Endlich: Film-Doku über Franz Stock
Sonntag, 06.04.2025

Collage: KIP-NRW
Freude in Neheim/Arnsberg: Jetzt ist „ihr“ Franz Stock auch Gegenstand eines Films geworden. Die am 1. April gezeigte Doku auf Arte ist nun auch online in der Mediathek verfügbar. Ein Film über einen Priester und Zeugen der Menschlichkeit ...
INFO: Mit großer Freude gab das Franz-Stock-Komitee bekannt, dass nach mehrjährigen inhaltlichen und organisatorischen Vorplanungen die ARTE-Dokumentation „Das Tagebuch des Priesters Stock. Paris 1940 - 1944“ gezeigt wurde. Die Erstausstrahlung am Dienstag, 01. April 2025, um 23.10 Uhr bei ARTE hat eine Länge von 53 Minuten und ist bis 29.06.2025 in der Mediathek verfügbar. Die Erstausstrahlung der französichen Fassung (Le journal de guerre de l’abbé Franz Stock) erfolgte zeitversetzt um 23.55 Uhr. Inhaltlicher Schwerpunkt ist das besetzte Paris und Franz Stocks dortiges Wirken als Seelsorger in den Gefängnissen der Wehrmacht und der Hinrichtungsstätten Balard und Mont Valérien.
Die Links zum Film in der ARTE-Mediathek: (Deutsch) https://www.arte.tv/de/videos/110290-000-A/seelsorge-bis-zur-hinrichtung-das-tagebuch-des-priesters-stock/, (Französisch) https://www.arte.tv/fr/videos/110290-000-A/le-journal-de-guerre-de-l-abbe-franz-stock/
Weitere Informationen: https://neuelloyd.com/das-tagebuch-des-abbe-stock-paris-1940-1944/, https://www.kinescopefilm.de/node/292. Der internationale Vertrieb „Autentic“ produziert eine englischsprachige Fassung und hat hierzu einen eigenen Trailer veröffentlicht: https://www.autentic.com/65/pid/1788/A-Priests-Diary-%E2%80%93-The-Executed-of-Occupied-Paris.htm
Siehe auch Buchvorlage: Franz Stock - Wegbereiter der Versöhnung - Tagebücher und Schriften, gebundene Ausgabe: 288 Seiten, Verlag: Herder, Herausgegeben von Guérend, Jean-Pierre; Übersetzung: Förster, Andreas, ISBN-10: 3451378930, ISBN-13: 978-3451378935
Franz-Stock: Am 21. September 1904 in Neheim als erstes von neun Kindern einer Arbeiterfamilie geboren, schloss sich Franz Stock in seiner Schulzeit dem Bund Neudeutschland und später der Quickbornbewegung an. 1926 nahm er das Studium der Theologie in Paderborn auf. Zu Ostern 1928 ging er für drei Semester nach Paris und studierte am Institut Catholique – als erster deutscher Theologiestudent in Frankreich seit dem Mittelalter. Am 12. März 1932 wurde Franz Stock durch den Paderborner Erzbischof Dr. Caspar Klein zum Priester geweiht und trat 1934 in Paris seine Stelle als Rektor der deutschen Gemeinde an, wo er auch politische Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei unterstützte. Kurz vor Ausbruch des Krieges musste er Paris verlassen, übernahm Vertreterstellen in Dortmund-Bodelschwingh und in der Nähe von Magdeburg. 1940 erneut zum Seelsorger der Deutschen in Paris ernannt, begann er mit seiner Tätigkeit in den Pariser Wehrmachtsgefängnissen Fresnes, La Santé und Cherche Midi, wo er die Häftlinge in den Gefängnissen betreute und über 2.000 Erschießungen beiwohnen musste. Die Franzosen gaben Franz Stock die Bezeichnung „L'Aumônier de l'enfer“ („Der Seelsorger der Hölle“) und „L'Archange en enfer“ („Der Erzengel in der Hölle“).
1945, nach dem Kriegsende, nahm Stock eine neue Aufgabe an: Die Gründung eines Priesterseminars im Kriegsgefangenenlager Dépôt 501 bei Chartres, das er bis 1947 als Regens leitete. Es ging unter der Bezeichnung „Stacheldrahtseminar“ in die Geschichte ein. Insgesamt 949 Dozenten, Priester, Brüder und Seminaristen aus Deutschland und Österreich waren im Verlauf der zwei Jahre dort. Am 24. Februar 1948 starb Abbé Franz Stock plötzlich, völlig entkräftet und noch keine 44 Jahre alt, in Paris.
