Jesuiten feiern 500. Jahrestag

von Christof Beckmann

Sonntag, 01.08.2021

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Vatikanische Sonderbriefmarke zum 500. Jahrestag der Bekehrung von Ignatius von Loyola

„Cannonball-Moment“ nennen sie es: Die Jesuiten gedenken in diesem Jahr eines Augenblicks, in dem sich ein Menschenleben auf den Kopf stellte: Ignatius von Loyola gründete den heute größten Orden der Welt ...

INFO: Am 20. Mai 2021 waren es genau 500 Jahre her, dass der baskische Soldat Inigo von Loyola bei der Schlacht um die spanische Stadt Pamplona schwer verwundet wurde. Dort ist an diesem Tag und aus diesem Anlass bei einer Messe mit dem Ordensgeneral Arturo Sosa ein Gedenkjahr offiziell eröffnet worden. Der Orden erinnert damit an den Augenblick, der dazu führte, dass sich der spätere Ordensgründer Ignatius 1521 zu einem geistlichen Leben entschied. Papst Franziskus, selbst Jesuit, hat zum Jahrestag seiner Bekehrung ein weltweites „Ignatianisches Jahr“ 2020/21 ausgerufen. Es endet am 31. Juli 2022, dem Todestag des Ordensgründers. Teil der weltweiten Feiern ist eine am 23. Mai gestartete online organisierte Gebetsinitiative. Am 12. März 2022, dem 400. Jahrestag der Heiligsprechung des Ordensgründers, feiert die „Gesellschaft Jesu“ eine Messe in der Kirche „Il Gesu“ in Rom. Mehr auf dem Internetportal www.ignatius500.global.

Video „Ignatius of Loyola – Gott in allen Dingen finden“: Ein von der Jesuiten-Provinz Flandern/Niederlande produziertes Video lässt Ignatius selbst die Geschichte seiner Bekehrung erzählen. Story: Rick Timmermans, Illustration: Jedi Noordegraaf, Animation: Rens Wegerif, Audio engineered & mixed von Guido Attema, Musik: Juho Myllylä, Projektkoordination: Nikolaas Sintobin SJ.

Die „Gesellschaft Jesu“: Der Jesuitenorden ist die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der „Gesellschaft Jesu“, so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen „Societas Jesu“ (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556). Unter der Devise „Alles zur größeren Ehre Gottes / Omnia ad majorem Dei gloriam” beschloss er die Gründung einer religiösen Gesellschaft. Nach einer Pilgerfahrt ins Heilige Land besuchte er die Hochschulen von Barcelona, Alcala und Salamanca, zuletzt in Paris und gründete hier mit Gesinnungsgenossen den Jesuitenorden, den er bedingungslos dem Papst unterstellte. Nach seiner Priesterweihe in Venedig wurde Ignatius durch Papst Paul II. mit der Bulle „Regimini militantis ecclesiae“ („Der Leitung der streitenden Kirche“) zum Generaloberen der am 27. September 1540 bestätigten Ordensgemeinschaft. Charakteristisch war eine für damalige Verhältnisse hochkarätige Ausbildung, die über das Studium der Theologie hinausging. Ignatius selbst musste sich dafür mehrfach vor der spanischen Inquisition rechtfertigen, verbrachte mehrere Monate im Gefängnis. Umstritten von Anfang an, expandierte der im Zeitalter der Gegenreformation wichtige Orden (Motto: „Gott in allem finden“) auch nach Südamerika und Asien.

Bei seinem Tod am 31. Juli 1556 zählte der Orden bereits mehr als 1.000 Mitglieder in über 100 Niederlassungen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der einflussreiche Orden aus immer mehr europäischen Ländern gewaltsam vertrieben. Papst Klemens XIV. veröffentlichte 1773 das Aufhebungsdekret. 1814 erfolgte durch Papst Pius VII. die Wiedergründung der Gesellschaft Jesu mit der päpstlichen Bulle „Sollicitudo omnium ecclesiarum”. Ordensgründer Ignatius, der in der Kirche II Gesù in Rom begraben ist, wurde 1622 heiliggesprochen; sein Fest wird am 31. Juli gefeiert.

Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben. An der Spitze der Gesellschaft Jesu, die in 125 Ländern vertreten ist, steht ein Ordensgeneral mit Sitz in Rom. Der Orden ist in 85 Provinzen eingeteilt, die jeweils von einem Provinzoberen, dem Provinzial, geleitet werden. Im Interesse einer hohen Mobilität leben die Jesuiten nicht ortsgebunden in Klöstern, sondern entsprechend ihrer Aufgaben und Einsatzgebiete in ordenseigenen Einrichtungen und Häusern, die wiederum einen Hausoberen haben. Ihre römische Hochschule, die „Gregoriana“, ist die renommierteste unter den Päpstlichen Universitäten. Der derzeitige Papst Franziskus ist der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri. 2016 wurde der Politikwissenschaftler Pater Arturo Sosa Abascal SJ (72) aus Venezuela zum 31. Generaloberen des Ordens gewählt, der mit insgesamt rund 16.400 Brüdern und Priestern zahlenmäßig der größte der katholischen Kirche ist. In Deutschland sind es rund 400. Internet: www.jesuiten.de.

Die Deutsche Provinz: 1540 kam Peter Faber als erster Jesuit nach Deutschland, der erste deutsche Jesuit war Petrus Canisius. 1544 gründete sich in Köln die erste Jesuitenkommunität und 1556 entstanden die ersten beiden deutschen Provinzen. 1872 wurden die Ordensangehörigen durch das Jesuitengesetz aus dem Deutschen Reich vertrieben, gründeten jedoch Ausbildungshäuser in den Niederlanden und Großbritannien oder gingen in Missionen in die skandinavischen Länder, die USA, nach Südbrasilien, Indien, Rhodesien und Japan. 1917 wurde das Verbot in Deutschland aufgehoben. Die bereits durch den Ordensgründer erkannte Bedeutung der Bildung setzten sie wieder in der Gründung von Schulen um. In der alten Deutschen Provinz (Bundesrepublik sowie Dänemark und Schweden) sind rund 450 Mitglieder vor allem als Lehrer und Hochschullehrer, Schriftsteller, Seelsorger oder Publizisten tätig (Österreichische Provinz: 100, Schweizer Provinz: 80). Sie arbeiten an den Kollegien in Berlin, Bad Godesberg und St. Blasien, den Hochschulen in Frankfurt (Main), München und Innsbruck, in der Jugend und Studentenseelsorge, Gemeindepastoral, Bildungs-, in Beratungs- und Exerzitientätigkeit und als Herausgeber mehrerer Zeitschriften.

Am 27. April 2021 führten die Jesuiten ihre bisherigen Ordensprovinzen in den deutschsprachigen und weiteren europäischen Ländern zusammen und gründeten eine gemeinsame Provinz Zentraleuropa. Provinzial für die nächsten sechs Jahre ist Bernhard Bürgler, bislang Leiter der österreichischen Jesuiten-Provinz. Sitz der Provinz Zentraleuropa ist München. Sie umfasst 36 Standorte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Litauen, Lettland und Schweden mit insgesamt 442 Mitbrüdern. Anlass der Neugründung sei weniger der Rückgang der Mitgliederzahlen als die Überlegung gewesen, dass das mit den nationalen Provinzen aufgekommene „Nationalitäts- und Provinzbewusstsein“ nicht zum Ursprungsgedanken passe.

Kontakt: Zentraleuropäische Provinz der Jesuiten e.V., P. Martin Stark SJ, Kaulbachstraße 29a, D-80539 München, (Anfahrtsbeschreibung), Tel. 089 / 38185-230, Fax 089 / 38185-200, E-Mail: info(at)jesuiten.org, Internet: https://www.jesuiten.org, Facebook: https://www.facebook.com/jesuiten​​, Twitter: https://twitter.com/jesuiten​​, Instagram: https://www.instagram.com/jesuiten_/​

Sonntag, 01.08.2021