Priesterausbildung heute

von Christof Beckmann

Sonntag, 12.05.2019

Foto: Bistum Essen, Nicole Cronauge
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Fabian Lammers, Vikar in der Pfarrei St. Dionysius Essen-Borbeck, geweiht 2018 im Bistum Essen, Foto: Bistum Essen, Nicole Cronauge

Vikar Fabian Lammers ist noch nicht so lange in einem Beruf, der aber gefragt ist wie lange nicht mehr. Und weil es nie genug Priester gibt, wurde schon 1964 der Weltgebetstag um geistliche Berufungen eingeführt. Das Leitwort: "Werft die Netze aus" ....

INFO: Die Zahl der Priesterweihen in der katholischen Kirche in Deutschland ist seit Jahren auf einem Tiefststand – auch die Zahl der Neuaufnahmen in den Seminaren zeigt, dass es in den kommenden Jahren keine Trendwende geben dürfte. Die Gesamtzahl der Priester in Deutschland sinkt seit den 80er Jahren: Gab es 1990 noch fast 20.000 katholische Geistliche, waren es 2016 noch 13.856. Zunehmend übernehmen ausländische Priester Dienste in den Gemeinden, vor allem aus Indien und Polen, zugleich legt die Kirche ihre Gemeinden zu immer größeren Einheiten zusammen. 2016 gab es 10.280 Pfarreien und Seelsorgeeinheiten, 1990 waren es noch 13.313 - ein Minus von 22,9 Prozent. Die Folge: Das Tätigkeitsprofil des Priesters ändert sich, auch die Entscheidungswege zum Priesterberuf werden länger.

Priesterweihen in NRW: Die Zahl der Priesterweihen in den NRW-Bistümern lag in den vergangenen Jahren im unteren zweistelligen Bereich. 2017 belief sie sich auf 18, 2016 auf 17, 2015 auf 13 und 2014 auf 21 Theologen. In diesem Jahr werden die fünf katholischen Bistümer in Nordrhein-Westfalen 16 Neupriester weihen - 6 mehr als im Vorjahr. Am Freitag vor Pfingsten (7. Juni) empfängt ein Kandidat des Ruhrbistums die Priesterweihe (2018: 1). Am Samstag werden 3 Männer in Paderborn geweiht (2). Auch in der Diözese Aachen gibt es einen Neupriester (2). Im Bistum Münster, das sich zu einem großen Teil auch auf Niedersachsen erstreckt, gibt es fünf Neupriester (2). Im Erzbistum Köln bereiten sich 6 Theologen auf ihre Weihe am 28. Juni vor (3). Hinzu kommt ein Benediktiner-Mönch aus der Dormitio-Abtei bei Jerusalem. Die Priesterweihe in Köln findet traditionell am Herz-Jesu-Fest am dritten Freitag nach Pfingsten statt.

Unser Gesprächspartner: Fabian Lammers (28) wurde im vergangenen Jahr als einziger Kandidat im Bistum Essen zum Priester geweiht. Er stammt aus Gelsenkirchen-Schalke, war Messdiener, Jugendleiter und Lektor in seiner Heimatgemeinde St. Joseph und fasste mit 16 Jahren den Entschluss, seinen Berufswunsch zum Priester durch ein Praktikum im Nikolauskloster Jüchen zu testen. Nach der 10. Klasse auf dem Grillo-Gymnasium ging er dort auf ein anderes Gymnasium und machte Abitur. Im Sommer 2010 bewarb er sich für die Priesterausbildung im Bistum Essen, begann an der Bochumer Ruhr-Universität sein Theologie-Studium, ging für zwei Freisemester nach Würzburg, war in einem praktischen Jahr in einer Betreuungseinrichtung in Baden-Württemberg, schloss die letzten Semester 2016 in Münster ab und erlebte ein prägendes Jahr in Israel. Nach dem Studium war er zunächst pastoraler Mitarbeiter in der Pfarrei St. Pankratius in Oberhausen-Osterfeld, lebte im Priesterseminar „Borromäum“ in Münster und wurde am Freitag, 18. Mai 2018, zu Pfingsten im Essener Dom zum Priester geweiht. Seit dem 16. Juni 2018 arbeitet er als Kaplan in der Essener Pfarrei St. Dionysius, wo er die Vikarsstelle übernahm. Lesenswert: Die Predigt von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck im Pontifikalamt zur Priesterweihe am Freitag, 18. Mai 2018 im Hohen Dom zu Essen.
Kontakt: Fabian Lammers, Vikar in der Pfarrei St.Dionysius Essen-Borbeck, Dionysiuskirchplatz 4, 45355 Essen, Tel. 0201 / 24 87 95 08, E-Mail: fab.lam@dionysius.de, Internet: https://www.st-dionysius-essen-borbeck.de/

Das Sakrament der Weihe ist in der römisch-katholischen Kirche in drei Stufungen gegliedert: die Diakonen-, die Priester- und die Bischofsweihe.