Sein Tod durfte damals in der Presse nicht bekannt gegeben werden, da er noch immer den Status eines Kriegsgefangenen hatte. So folgte seinem Sarg nur ein knappes Dutzend Menschen, auch von der Familie konnte niemand an der Beisetzung teilnehmen, da sie keine Einreiseerlaubnis erhalten hatten. Nuntius Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., nahm die Einsegnung des Toten vor und sagte dabei: „Abbé Franz Stock - das ist kein Name - das ist ein Programm!“
Am 3. Juli 1949 fand die erste öffentliche Feier zum Gedenken an Abbé Franz Stock in der Cathédrale Saint-Louis-des-Invalides in Paris statt, der Bischofskirche der französischen Armee – ein außergewöhnlicher Ort für das Gedenken an den Seelsorger durch frühere Internierte und Mitglieder der französischen Widerstandsbewegung. Abbé Jean Pihan, selbst zuvor Gefangener im Gefängnis Fresnes, würdigte das „Gedächtnis eines Mannes (...), der offiziell von einer feindlichen Nation beauftragt war, bei uns seine Aufgabe ausgerechnet zu der Zeit wahrzunehmen, als diese Nation unser Land besetzt hielt und bedrückte.“ Er erklärte u.a.:
- „Doch der Mann, den wir ehren, dieser deutsche Staatsbürger, war ein Priester Jesu Christi, der sein Priestertum in großartiger Weise begriffen hat. Ich habe gesagt, er war deutscher Staatsbürger. Aber zuallererst war er Bürger jenes universalen Gottesstaates, jener Internationale der Geister, die wir die Kirche Jesu Christi nennen. (...) Der Priester, dessen Gestalt heute vor uns steht, hat das vielleicht nicht wörtlich gesagt, aber er hat durch sein Leben und seinen Tod bewiesen, daß es keinen Abgrund gibt, den christliche Liebe nicht auszufüllen vermag. Sein im Dienst der Brüder bis zur Hergabe seiner letzten Kräfte aufgebrauchter Leib, der jetzt in Erwartung der Auferstehung von den Toten im Acker des Friedhofs von Thiais verwest, reicht ihm, um den größten Abgrund auszufüllen, der jemals zwei Völker voneinander geschieden hat. Und wir alle, die wir in unserer Sorge um den Frieden, um Gerechtigkeit und Brüderlichkeit gelitten haben wie er - vielleicht sogar mehr oder auch weniger als er, was soll das schon bedeuten -, wir wollen ihm heute unseren Dank so laut zurufen, daß die kommenden Jahrhunderte uns noch hören, daß man später in einem befriedeten Europa, in einer endlich geeinten Welt es noch weiß, daß am Anfang ihres Friedens das schlichte Opfer eines Franz Stock steht, der ein Deutscher, ein Freund Frankreichs und Diener des universalen Christus gewesen ist.“
Seligsprechungsverfahren und Domstatue: Das im November 2009 von Erzbischof Hans-Josef Becker eröffnete Seligsprechungsverfahren wurde auf Bistumsebene abgeschlossen. Im Februar 2014 nahm die Vatikanische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse das Verfahren in Rom auf. Sie sprach sich im Juni 2022 allerdings gegen eine Fortführung aus. Seit dem 17. Mai 2018 erinnert eine Statue an der Südfassade des Paderborner Doms an Abbé Franz Stock. Sie ist ein Geschenk der Innenstadtgemeinden der Stadt an die Kathedrale. Anlass war das 950-jährige Weihejubiläum des Doms. Die durch den Paderborner Bildhauer Michale Diwo geschaffene Figur ist rund ein Meter hoch, 150 Kilogramm schwer und aus Thüster Kalkstein gefertigt. In den Händen hält die Figur ein Notizbuch als Symbol für die Aufzeichnungen, die Abbe Franz Stock zu Hunderten von Hinrichtungen machte.
Graphic Novel: Im Bonifatius-Verlag Paderborn ist ein neues Graphic Novel (Comic) „Franz Stock - Brückenbauer und Seelsorger in Hitlers Hölle“ in Buchform erschienen, dass die Lebensgeschichte Stocks erzählt (23,3 x 31,2 cm, gebunden, 48 Seiten, € 14,- (D) / € 14,50 (A), ISBN 978-3-98790-020-4). Die französische Originalfassung von Régis Denoël und Jean-François Vivier ist unter dem Titel „Franz Stock - Le Passeur d’Âmes“ bereits seit einigen Jahren erhältlich. Die deutschsprachige Ausgabe wird für 14,- € (ggf. zuzügl. Versandkosten) angeboten. Verkaufsstellen: im Buchhandel (ISBN 978-3-98790-020-4), Bonifatius-Verlag Paderborn, Verkauf über das Franz-Stock-Komitee: Elternhaus Stock, Franz-Stock-Str. 18, 59755 Arnsberg (mittwochs 14.00-16.00 Uhr), Pfarrbüro St. Johannes Bapt. Neheim, Hauptstr. 11, 59755 Arnsberg, Bestellungen sind telefonisch, per Mail, per Brief oder über den Onlineshop möglich.
