Jakobsweg: Auf den Spuren der Heiligen

von Christof Beckmann

Sonntag, 27.07.2025

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Ob Anna, Laurentius, Ignatius oder Jakobus: In diesen Tagen stehen eine Menge Prominente auf dem Kirchenkalender. Sie sind auch heute noch die Termine für große Volksfeste. Und 2024 hat der Jakobsweg gerade erst wieder ein Rekordjahr gemeldet. ….

INFO: Er ist der berühmteste Pilgerweg der Welt: Der Jakobsweg zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela („Sternenfeld“) in Nordspanien. Jakobus der Ältere (Gedenktag katholisch: 25. Juli, *am See Genezareth in Galiläa, dem heutigem Kinneret, + um Ostern 43 in Jerusalem) war nach der Bibel ein Sohn des Fischers Zebedäus und der Salome sowie der ältere Bruder des Jüngers Johannes. Der Überlieferung nach verkündete er nach Pfingsten in der Gegend um Samaria und Jerusalem das Evangelium, predigte erfolglos in Spanien, kehrte nach Jerusalem zurück, wo er durch König Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 geköpft wurde. Der Leichnam des damit ersten Märtyrers unter den Aposteln (Apostelgeschichte 12, 1-2) wurde nach der Legende von seinen Jüngern nach Spanien gebracht.

Trotz schon früh geäußerter Zweifel entwickelte sich aus der 816 geweihten Jakobskirche Santiago de Compostela ab dem 11. Jahrhundert eines der größten Wallfahrtsziele der Christenheit - neben Rom und Jerusalem. Das europäische Wegenetz, das Jakobspilger seit dem 9. Jahrhundert begehen, führt vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und Frankreich zum Grab des Apostels Jakobus im äußersten Nordwesten Spaniens. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem „heiligen Ort“ zum nächsten. Neben den fast zahllosen Verästelungen und Zubringern gab es je nach Zählung vier bis sechs Hauptrouten durch Frankreich. Der „Weg der Deutschen“, die „Via Lemovicensis“, ging von Vézelay in Burgund aus und war der Hauptweg für Pilger aus Nord- und Westdeutschland sowie aus Osteuropa. Der sogenannte Küstenweg für Engländer und Iren verlief entlang der französischen Atlantikküste bis nach Spanien. Weiter östlich verliefen die „Via Turonensis“ über Paris, Tours und Bordeaux, die „Podiensis“ über Le Puy und Conques, die „Tolosana“ über Arles und Toulouse sowie der sogenannte Pyrenäenweg über Béziers und Foix. Seit 1982 Papst Johannes Paul II. und 1987 der Europarat zur Wiederbelebung der Jakobswege aufriefen, setzte eine Renaissance dieser „europäischen Kulturbewegung“ ein. In Deutschland verstärkte der Erlebnisbericht des Entertainers Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ (2006) zusätzlich eine Renaissance des Pilgerns, auch spielen neben religiösen auch touristische und sportliche Motive eine Rolle.

Der Pilgerzulauf auf dem Jakobsweg steuert in diesem Jahr auf einen abermaligen Rekord zu und könnte Ende 2025 zum vierten Mal in Folge den eigenen Pilgerrekord brechen. Es könnte erstmals die Marke von einer halben Million Pilger überschritten werden, die in Santiago de Compostela ihre Urkunde erhalten. Im vergangenen Jahr verfehlten 499.170 Ankömmlinge noch knapp diese Marke. Die Halbjahresbilanz des Pilgerbüros in Santiago, die nun vorgelegt wurde, wies für Anfang Juli 233.370 Ankünfte aus - eine Steigerung um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die besonders zulaufstarken Wochen im Juli und August stehen noch aus. Auch der September und die erste Oktoberhälfte sind beliebt; danach ebbt der Zustrom aus klimatischen Gründen ab. Führend unter den Pilgern sind bislang, wie immer, die Spanier selbst; ihr Anteil beträgt 37 Prozent. Voraussetzung für den Erhalt der Pilgerurkunde ist es, durch die Stempel im Pilgerausweis nachweisen zu können, mindestens die letzten 100 Kilometer bis Santiago zu Fuß zurückgelegt oder die finalen 200 Kilometer mit dem Fahrrad absolviert zu haben. Das Jakobusjahr steht immer dann an, wenn der Festtag des Apostels, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt – 2027 ist das wieder der Fall.

