Kult: Neues Buch von Kardinal Reinhard Marx

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 06.04.2025

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Foto © Erzbischöfliches Ordinariat München, Lennart Preiss, Buchcover Kösel-Verlag / Collage: KIP

Das war wohl nicht anders zu erwarten: Brechend voll war´s, als er sein aktuelles Buch vorstellte - Reinhard Marx, der Westfale in Bayern, Kardinal und Erzbischof von München-Freising. Mit einem Titel, der sofort ins Auge springt …

INFO: Der Münchner Kardinal Reinhard Marx ist davon überzeugt, dass gerade eine zunehmend säkularer werdende Gesellschaft der christlichen Botschaft bedarf. In seinem neuen Buch unter dem Titel „Kult“, erschienen im Kösel-Verlag, führt er aus, „warum die Zukunft des Christentums uns alle betrifft“. Er wolle eine „nachdenkliche Intervention“ liefern, schreibt der Erzbischof von München und Freising im Vorwort. „Sie schließt an meinen Denk- und Glaubensweg und an viele vorhergehende Äußerungen zu gesellschaftlichen und theologischen Fragen an.“ Schon in seiner Doktorarbeit seien Kirche und Gesellschaft sowie die Ortsbestimmung der Kirche in der Moderne die Leitmotive gewesen, die ihn immer wieder beschäftigt hätten. Mit Glaube, Kirche und Freiheit setzte sich der Münchner Kardinal Reinhard Marx bereits in seinen vorangegangenen Publikationen auseinander: „glaube!“ (2013), „Kirche überlebt“ (2015) und „Freiheit“ (2020).

Selbst Kritiker der Religion konstatierten, dass sich mit dem Verschwinden der Religionen und der nachlassenden Kraft des Christentums ein Einschnitt vollziehe, so Marx: „Denn auch für sie ist nicht klar, ob dieses Verschwinden zu einer größeren Aufklärung, einem Zeitalter der Vernunft führt oder die 'alten Geister' heraufziehen lässt.“ Auch im Politischen deute sich einiges an Regression an, erinnert der Kardinal: „Und ich bin sehr besorgt über die europaweiten und weltweiten Entwicklungen hin zu Rechtspopulismus, Nationalismus und rückwärtsgewandter Abgrenzung.“ Es gehe darum zu überlegen, wie der christliche Glaube heute wirksam werden könne, welche Gestalt Kirche in einer offenen Gesellschaft haben und wie eine vom Christentum, von der Katholischen Soziallehre geprägte Gesellschaft aussehen solle.

Hier hält Marx hält dem Pessimismus des Untergangs die provokante Forderung entgegen: Das Christentum ist Kult! Er denkt darüber nach, warum und wie sich das Wesen des Christentums in der kultischen Feier der Glaubensgemeinschaft bewahrheiten und erfahren lässt. Die Feier der Eucharistie öffne den Blick für die je notwendige Verwandlung der Welt. Eine solche Kult-Feier des Lebens und der Hoffnung müsse sich auch auswirken auf Ethik und Soziallehre, auf die Reform der Kirche. Und sei so auch Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft und zur Stärkung der Demokratie. Mit der Zukunft des Christentums stehe die Zukunft einer demokratisch-freiheitlichen Gesellschaftsordnung auf dem Spiel.

Öffentlich vorgestellt wurde das Buch am 31. März im überfüllten „Bergson Kunstkraftwerk“ in Aubing im Münchner Westen. Dort diskutierte Kardinal Reinhard Marx mit dem in Jena lehrenden Soziologen Hartmut Rosa. Für Marx war es der erste große Auftritt nach seiner Armverletzung zum Beginn der Fastenzeit, die eine Operation, eine Reha und vier Wochen Zwangspause nach sich zogen.

Das Buch: Reinhard Marx, „Kult. Warum die Zukunft des Christentums uns alle betrifft“, 176 Seiten, Kösel-Verlag, München, 20 Euro, ISBN 978-3-466-37339-0. Mehr und Leseprobe: https://www.penguin.de/buecher/reinhard-marx-kult-warum-die-zukunft-des-christentums-uns-alle-b/buch/9783466373390.

Der Autor: Reinhard Marx wurde 1953 im westfälischen Geseke geboren und studierte nach dem Abitur 1972 am dortigen Gymnasium Antonianum Theologie und Philosophie in Paderborn, Paris und Münster. Von Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt wurde er 1979 in Paderborn zum Priester geweiht, war Vikar in Arolsen, setzte er sein Studium 1981 bis 1989 an der Ruhr-Universität Bochum fort und wurde an der Katholisch-Theologischen Fakultät zum Dr. theol. promoviert. Ab 1989 war Marx Direktor des Sozialinstituts Kommende Dortmund des Erzbistums Paderborn in Dortmund-Brackel und wurde 1996 zum außerordentlichen Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Theologischen Fakultät Paderborn berufen. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1996 zum Weihbischof im Erzbistum Paderborn und 2001 zum Bischof von Trier, Papst Benedikt XVI. berief ihn 2008 zum Erzbischof von München und Freising, Metropoliten der zugehörigen Kirchenprovinz und nahm ihn 2010 ins Kardinalskollegium auf. Von 2012 bis 2018 war Kardinal Marx Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE). Papst Franziskus berief ihn im April 2013 in den Kardinalsrat, der den Papst bei der Leitung der Weltkirche und bei der Reform der Kurie berät, 2014 zum Koordinator des neu geschaffenen vatikanischen Wirtschaftsrats. 2014 wählten ihn die deutschen Bischöfe bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Münster für eine sechsjährige Amtszeit zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Bei der Versammlung 2020 in Mainz trat der neue Limburger Bischof Georg Bätzing seine Nachfolge an. Mehr: www.erzbistum-muenchen.de.

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