Johannes Bosco: Spatzen pfeifen lassen

von Christof Beckmann

Sonntag, 31.01.2021

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Pater Otto Nosbisch, Chef der Niederlassung der Salesianer Don Boscos „Johannesstift“ in Essen

Kann man sich in dieser Zeit eigentlich über irgendetwas freuen? Johannes Bosco, vor 180 Jahren zum Priester geweiht, kannte harte Zeiten zu Genüge. Seine Weisheiten gelten damit auch heute, meint Pater Otto Nosbisch...

INFO: Kann man sich in dieser Zeit eigentlich noch über irgendetwas freuen? Schließlich ist in den Messtexten von heute auch noch überall von „Freude“ die Rede (Ps 16,7-11; Phil 3,1; Hebr 10,37; Jak 5,8-9. - Zu 4,6-7: Mt 6,25; 1 Petr 5,7; Kol 4,2; 3,15. - Zu 4,9: 1 Kor 11,1; Röm 15,33; 16,20). Und das in diesen Zeiten? Zugleich steht aber heute jemand auf dem Kirchenkalender, der aus einer großen inneren Freude gelebt hat – dabei waren die Zeiten im damaligen Oberitalien auch nicht gerade prall: Industrialisierung, Verwahrlosung und Verelendung, Jugendliche auf der Straße und im Knast – dagegen wollte Johannes Bosco etwas tun. Selbst in Armut geboren, wurde er vor 180 Jahren unter großen Schwierigkeiten Priester (1841) und weihte sein Leben der Jugend. Sein Motto: „Das Beste was wir auf der Welt tun können, ist: Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen.“ Seine Nachfolger von heute sind weltweit aktiv – wie Pater Otto Nosbisch, Chef der Niederlassung der Salesianer Don Boscos „Johannesstift“ in Essen.

Festmesse im Livestream: Zwar werden sie in Essen das Don-Bosco-Fest in diesem Jahr nicht wie sonst groß feiern können, doch zelebriert Pater Elmar Koch SDB um 10 Uhr in der Kirche St. Johannes Bosco die Festmesse. Sie wird im Livestream über den YouTube-Kanal der Pfarrgemeinde St. Dionysius übertragen. Zum Mitfeiern wird herzlich eingeladen.

Don Giovanni Bosco: Der katholische Priester, Ordensgründer, Erzieher und „Sozialarbeiter” (*16. August 1815 in Becchi bei Turin, † 31. Januar 1888 in Turin) sammelte in Turin hilfsbedürftige Mädchen und Jungen und sorgte für ihre schulische, berufliche und religiöse Bildung. Trotz großer Schwierigkeiten mit kirchlicher und staatlicher Obrigkeit gewann Don Bosco dazu viele Mitarbeiter und gründete 1859 die Salesianer Don Boscos (lat. Societas Sancti Francisci Salesii, SDB, „Gesellschaft des heiligen Franz von Sales“) und gab seinen Priestern und Brüdern eine 1874 von Papst Pius IX. anerkannte Lebensregel. Schon 1875 gab es eine erste Missionsexpedition nach Argentinien, ab 1876 bestanden Stützpunkte in Uruguay, 1883 in Brasilien und 1887 in Chile. Bis heute sind die Salesianer Don Boscos besonders in Südamerika breit vertreten. Schwerpunkt der Tätigkeit der Ordensgemeinschaft ist bis heute Jugendarbeit und Jugendhilfe. 1934 wurde Don Bosco von Papst Pius XI. (1922–1939) heiliggesprochen. Sein Gedenkfest ist am 31. Januar. Als zweitgrößter Männerorden und drittgrößte Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche engagiert sich die Gemeinschaft heute mit über 16.000 Mitgliedern, über 1.700 Niederlassungen in ca. 85 Provinzen, in weltweit etwa 130 Ländern für rund 16 Millionen benachteiligte Kinder und Jugendliche.