Pfarrer: Priesteramtskandidaten bereiten sich in einem (mindestens) fünfjährigen Philosophie- und Theologiestudium, durch ein „Gemeindejahr“, eine vertiefende Ausbildung im Priesterseminar sowie als Diakone in einer Gemeinde des Bistums auf die Priesterweihe vor. Der Pfarrer ist der Leiter einer Pfarrei, wird dazu vom Bischof beauftragt und hat die Aufgabe, die Angehörigen der Pfarrei seelsorglich zu betreuen. Zu den besonderen Amtspflichten gehört die Spendung der Sakramente Taufe, Buße, Eucharistie und Krankensalbung sowie in Ausnahmefällen der Firmung. Er ist außerdem zuständig für die Eheschließung von Brautleuten, die in seiner Pfarrei wohnen. Weitere Aufgaben liegen in der Glaubensweitergabe wie der Vorbereitung auf die Spendung von Sakramenten, der Unterstützung von kirchlichen Gemeinschaften und Vereinen auch im sozialen Bereich sowie in persönlichen Gesprächen und Hausbesuchen.

Kaplan: Wenn ein Pfarrer eine besonders große Kirchengemeinde zu betreuen hat, hat er zur Unterstützung oft einen Kaplan bzw. Vikar, die nach der Weihe als Neupriester ihre erste Stelle übernehmen. Sie übernehmen selbständig eine Fülle von Aufgaben wie Jugendarbeit und die Hinführung zu den Sakramenten. 

Diakon:  Diakone sind Seelsorger, die wie Priester taufen, bei Hochzeiten assistieren, beerdigen und predigen. Sie leiten keine Eucharistiefeier, spenden nicht die Krankensalbung und hören keine Beichte. Die ersten sieben Diakone waren ursprünglich Gehilfen der Apostel. Die Weihe zum Diakon ist in der altkatholischen, der römisch-katholischen, den orthodoxen und den anglikanischen Kirchen die erste Stufe des Weihesakraments vor dem Priester- und Bischofsamt.

Ständige Diakone: Seit gut 50 Jahren können auch verheiratete Männer Diakone werden. Der Ständige Diakonat kann haupt- oder nebenberuflich mit Zivilberuf ausgeübt werden. Er steht Männern ab 35 bis 55 Jahren offen. 

Pastoralreferent(in): Als Pastoralreferent(inn)en bezeichnet man in der katholischen Kirche Laien, die hauptberuflich im kirchlich-pastoralen Dienst eingesetzt sind und über einen theologischen Fachhochschul- oder Hochschulabschluss verfügen bzw. eine praxisbezogene Ausbildung absolviert haben. Schwerpunkte ihrer überwiegend in der Pfarrseelsorge liegenden Tätigkeit sind Jugendarbeit und Erwachsenenbildung, Sakramentenvorbereitung und Gottesdienstgestaltung, die Erteilung von Religionsunterricht, Besuchsdienste, Arbeit mit Gruppen, Sonderaufgaben und vieles mehr.

24-Stunden-Gebet zum Weltgebetstag um geistliche Berufungen: Seit seiner Einführung durch Papst Paul VI. 1964 begeht die Katholische Kirche am 11./12. Mai von 18:00 bis 18:00 Uhr den Weltgebetstag um geistliche Berufungen. Getragen wird der Tag von der Berufungspastoral in Deutschland und vielen Gemeinden, Gruppen und Privatpersonen, die sich auf einer interaktiven Karte mit Ihrer jeweiligen Gebetszeit eintragen. Der Tag steht 2019 unter dem Leitwort „Werft die Netze aus“ und erinnert an die Bibelstelle vom Fischfang, die im Lukas-Evangelium steht (5,5). Eine Andacht und Gebete zum Weltgebetstag stehen hier -> zum Download zur Verfügung. Mehr unter https://www.werft-die-netze-aus.de/#start.

Sonntag, 12.05.2019