"Schule für Circuskinder" feiert 20. Geburtstag

von Manfred Rütten

Sonntag, 15.06.2014

ein Fahrzeug der Schule für Zirkuskinder vor einem Zirkuszelt
Beitrag anhören

Mit solchen rollenden Klassenzimmern besucht die Schule für Circuskinder die Kids direkt vor Ort

Ohne die Evangelische Kirche im Rheinland wäre die „Schule für Circuskinder“ wohl nicht ins Rollen gekommen. Und das darf man wörtlich nehmen. Denn die jungen Artisten lernen Mathe, Deutsch und andere Fächer in rollenden Klassenzimmern.

Die Idee für eine "Schule für Circuskinder" wurde 1985 in der Evangelischen Akademie Loccum geboren. Maßgeblichen Anteil an der späteren Umsetzung hatte der Arbeitskreis für Sozialpädagogik e.V. und die Circus- und Schaustellerseelsorge der Ev. Kirche in Deutschland (EKD). 1989 erklärte sich die Evangelische Kirche im Rheinland bereit, die Trägerschaft für ein solches Pilotprojekt zu übernehmen. Errichtet wurde die "Schule für Circuskinder" dann durch Erlass des NRW-Kultusministers am 1.2.1994.

Sie bietet seither Zirkuskindern die Möglichkeit, am Ende ihrer Schullaufbahn einen anerkannten Abschluss zu erreichen - wichtige Voraussetzung für die schulische und berufliche Weiterbildung. Bedingt durch die ständige Reisetätigkeit der Familienzirkusse haben das bislang nur die wenigsten Kinder geschafft: manche besuchten innerhalb von sieben Jahren 300 verschiedene Schulen, ein kontinuierliches Lernen war da nicht möglich.

Das hat sich durch die "Schule für Circuskinder" in NRW geändert: Im August 1998 konnten die bundesweit ersten Hauptschulabschlusszeugnisse an Kinder aus Familienzirkussen vergeben werden und im August 2000 die ersten Fachoberschulzeugnisse mit Qualifikation. Seit 2004 ist die „Schule für Circuskinder“ eine feste Einrichtung des Landes NRW.

Mittlerweile unterrichten 30 Lehrkräfte die Kinder in 30 mobilen Klassenzimmern. Die umgebauten Wohnmobile sind mit Lernmaterial, Laptops und sogar Internetanschluss über Satellit ausgestattet. Damit ist u.a. auch das so genannte Open Distance Learning (ODL) möglich. Was sich dahinter verbirgt, erklärt Annette Schwer von der "Schule für Circuskinder" an einem Beispiel: "Es sind 10 bis 13 jährige, die den gleichen Englischbaustein bearbeiten müssen, in sieben Circussen verteilt in Nordrhein-Westfalen. Die Lehrerin sitzt zuhause am Compi. Und alles trifft sich morgens um acht im virtuellen Klassenzimmer, dockt sich ein und dann geht’s los – via Sprache, via Computer zur Englischstunde."

Am 18. Juni 2014 feiert die wohl außergewöhnlichste Schule Deutschlands ihren 20. Geburtstag, und zwar genau dort, wo vor 20 Jahren alles begann: auf dem Schützenplatz im rheinischen Monheim – natürlich stilecht in einem Zirkuszelt. Als Ehrengäste haben sich der Präses der rheinischen Landeskirche, Manfred Rekowski und die NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann angesagt. Beide kommen  nicht mit leeren Händen: Im Gepäck haben sie die Zeugnisse für die diesjährigen Absolventen der „Zirkusschule“

Am Sonntag vor der feierlichen Zeugnisübergabe heißt es im Zirkuszelt auf dem Monheimer Schützenplatz zunächst einmal „Manege frei“ für Volker Pispers. Der Benefiz-Abend mit dem bekannten Kabarettisten beginnt am 15.6.2014 um 19 Uhr – der Erlös geht natürlich an die „Schule für Circuskinder“. Mehr Infos und Bilder finden Sie unter www.benefiz-sfc.de

Sonntag, 15.06.2014