Ostern: Auferstanden oder nicht?

von Caroline Peter

Sonntag, 31.03.2024

Jesus im Licht mit weißem Gewand
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Um die Auferstehung Jesu ranken sich viele Mythen und Geschichten und auch so manche Theorie, die das Phänomen wissenschaftlich zu erklären versucht. (Foto: ChatSpot (KI-generiert))

Christen in aller Welt feiern an Ostern die Auferstehung Jesu von den Toten und damit der Sieg des Lebens über den Tod. Dieses Credo gehört zum Kern des christlichen Glaubens. Hartnäckig halten sich aber bis heute Zweifel an der Auferstehung.

Klar ist: Wenn die Skeptiker recht hätten, würde eine wesentliche Säule des Christentums und auch der Kirche einstürzen. Das wusste schon der Apostel Paulus, als er im 1. Korintherbrief (Kap.15, Vers 13ff) schrieb: "Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich." Mit anderen Worten: Wäre Jesus nicht von den Toten auferstanden, dann wäre er wahrscheinlich als irgendein aufmüpfiger Wanderprediger schnell wieder in Vergessenheit geraten. So aber wurde er zum Gründer einer Weltreligion.

Christinnen und Christen aller Konfessionen glauben, dass Jesus am Kreuz starb und drei Tage später wieder von den Toten auferstanden ist. So ist es u.a. auch im Apostolischen Glaubensbekenntnis festgehalten. Liest man die biblischen Berichte zu diesem Ereignis, so waren auch die zeitgenössischen Anhänger Jesu nach anfänglichem Schrecken und Unverständnis von der Auferstehung überzeugt.

Einerseits brachten sie seinen Kreuzestod in Verbindung mit alten Prophezeiungen, wonach der Retter, der Messias, als „Lamm Gottes“ kommt und geopfert wird, um die Sünde der Menschen vor Gott zu tilgen. An verschiedenen Stellen der Bibel sagt Jesus dies auch über sich selbst und nimmt dabei Bezug auf den Propheten Jesaja aus dem Alten Testament, der etwa 700 Jahre vor Christus das Bild eines Knechtes von Gott zeichnete, der die Schuld der Menschen auf sich nimmt und an ihrer Stelle mit seinem Leben für ihre Tilgung zahlt (vgl. Jesaja, Kapitel 53)..

Andererseits erinnerten sich die Jüngerinnen und Jünger Jesu an dessen Vorhersagen: „Und er nahm abermals die Zwölf [Apostel] zu sich und fing an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren werde: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden überantworten, und die werden ihn verspotten und anspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.“ (Markusevangelium, Kapitel 10, Verse 33-34)

Wurde Jesu Leichnam gestohlen?

Um diese Vorhersagen wussten auch die Gegner Jesu, und sie versuchten mit allen Mitteln zu verhindern, dass ihnen Glauben geschenkt wird. Über eine entsprechende Begebenheit wird im Matthäus-Evangelium (Kap. 27 und 28) ausführlich berichtet. Demnach gingen Priester und Pharisäer einen Tag nach der Grablegung zum römischen Statthalter Pontius Pilatus und baten diesen inständig, das Grab Jesu bewachen zu lassen: „Sonst kommen seine Jünger, stehlen die Leiche und behaupten gegenüber dem Volk »Er wurde von den Toten auferweckt!«. Dieser Betrug wäre schlimmer als alles vorher.“

Daraufhin wurden tatsächlich Wachen vor das Grab gestellt, die laut Matthäus-Evangelium sogar selbst Zeugen der Auferstehung wurden: „Die Wachen zitterten vor Angst und fielen wie tot zu Boden“. Den Priestern erzählten die Wachen später, was sie erlebt hatten. Doch durch Bestechung wurden sie zur Lüge verpflichtet: „Erzählt allen: »Seine Jünger sind in der Nacht gekommen. Als wir schliefen, haben sie den Leichnam gestohlen«.“

Alles nur geträumt?

Neben dem angeblichen Leichendiebstahl - der quasi inszenierten Auferstehung – gibt es noch etliche weitere Theorien. Eine davon besagt, dass die Jünger sich die späteren Begegnungen mit dem auferstandenen Jesus nur eingebildet hätten. Der Schmerz und die Trauer über dessen Tod hätten sie die Realität nicht mehr erkennen oder wahrnehmen lassen. Der evangelische Theologe Gerd Lüdemann spricht in seinem 1994 erschienen Buch „Die Auferstehung Jesu“ von "Visionen".

Über Lüdemanns Arbeit heißt es bei Amazon: „Es setzt mit der ältesten Liste von Auferstehungszeugen bei Paulus ein und fragt von dort zurück zu den Ereignissen zwischen Karfreitag, Ostern und Pfingsten. Auslöser des Osterglaubens sind Visionen des Petrus, sowie der Jünger und Jüngerinnen, die ebenso wie die Damaskusvision des Paulus historisch und tiefenpsychologisch untersucht werden. Der Osterglaube ist eine Erfahrung im Geist und reaktiviert inhaltlich die Botschaft Jesu. Er hat mit einer Wiederbelebung des Leichnams Jesu nichts zu tun, denn dieser verweste und blieb im Grab.“

Waren Drogen im Spiel?