Franz-Stock-Komitee: Das 1964 gegründete Franz-Stock-Komitee für Deutschland e.V. im Sauerländischen Arnsberg setzt sich dafür ein, das friedens- und versöhnungsstiftende Wirken des Abbé Franz Stock bekannt zu machen. Kontakt: Franz-Stock-Komitee für Deutschland e.V. Rathausplatz 1, 59759 Arnsberg, Tel. 02932 / 9318804 oder Hauptstr. 11, 59755 Arnsberg, Tel. 02932 / 22050, E-Mail: info@franz-stock.de, Internet: www.franz-stock.org, Facebook: www.facebook.com/franzstock.org und Twitter: www.twitter.com/franzstockorg. Weitere Franz-Stock-Vereinigungen haben ihren Sitz in Paris und Chartres. Französischsprachige Mitteilungen der Schwesterorganisation Les Amis de Franz Stock unter https://franz-stock.org/index.php/fr
Friedensweg zur Friedenskapelle auf dem Borberg: Wie schon in den vergangenen Jahren wird auch am Sonntag, 17.08.2025, die Friedenskapelle auf dem Borberg wieder Ziel von Mitgliedern und Freunden des Franz-Stock-Komitees, die sich zusammen mit Pilgernden des pax christi Diözesanverbands Paderborn und der KAB auf einen Friedensweg in Erinnerung an Franz Stock begeben. Vom Parkplatz in der Hilbringse bei Brilon geht es mit geistlichen Impulsen, Gebeten und Liedern in drei Stationen auf den Borberg. Die Messe zum 100-jährigen Bestehen der Friedenskapelle beginnt um 11:00 Uhr. Auf dem Borberg fand am 13. September 1931 ein internationales Friedenstreffen des Friedensbundes der Deutschen Katholiken statt, an dem mehr als 1.000 Personen aus Deutschland und auch zahlreiche aus Frankreich teilnahmen. Franz Stock nahm mit „Gefährten des heiligen Franziskus“, die er persönlichen in Frankreich kennengelernt hatte, als einer der Hauptredner teil.
Pilgerreise nach Paris und Chartres: Der pax christi Diözesanverband Paderborn plant im Oktober 2025 eine Pilgerreise nach Paris und Chartres zu den Orten, wo Franz Stock während des Krieges als Seelsorger und nach dem Krieg als Regens des „Stacheldrahtseminars“ in einem Kriegsgefangenenlager tätig war. Wer Interesse an der Teilnahme an dieser Pilgerreise vom 13. bis zum 18. Oktober 2025 hat, wird gebeten, sich möglichst bald bei den Organisatoren zu melden.
Dauerausstellung in Arnsberg-Neheim: Im historischen Neheimer Fresekenhof befindet sich die Dauerausstellung über das Leben und Wirken von Franz Stock und über die Auswirkungen auf die deutsch-französische Verständigung. 34 Tafeln zeigen Phasen seines friedenstiftenden Handelns dargestellt. Dazu bieten 10 Vitrinen vielfältige Dokumente aus seinem Leben, einschließlich Beispiele seines künstlerischen Schaffens. Besuche lassen sich gut mit einer Besichtigung des Franz-Stock-Denkmals sowie der Taufkapelle in der St. Johannes Kirche und einem Aufenthalt im Elternhaus Stock verbinden, das durch eine Stiftung 1997 zu einer Gedenk- und Begegnungsstätte hergerichtet worden ist. Nach entsprechender Vereinbarung können Ihnen Mitglieder unseres Vorstandes zur Führung und Betreuung während des Besuches zur Verfügung stehen. Der Eintritt ist frei. Geöffnet ganzjährig (nur) nach Terminabsprache. Es besteht auch die Möglichkeit Bücher und Broschüren vor Ort zu erwerben. Terminanfrage / Kontaktadresse, Flyer „Auf den Spuren von Franz Stock in Arnsberg-Neheim“.
Besucheradresse: Fresekenhof, Mendener Str. / Ecke Burgstr., 59755 Arnsberg-Neheim, für Navigationsgeräte: Fresekenplatz 6, 59755 Arnsberg.