Kunst & Kochen bringen Menschen zusammen

von Johanna Hofmann

Sonntag, 17.10.2021

Frau präsentiert zwei Teller mit Essen
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"Eine Brücke zwischen den Völkern zu bauen, Phobien zu beseitigen, geht nur durch den Magen.“

Passend zur „Interkulturellen Woche“ wurde am 3. Oktober 2021 im Kloster Bentlage (Rheine) eine Kunstausstellung und Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Mahl der Völker" eröffnet. Profis und Laien zeigen ihre Arbeiten zum Bibeltext aus Jesaja 25,6-8.

Dort heißt es: »Es werden sich einst alle Völker um den Tisch des Herrn versammeln und eine Zeit des Friedens und der Herrschaft Gottes wird anbrechen«. „Im Mahl, beim gemeinsamen Essen finden Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Nationalitäten zusammen“, heißt es dazu auf der Internetseite des Evangelischen Kirchenkreises Münster, der das Kunst- und Kulturprojekt zusammen mit den Kirchenkreisen Tecklenburg, Steinfurt-Coesfeld-Borken sowie dem Kloster Bentlage ausrichtet. Es läuft noch bis zum 14. November.

Noch ist das „Mahl der Völker“, von dem der biblische Prophet Jesaja spricht, eine Utopie. Gleichwohl verweist es auf eine Praxis, die in praktisch allen großen Religionen der Welt eine wichtige Rolle spielt: Das gemeinsame Essen. Das Christentum kennt die Erzählung von der Speisung der 5.000, und bis heute feiern Christen weltweit das Abendmahl im Gedenken an Jesus Christus. Gemeinsame Mahlzeiten an hohen Festtagen mit genau bezeichneten Zutaten oder Gerichten kennt auch das Judentum. Und das Fastenbrechen nach dem Ramadan ist für Muslime ein hohes Fest, das mit einem gemeinsamen Essen in großer Runde gefeiert wird.

Nach der Vernissage von „Mahl der Völker“ im Kloster Bentlage ging man deshalb noch am gleichen Tag in einer benachbarten Scheune zum lukullischen Teil des Kunstprojekts über: Bei einem Kochevent unter dem augenzwinkernden Motto „Das jüngste Gericht“ trafen sich Einheimische und Geflüchtete zum gemeinsamen Kochen und Essen. Die Leitung hatte Saeid Samar, ehemaliger Flüchtlingsreferent der Ev. Kirchenkreises Münster und selbst leidenschaftlicher Koch.

Die Teilnehmenden waren eingeladen, neben einem oder mehreren typischen Lebensmitteln aus ihrer Heimat auch Geschichte(n), Gedanken und Rezepte ihrer Herkunftsregion mitzubringen. Gekocht und zubereitet wurden die Mahlzeiten open-air. Auch das Essen fand im Freien an einer langen Tafel statt. In Gesprächen beim gemeinsamen Kochen und Essen waren Grenzen, unterschiedliche Herkünfte oder Religionen bald kein Thema mehr. Ein gelungener interkultureller Austausch.

Sonntag, 17.10.2021