Ökumene: Das Signal aus Hildesheim

von Christof Beckmann

Sonntag, 12.03.2017

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Rückblick und Zukunft: Beides prägte den zentralen Ökumenischen Buß- und Versöhnungsgottesdienst, den die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland gestern in der Michaelis-Kirche in Hildesheim gefeiert haben. ....

INFO: 2017 wird erstmals seit dem Reformationszeitalter ein Reformationsjubiläum in ökumenischer Gemeinschaft gefeiert. Unter dem Leitmotiv „Christusfest“ haben die evangelische und katholische Kirche in Deutschland zahlreiche gemeinsame Projekte für das Jahr 2017 verabredet. Zentrale Bedeutung hat die Heilung der Erinnerungen, die durch eine gemeinsame schuldbehaftete Geschichte belastet sind. Für das, was sich Christen beider Konfessionen einander an Leid und Verletzungen angetan haben, wollen sie Gott und einander um Vergebung bitten und sich auf die weitere Vertiefung des Miteinanders verpflichten. Der Gottesdienst in Hildesheim gilt jetzt schon als Meilenstein im Prozess dieser „Heilung der Erinnerung“. Daraus erwachsen Versöhnung und die Stärkung des gemeinsamen Zeugnisses. Dies sollte auch den zentralen Ökumenischen Buß- und Versöhnungsgottesdienst prägen, den die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland am Samstag, 11. März 2017, in der Kirche St. Michaelis in Hildesheim feierten.

Gemeinsam geleitet wurde der Gottesdienst von dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm. Weitere Mitwirkende waren als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Bischöfin Rosemarie Wenner und Erzpriester Constantin Miron, außerdem die Präses des Rates der EKD, Irmgard Schwaetzer, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg. Außergewöhnlich die Zahl der vertretenen Verfassungsorgane: Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Bundestagspräsident Norbert Lammert, der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Andreas Voßkuhle, und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hatten ihre Teilnahme an diesem Gottesdienst angekündigt.

Der Ort der Begegnung in einer der bedeutendsten erhaltenen vorromanischen Kirchen aus ottonischer Zeit war nicht zufällig gewählt: Das Hauptschiff der Hildesheimer Michaeliskirche – einer von 64 simultan von beiden Konfessionen genutzten Kirchen - ist evangelisch, die Krypta katholisch. Mit dem Hildesheimer Dom und seinen Schätzen gehört sie seit 1985 zum Unesco-Weltkulturerbe. Von Bischof Bernward (um 950/960 bis 1022) ab 1010 erbaut, war sie Teil eines Benediktinerklosters. In der Krypta liegt Bernward begraben, doch wurde die Hauptkirche in der Reformationszeit 1542 evangelisch. Der bis zur Säkularisation 1809 bestehende Konvent der Benediktiner behielt die Krypta und den Hochchor. Die trennenden Wände wurden im Juni 2006 symbolisch durchbrochen. Mehr: http://www.ekd.de; http://www.dbk.de

Magazin zum Reformationsjubiläum: 2017 gedenken katholische und evangelische Christen gemeinsam der Reformation, die 1517 mit Luthers Veröffentlichung seiner 95 Thesen begann. Dies nahmen „Der Dom“, die Kirchenzeitung des Erzbistums Paderborn und das Johann-Adam-Möhler-Institut zum Anlass, dem DOM ein Magazin zum Thema „500 Jahre Reformation“ beizulegen. „In einer Zeit, die immer säkularer wird, ist das gemeinsame Zeugnis der Christen wichtig. Zugleich müssen die Konfessionen ehrlich und respektvoll miteinander umgehen. Dies geschieht, dafür kann man dankbar sein, auch wenn nach außen manchmal nicht leicht zu erklären ist, warum „es“ nicht schneller geht“, schreiben die Herausgeber, Claudia Auffenberg (Redaktion Bonifatius Verlag) und Prof. Dr. Wolfgang Thönissen (
Leitender Direktor Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik). Das Magazin gibt einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Ökumene, die ja nicht nur katholische und evangelische Christen umfasst, sondern auch orthodoxe und freikirchliche, sowie über die immer noch bestehenden Hindernisse. Eine digitale Version des Magazins (PDF) online auf: www.derdom.de und bei uns – s. Link unten.

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„Woche der Brüderlichkeit“ geht zu Ende
Die vom Deutschen Koordinierungsrat der bundesweit 85 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit veranstaltete Woche wurde am ersten Sonntag im März in der Paulskirche in Frankfurt am Main zentral eröffnete und stand unter dem Motto „Nun gehe hin und lerne“. Bundesweit gab es in der „Woche der Brüderlichkeit“ 2017 rund 750 Veranstaltungen in mehr als 100 Städten.
Die jüdischen Gemeinden feiern heute das Fest „Purim“, das an die „Babylonische Gefangenschaft“ des Volkes Gottes erinnert. Als die Juden nach der Zerstörung des ersten Tempels in Persien lebten, versuchte der Minister Haman, den König dazu zu bringen, alle Juden umzubringen. Die mit ihm verheiratete Jüdin Esther konnte das Komplott mit ihrem Onkel Mordechai verhindertn. Die Gebote dieses Tages sehen neben der Vorlesung der Geschichte aus der „Rolle Esther“ sowie die Verteilung des traditionellen Gebäcks (Hamantaschen) an Bedürftige und Freunde vor. Üblich ist es, dass die Kinder sich an diesem Tag verkleiden und die Gemeinde fröhlich feiert. Der Tag vor Purim ist ein Fastentag.

Sonntag, 12.03.2017