Mehr: Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft e.V., Harscampstr. 20, 52062 Aachen, Tel. 0241 / 47 90 127, www.deutsche-jakobus-gesellschaft.de. Sankt Jakobusbruderschaft Düsseldorf e.V., E-Mail: sankt-jakobusbruderschaft@t-online.de, Internet: www.jakobusbruderschaft.de. Mehr: Sankt – Jakobusbruderschaft Düsseldorf e.V., St.Matthiasbruderschaft Mayen, St.Jakobusbruderschaft Trier e.V., Santiago-Freunde Köln.

Volksfeste rund um St. Jakobi

In Deutschland gibt es etwa 9750 Volksfeste mit bis zu 190 Millionen Besuchern pro Jahr. Spitzenreiter ist das aus einem weltlichen Ereignis hervorgegangene Oktoberfest (7,2. Mio. Besucher) in München, gefolgt von der Cranger Kirmes in Herne (4,2 Mio.) und der Rheinkirmes in Düsseldorf (3,9 Mio.). Das Oktoberfest ist im Vergleich erst jüngeren Datums: 1810 fand eine königliche Hochzeit mit Pferderennen statt. Im Wesentlichen aber gehen die Volksfeste auf kirchliche Termine zurück. Das liegt schon im Namen: „Kirmes” ist eine verballhornte Form für die Kirchmesse/Kirchweihe zu Patrozinien- und Heiligenfesten, die immer mit Märkten und Viehmärkten verbunden waren.

22.-23.07.2025, Jakobimarkt in Mastholte: Rund um Jakobi werden in Mastholte bis zu 20.000 Besucher bei einem der größten Märkte der Region erwartet. Der Jakobimarkt, ein ursprünglicher Pferdemarkt mit Kirmes, Trödelmarkt und kulinarischen Spezialitäten, begann am Vorabend, 22. Juli, mit dem berühmt-berüchtigten Zigeunerball und ist über die Grenzen Mastholtes hinaus bekannt.

25.07.2025, Jakobusmarkt in Neuss: Der Jakobusmarkt ist einer von sechs Krammärkten, die jährlich in Neuss stattfinden. Am Freitag sind die Stände auf Markt, Freithof und Münsterplatz von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Der Markt wird immer auf dem Namenstag des Jakobus (25. Juli) durchgeführt, außer wenn es sich um einen Samstag oder Sonntag handelt, dann findet der Jakobusmarkt am darauffolgenden Montag statt.

25.-28.07.2025, Jakobuskirmes in Breckerfeld: Zur traditionellen Jakobuskirmes verwandelt sich die Innenstadt von Breckerfeld im Ennepe-Ruhr-Kreis in eine riesige Kirmesmeile. Eröffnet wird sie mit Glockengeläut der beiden evangelischen und katholischen Jakobuskirchen. Zugleich findet das Junggesellen-Schützenfest des Junggesellen-Schützenvereins Breckerfeld 1396 e.V. statt.

26.-28.07.2025, Jacobi-Kirmes in Ascheberg: Ascheberg im Münsterland bietet gleich zwei Kirmes-Termine: Neben der St. Anna-Kirmes in Davensberg (Samstag, 19.07.2025 von 17.00 Uhr bis Sonntag, 20.07.2025, 01.00 Uhr, Sonntag, 20.07.2025 von 11.00 Uhr bis 24.00 Uhr) geht die Jacobi-Kirmes nach einer Überlieferung aus dem Jahr 1649 auf noch ältere Katharinenprozession zurück. Die Kirmes hat sich zur größten Dorfkirmes im Münsterland entwickelt.

