Schafft Frieden! Botschaft aus Köln

von Elvis Katticaren

Mittwoch, 01.01.2020

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Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, Collage: KIP

Dumpf dröhnten in der Nacht die Glockenschläge des Ditten Pitters vom Kölner Dom durch die Nacht. Über den Rhein, in das ganze Land hinaus trugen die Glocken aller Dome und Kirchen eine große Botschaft: „Lasst es endlich Frieden werden auf dieser Erde!“

INFO: Er war von 314-335 Papst: Silvester I., in dessen Regierungszeit sich die entscheidende Wende von einer christenfeindlichen zu einer völlig anderen Staatspolitik vollzog. Dass er einmal rund um die Welt gefeiert werden würde, hätte er sicher nie gedacht. Schon gar nicht im Zusammenhang mit dem Jahreswechsel: Die frühen Christen feierten zunächst entweder den Dreikönigstag (6. Januar) oder das Fest der Geburt Christi (25. Dezember) als Jahresbeginn. Im Mittelalter wechselte die römische Kirche mehrmals ihren Neujahrstermin. Erst 1691 setzte Papst Innozenz XII. auch den „christlichen“ Jahreswechsel endgültig auf den 1. Januar fest – den Todestag von Papst Silvester.
Geboren um die Mitte des 3. Jahrhunderts in Rom und um 284 zum Priester geweiht, hatte er noch die massive Christenverfolgung 303 bis 305 durch Kaiser Diokletian (284-305) erlebt. Als Papst Miltiades stirbt, wird Silvester am 31. Januar 314 zu dessen Nachfolger gewählt. Und trifft auf eine völlig veränderte Situation: Denn die Kaiser Konstantin (306-337) und Licinius (308-324) hatten ein Jahr zuvor in der Mailänder Vereinbarung allen Bürgern des Römischen Reichs Religionsfreiheit garantiert, im Westteil des Reiches förderte Konstantin sogar den neuen christlichen Kult. Damit vollzog sich zu Silvesters Regierungszeit eine entscheidende Wende von einer christenfeindlichen zu einer christenfreundlichen Staatspolitik und für die Kirche begann eine lange Zeit des Friedens. Silvesters Pontifikat wurde mit 21 Jahren das bislang achtlängste. Er bestätigte die Beschlüsse des Konzils von Nizäa, das sich 325 klar gegen die Ablehnung der Gottheit Jesu durch Arius wandte und das erste Glaubensbekenntnis festschrieb. In seiner Amtszeit wurde der von Kaiser Konstantin geförderte Bau von Sankt Peter über dem Petrusgrab in Rom in Angriff genommen, ebenso der des Laterans. Er starb am 31. Dezember 335, wurde in der Priscilla-Katakombe an der Via Salaria in Rom beigesetzt und während der Langobarden-Einfälle im 8. Jahrhundert in die Kirche San Silvestro in Capite an der Piazza San Silvestro überführt. Als erster Papst, der nicht das Martyrium erlitt, wurde er 813 in den Heiligenkalender aufgenommen. Da sein Festtag auf den letzten Tag des Jahres fällt, wird sein Name mit den Feierlichkeiten zum Jahreswechsel verbunden.

Weltfriedenstag 2020: Die katholische Kirche feiert am 1. Januar das Hochfest der Gottesmutter Maria. 1967 erklärte Papst Paul VI. den Neujahrstag auch zum Weltfriedenstag. Die aktuelle Botschaft von Papst Franziskus zum diesjährigen Weltfriedenstag trägt den Titel „Der Frieden als Weg der Hoffnung - Dialog, Versöhnung und ökologische Umkehr“ und ermahnt die internationale Politik zum Dialog. Frieden und Stabilität seien unvereinbar mit dem Versuch, sie auf der Angst gegenseitiger Zerstörung oder auf der Drohung totaler Vernichtung aufzubauen, schreibt das Kirchenoberhaupt. Ein solches „höchst instabiles Gleichgewicht“ stehe „am Rande des nuklearen Abgrunds“. Kriege nähmen ihren Ursprung häufig von einer „Unduldsamkeit gegen die Verschiedenartigkeit des anderen“, so der Papst. Weiter warnt er vor „hegemonialen Ambitionen“ und Machtmissbrauch. Die Menschheit trage „im Gedächtnis und am eigenen Fleisch“ die Zeichen immer brutalerer Konflikte, die vor allem die Ärmsten und die Schwächsten träfen. Hier tue es angesichts vieler widersprüchlicher Interessen not, „an das moralische Gewissen und an den persönlichen und politischen Willen zu appellieren.“ Die politische Bereitschaft zu Einigung und Versöhnung sei immer wieder zu stärken. Auch sei jeder dafür verantwortlich, sich über Ideologien und Meinungen hinweg für Wahrheit, Gerechtigkeit und die Rechte von Schwächeren einzusetzen. Dabei ermuntert der Papst zu Beharrlichkeit: „Der Weg der Versöhnung erfordert Geduld und Vertrauen. Man erhält keinen Frieden, wenn man ihn nicht erhofft.“ Nachdrücklich verbindet Franziskus seinen Appell mit der Forderung nach weltweiten Wirtschaftsreformen. „Es wird nie einen wahren Frieden geben, wenn wir nicht in der Lage sind, ein gerechteres Wirtschaftssystem aufzubauen“, so der Papst. Angesichts der Folgen von Aggression und einer rücksichtslosen Ausbeutung natürlicher Ressourcen sei auch eine „ökologische Umkehr“ nötig, betont er unter Verweis auf die Amazonas-Synode vom Oktober.

Die Botschaft „Der Friede als Weg der Hoffnung“ zum Download.

Gemeinsame Gebetsstunde: Am Freitag, 10. Januar 2020, lädt die kfd gemeinsam mit den katholischen Verbänden BDKJ, DJK-Sportverband, KDFB, pax christi, der Gemeinschaft der katholischen Männer in Deutschland und der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz zu einer gemeinsamen Gebetsstunde ein.  Die Verbände haben für die Gebetsstunde einen Vorschlag erarbeitet, den Sie herunterladen können. In der Gebetshilfe gibt es auch Links auf Aktionen und Materialien der Verbände: https://www.kfd-bundesverband.de/weltfriedenstag/

Jahresthema Frieden der Hilfswerke: Im Kirchenjahr 2020 machen Adveniat, das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, Misereor, Renovabis und Missio gemeinsam mit der Konferenz der Diözesanverantwortlichen Weltkirche (KDW) das Themenfeld Frieden zum Inhalt ihrer jeweiligen Kampagnen. Sie wollen dadurch das weltweite Friedensnetz, zu dem auch sie gehören, sichtbar machen und stärken. Internationale Gäste der verschiedenen Hilfswerke werden im Laufe des Jahres in allen Diözesen Deutschlands unterwegs sein und ihre Friedens- und Versöhnungsarbeit vorstellen. Sie freuen sich auf Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner aus Kirche und Politik und auf Begegnungen mit Gruppen, die sich in der Zivilgesellschaft auf unterschiedliche Weise für Frieden einsetzen. Zahlreiche Veranstaltungen werden zwischen November 2019 und Oktober 2020 das Thema Frieden aufgreifen. Mehr: https://weltkirche.katholisch.de

Unser Gesprächspartner: Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplan in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates. Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: aplatz@stadtdekanat-koeln.de, Mo- Fr 9.30 - 13.30 Uhr.

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