Die Salesianer in Deutschland: Nach Deutschland kamen die ersten Salesianer 1916 und gründeten in Würzburg ihre erste Niederlassung. Derzeit sind rund 400 Ordensangehörige in der Deutschen Provinz mit Sitz in München zusammengeschlossen. Der Orden unterhält bundesweit 35 Einrichtungen der Erziehungshilfe und Berufsbildung, Schulen, Jugendwohnheime und Einrichtungen der offenen Jugendarbeit in Brennpunktgebieten. Im oberbayerischen Benediktbeuern befindet sich ein Aktionszentrum, eine Jugendherberge sowie das Zentrum für Umwelt und Kultur, in Bonn arbeitet die Missionsprokur. Die Salesianer beschäftigen in Deutschland rund 1.600 Mitarbeiter.

Die Salesianer in Essen: In Essen begannen die ersten vier Salesianer 1921 mit einer Offenen Tür („Oratorium“) und einer Wohnstätte für junge, mittellose Bergleute. Doch auch Bildung stand auf dem Plan der „Padders“ wie sie hier genannt werden – für junge Männer, die ihre Zukunft im Orden sahen. Daraus entstand 1966 das Don-Bosco-Gymnasium, zunächst als reine Jungenschule. Die staatlich anerkannte Schule in Trägerschaft der Salesianer blieb bis 1999 als letzte höhere Schule in Nordrhein-Westfalen eine reine Jungenschule und ist seitdem koedukativ. Die vor 25 Jahren aus einer Initiative des Schülerrates entstandene Aktion „Werkzeug für Haiti“, gilt als Beispiel für das Prinzip des Ordens, nach dem durch den Einsatz für junge Menschen auch diese später für soziales Engagement gewonnen werden sollen. Das Engagement der Salesianer in Essen geht auch über die Schule hinaus: 1977 entstand auf dem Gelände an der Theodor-Hatz-Straße zum Beispiel Jugendtreff „Don-Bosco-Club“, später die Jugendberufshilfe-Einrichtung „Die Boje“. Die örtliche Don-Bosco-Familie hat 75 Mitglieder plus etwa 50 ehrenamtliche Mitarbeiter im „Don Bosco Club“ und 30 Ehrenamtliche am Gymnasium. Mehr zu Don Bosco und den Salesianern (SDB): www.salesianer.de, www.donbosco.de.

Unser Gesprächspartner: Pater Otto Nosbisch, Jahrgang 1959, stammt aus der Eifel und machte nach der Hauptschule zuerst eine Lehre bei der Post, bevor er 1977 die Beamtenlaufbahn aufgab und zu den Kölner Salesianern im Stadtteil Mülheim ging. Nach der Priesterweihe 1991 wurde er Leiter der dortigen Offenen Tür, wechselte dann an das St. Johannes-Stift in Essen-Borbeck. Seit 2008 leitete er das Haus Don Bosco in Calhorn und kehrte 2015 als Direktor nach Essen zurück. Am 28.1.2021 wurde seine Amtszeit als Direktor in Essen bis 2024 verlängert.

Kontakt: Don Bosco-Gymnasium Essen-Borbeck, Privates Gymnasium für Jungen und Mädchen in der Trägerschaft der Salesianer Don Boscos, Theodor-Hartz-Str. 15, 45355 Essen, Tel. 0201 / 6 85 03-43, Fax: 0201 / 6 85 03-66, E-Mail: schulverwaltung@dbgessen.de, Homepage des Gymnasiums im Internet: www.dbgessen.de. St. Johannesstift, Theodor-Hartz-Straße 15, 45355 Essen. Adressen: Gymnasium, Tel. 0201 / 68503–43, Fax 0201 / 68503–66; Pfarrei St. Johannes Bosco: Theodor-Hartz-Str. 8-10, 45355 Essen, Tel. 0201 / 610607, Fax 0201 / 6144324.

Sonntag, 31.01.2021