Andere Theorien, die versuchen, die angebliche Auferstehung zu erklären, gehen davon aus, das Jesus gar nicht tot war als vom Kreuz genommen wurde. Möglicherweise sei ihm unbemerkt ein Betäubungsmittel verabreicht worden – etwa in dem Moment, als ein römischer Soldat dem Gekreuzigten einen mit Essig getränkten Schwamm an die Lippen hielt. Auf der Website https://www.die-bibel.de heißt es über diesen Essig: „Meint in der Bibel nicht ein Würzmittel, sondern einen billigen sauren Wein. Dieses Getränk wurde Jesus am Kreuz gereicht (Markus 15,36). Es ist ein hervorragender Durstlöscher und war deshalb das normale Getränk der Soldaten. Davon zu unterscheiden ist das Getränk, das die Soldaten Jesus unmittelbar vor der Kreuzigung reichen wollten (vgl. Matthäus 27,34; Markus 15,23). Hier handelt es sich um Wein mit einem leicht betäubenden Zusatz (Myrrhe oder Weihrauch), der die Schmerzen lindern sollte. Einen solchen Betäubungstrank vor der Hinrichtung zu reichen entsprach jüdischer Sitte. Jesus hat diesen Trunk abgelehnt.“

Nach Auffassung der beiden Mediziner Maximilian Ledochowski und Dietmar Fuchs könnte sich die vermeintliche Auferstehung Christi medizinisch erklären lassen. Dazu ziehen sie sogar einzelne Stellen der biblischen Berichte zur Unterstützung heran (siehe: Ledochowski, Maximilian; Fuchs, Dietmar (2014): »Die Auferstehung Christi aus medizinischer Sicht«. Biologie in unserer Zeit, 44(2), 124–128)

Die Sache mit dem Speer

Ledochowski und Fuchs gehen davon aus, dass Jesus durch die Folter (Geißelung), die seiner Kreuzigung vorausging, bereits schwer verletzt und entkräftet war. Ihrer Meinung nach erlitt Jesus u.a. Rippenbrüche, wodurch es in der Folge fast zwangsläufig auch zu einer Verletzung des Rippenfells kam. Daraufhin – so ihre Theorie – sammelte sich in dem Spalt zwischen Rippenfell und Lungenfell Wundwasser und Blut aus verletzten Adern. Mediziner sprechen bei diesem Geschehen von einem Pleuraerguss, der den betroffenen Lungenflügel zusammendrückt, was zu Sauerstoffmangel führt.

Das allein führt schon zu einer erheblichen Schwächung, die erklärt, warum Jesus den Kreuzbalken nicht selbst den ganzen Weg bis Golgatha tragen konnte. An seiner Stelle musste ein Mann, „der gerade vom Feld kam“, das Kreuz tragen (Mk 15, 21; Matth 27, 21; Luk 23, 26). Einmal ans Kreuz geschlagen, verschlimmerten sich bei Jesus die Beschwerden und er könnte durch den Pleuraerguss und den damit verbundenen Sauerstoffmangel bewusstlos geworden sein.

Seinen beiden Leidensgenossen, die nach biblischer Überlieferung mit Jesus zusammen gekreuzigt wurden, brachen die römischen Soldaten irgendwann die Beine, damit sie sich nicht weiter abstützen konnten und sich ihr Tod so beschleunigte. Das war gewünscht, da am Abend der Kreuzigung nach Sonnenuntergang das jüdische Pessachfest begann. Bei Jesus ersparten sich die Soldaten jedoch diese Mühe, da sie "sahen, dass er schon tot war" (Joh 19, 33).  - wobei Ledochowski und Fuchs davon ausgehen, dass die Soldaten wohl weder das Interesse noch die Qualifikation für eine sorgfältige Diagnose und Feststellung des Todes hatten.

Ein zentraler Hinweis auf einen Pleuraerguss ist für Ledochowski und Fuchs eine Beobachtung, die im Johannesevangelium (Kap.19, Vers 34) beschrieben wird: „Einer der Soldaten stieß mit dem Speer in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus" (Joh 19, 34). Die beiden Mediziner stellen dazu in ihrem Aufsatz fest: "Für ihn [den Soldaten] und alle Anwesenden war damit offenkundig, dass Jesus tot sein musste. Für einen Mediziner aus unserer Zeit ist damit aber lediglich klar, dass Jesus Christus einen hämorrhagischen Pleuraerguss gehabt haben muss", so die Autoren. Der Lanzenstich könnte Jesus sogar das Leben gerettet haben. Denn auch heute noch ist die wichtigste Notfallmaßnahme bei einem Pleuraerguss die Entlastungspunktion: Mit einer Kanüle durchsticht man das Rippenfell, sodass die Wundflüssigkeit abfließen kann und sich die Lunge wieder ausdehnt. Nach diesem „Eingriff“ mittels der Lanze könnte Jesus bei flacher Atmung und Bewusstlosigkeit noch lange am Kreuz überlebt haben.

Hinzu kommt, dass die Gekreuzigten wegen des bevorstehenden Pessachfestes ungewöhnlich früh vom Kreuz genommen wurden - vielleicht, bevor Jesus tatsächlich tot war. Der scheinbar tote Jesus wurde dann mit "einer Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund", behandelt und mit Leinenbinden umwickelt. Mit dieser antiseptischen und blutstillenden Wundbehandlung und viel Ruhe in der kühlen Umgebung des Grabes, spekulieren Ledochowski und Fuchs weiter, könnte sich Jesus erholt haben und nach einigen Tagen aus der Bewusstlosigkeit erwacht sein.

Sonntag, 31.03.2024