Kirchentag: Kurschus hofft auf klare Ansagen

von Manfred Rütten

Donnerstag, 20.06.2019

Annette Kurschus, die leitende Geistliche der Evangelischen Kirche von Westfalen
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Seit März 2012 ist Annette Kurschus Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und damit die erste Frau an der Spitze dieser Landeskirche. (Foto: EKvW)

Den Deutschen Evangelischen Kirchentag gibt es jetzt seit genau 70 Jahren, und er kann in Dortmund noch ein zweites Jubiläum feiern: 1969 beim Kirchentag in Stuttgart wurden erstmals öffentlichkeitswirksame Resolutionen verabschiedet.

Dabei handelt es sich im Kern um das, was der Kirchentag selbst gern eine "Zeitansage" nennt: Eine Resolution ist eine Feststellung oder Forderung, die während einer Kirchentagsveranstaltung erarbeitet und formuliert wird. Sie gilt als angenommen, wenn mindestens 500 Veranstaltungsteilnehmer dem zustimmen. Die Präses der gastgebenden Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus (Foto), erhofft sich auch vom Kirchentag 2019 in Dortmund klare Ansagen: "Das ist besonders notwendig im Blick auf die Klimafrage, da sind wir wirklich gefragt, es ist auch notwendig im Blick auf das menschliche Miteinander, bei uns in Europa aber auch darüber hinaus, wo Hass und Ausgrenzung und gegenseitige Verunglimpfungen in einem Maße zunehmen, dem wir als Christen nicht mehr einfach nur zugucken dürfen. Da müssen wir klare Grenzen ziehen und sagen: Das geht auf dem Boden unseres christlichen Glaubens nicht!"

Grundsätzlich seien beim Kirchentag ALLE Menschen willkommen um mitzufeiern und mit zu diskutieren. Selbst Kirchenkritiker. Aber die Offenheit habe auch ihre Grenzen, sagt Annette Kurschus: "Für mich ist ein Ausschlusskriterium, wenn jemand sagt: Ich will einen Menschen hier nicht in diesem Lande haben, weil er muslimischen Glaubens ist. Oder ich will permanent alle Grenzen dicht machen, weil unser Land jetzt übervoll ist und wir für unsere eigenen Leute erstmal sorgen müssen. Das sind Aussagen, die für mich nicht gehen."

Das Kirchentagspräsidium, dem Annette Kurschus von Amts wegen angehört, hat daraus schon vor Beginn des Kirchentages Konsequenzen gezogen: "Da haben wir per Mehrheitsbeschluss so entschieden, dass die Vertreter der AFD nicht vor die großen Mikrofone auf die großen Podien kommen, was ja auf keinen Fall bedeutet, dass wir die alle ausgeladen haben. Natürlich wird das Gespräch stattfinden, wir haben nur gesagt, wir möchten wenn das gerne im Austausch tun. Ich finde zu dieser Entscheidung kann man stehen, die hat gute Gründe für sich, ich kann auch nachvollziehen, dass es da einige Anfragen daran gibt. Es wird darauf ankommen, wie wir mit Menschen tatsächlich ins Gespräch kommen, die Positionen vertreten oder die den Positionen von AFD-Vertretern nah sind."

Donnerstag, 20.06.2019