfirmare = bestätigen, bestärken) bestätigen evangelische Jugendliche ihre Taufe und werden dadurch zu vollwertigen Mitgliedern ihrer Kirchengemeinde. Damit verbunden sind u.a. die Zulassung zum Abendmahl und die Möglichkeit, selber Taufpate zu werden. Anders als bei der vergleichbaren Kommunion in der katholischen Kirche ist das evangelische Fest der Konfirmation kein Sakrament und auch nicht an einen festen Termin gebunden. Traditionell werden Konfirmationen zwischen Palmsonntag und Pfingsten gefeiert.

Das Fest ist nach wie vor populär - auch weil es vielfach als Abschiedsritual von der Kindheit begriffen wird. Die Zahl der Jugendlichen, die sich konfirmieren ließen, lag 2018 bundesweit bei 166.000. Dem festlichen Gottesdienst geht eine Unterweisung in den wichtigsten Grundlagen des evangelischen Glaubens und der kirchlichen Lehre voraus.

Dieser Konfirmandenunterricht (KU) dauert je nach Landeskirche zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Die früher obligatorische Abschlussprüfung vor der eigentlichen Konfirmation gibt es vielerorts nicht mehr. An ihre Stelle sind u.a. so genannte Vorstellungsgottesdienste getreten, an denen die Konfirmandinnen und Konfirmanden aktiv mitwirken und so ihr erworbenes Wissen vor der versammelten Gemeinde unter Beweis stellen.

Anfang April 2016 hat die Universität Bamberg die Ergebnisse einer EU-weiten Studie über die Nachhaltigkeit des Konfirmandenunterrichts vorgestellt. Demnach fördert die Konfirmandenarbeit den Zusammenhalt untereinander und das soziale Handeln. Außerdem macht sie Lust auf ehrenamtliches Engagement. Damit leiste die Konfirmation "über die kirchliche Sozialisation hinaus einen wichtigen Beitrag für die Zivilgesellschaft." In einem Artikel der Zeitung "DIE WELT" heißt es über die Studie weiter: "Mehr als 28.000 Konfirmandinnen und Konfirmanden, über 4.100 kirchliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen sowie 1.635 Konfirmationsgruppen in Dänemark, Deutschland, Finnland, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz sowie Polen und Ungarn haben anonymisierte Fragebögen für das Forscherteam ausgefüllt – zu Beginn und am Ende der Konfirmandenzeit sowie zwei Jahre danach. Das Projekt über Jugend und Religion ist damit eine der größeren europäischen Jugendstudien."

Die Tradition der Konfirmation geht zurück auf den hessischen Landgrafen Philipp der Großmütige (1504 - 1567). Der fühlte sich herausgefordert von der nachreformatorischen Bewegung der Täufer, die die in der Kirche übliche Säuglingstaufe ablehnten mit der Begründung, getauft werden könne nur, wer glaubt. Zu einer solchen Glaubensentscheidung sei ein Säugling aber noch nicht imstande. Um den Konflikt mit den Täufern zu entschärfen, bat Landgraf Philipp den in Straßburg lehrenden Reformator Martin Bucer um Vermittlung, da dieser auch in der Täuferbewegung eine gewisse Akzeptanz genoss.

Bucer entwickelte schließlich eine Kompromisslösung: Zwar sollte die Säuglingstaufe beibehalten, aber später ergänzt werden durch einen kirchlichen Unterricht, an dessen Ende die Kinder bewusst "ja" zu ihrem Glauben und zu ihrer Taufe sagen können. Der Vorschlag fand Eingang in eine neue Kirchenordnung ("Ziegenhainer Zuchtordnung") und wurde dort als verbindliche Aufgabe für die Pfarrer festgeschrieben. Sie hatten künftig zusammen mit den Ältesten der Gemeinde dafür zu sorgen, "dass alle Kinder, wenn sie des Alters wegen fähig sein können, zu dem Katechismus-Unterricht geschickt werden". 1539 wurde daraufhin in Hessen die erste Konfirmation gefeiert.

Tipp: Die am häufigsten gestellten Fragen (FAQ´s) von Eltern und Kindern zum Thema Konfirmation beantwortet die EKD auf ihrer Internetseite unter http://www.ekd.de/einsteiger/konfirmation.html Weitere Infos und links zum Thema gibt es auch unter www.konfiweb.de . Und wer (noch) auf der Suche nach einem passenden Konfirmationsspruch für sich ist, der wird unter https://www.konfispruch.de/step1.php# sicher fündig

Sonntag, 04.10.2020