26.07.-03.08.2025, Annakirmes in Düren: Mehr als 1 Million Besucher werden auf der zweieinhalb Kilometer langen Kirmesstrecke mit 150 Fahrgeschäften, Vergnügungsbuden und Imbissständen erwartet. Die Dürener Annakirmes gilt als Generalprobe für das Münchener Oktoberfest. Höhepunkte sind die seit 1974 ausgetragene Weltmeisterschaft im Kirschkernweitspucken am Eröffnungstag, ein ganztägiger Familientag mit ermäßigten Preisen am Dienstag, der Seniorennachmittag und der „Rheinische Abend“ am Mittwoch sowie das Brillantfeuerwerk am Freitag. Neben dem Kirmestrubel findet in der Dürener Kirche St. Anna die Annaoktav statt, bei der den Pilgern und Gläubigen das Annahaupt gezeigt wird. Denn Namensgeberin der Kirmes ist die Hl. Anna, deren Dürener Reliquien seit 1501 eine Attraktion auf dem Jakobsweg waren und eine eigene Sankt-Anna-Wallfahrt begründeten. Seit 1584 liegt der Annentag, der Gedenktag von Anna und Joachim, Großeltern Jesu, auf dem 26. Juli.

26.07.-03.08.2025, Libori in Paderborn: Das größte Fest in Paderborn ist zugleich das älteste Volksfest in Deutschland. Es geht zurück auf die Ankunft der Gebeine des Hl. Liborius, die 836 aus Le Mans in Frankreich kamen. Die Erhebung der Gebeine des Schutzpatrons von Dom, Bistums und Stadt ist Auftakt für das neuntägige Volksfest. Das Fest steht in diesem Jahr unter dem Motto „Libori – Vertrauen ins Morgen“, zahlreiche Veranstaltungen versammelt das Erzbistum auf einer Spezialseite im Internet. 2024 kamen 1,5 Million Besucher zu „Paderborns fünfter Jahreszeit“ auf die fast zwei Kilometer lange Kirmesmeile. Die Liborikirmes geht auf den im Jahr 1521 ins Leben gerufenen „Magdalenenmarkt“ zurück. Die Kirmes wurde 1857 auf den Liboriberg verlegt, der „Pottmarkt“ findet bis heute rund um den Dom statt. Alle Informationen zum Programm in diesem Jahr hat die Stadt Paderborn zusammengestellt.

31.07.-10.08.2025, Cranger Kirmes in Herne: Die mit mehr als 4 Millionen Besuchern wohl größte Kirmes in NRW ist die Cranger Kirmes, die bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht. Einerseits wird sie mit einem Pferdemarkt in Zusammenhang gebracht, andererseits mit der Weihe einer Schlosskapelle zu Ehren des populären Hl. Laurentius bei Haus Crange, die Dietrich von Moers, Erzbischof von Köln, am 10. August 1449 vornahm. Auf dem Grund der 1847 abgerissenen Kapelle steht heute die Cranger Kirche. Zur Kirmes auf dem großen Festgelände am Rhein-Herne-Kanal verwandeln mehr 500 Schausteller den Herner Stadtteil Crange zur Partyzone. Höhepunkt am ersten Kirmessamstag ist der traditionelle Festumzug vom St. Jörgen-Platz aus in Richtung Cranger Kirmes mit rund 4.000 Teilnehmern. Stichtag für den Diakon und Märtyrer Hl. Laurentius (+ 258) auf dem Heiligenkalender ist der 10. August.

01.- 04.08.2025, Annentag in Brakel: Auch die größte Innenstadtkirmes im Weserbergland hat einen religiösen Ursprung. Zur feierlichen Annentagsprozession am Sonntag geben viele hunderte Gläubige dem Allerheiligsten das Geleit. Zur größten Innenstadtkirmes im Weserbergland werden am 268. Annentag rund 350.000 Besucher zum Bummel über den Rummel mit rund 280 Schaustellern und fliegenden Händlern in die Altstadt kommen, am frühen Montagmorgen werden auch noch heute mit Handschlag auf dem Vieh- und Krammarkt die Geschäfte abgeschlossen.

09.-12.08.: Laurentiuskirmes in Bergisch Gladbach: Seit über 180 Jahren wird in Bergisch Gladbach Kirmes gefeiert. Auf den Konrad-Adenauer-Platz bauen die Schausteller Ihre Fahrgeschäfte und Vergnügungsbuden auf. Am Kirmesdienstag geht die Laurentiuskirmes in Bergisch Gladbach mit einem Feuerwerk zu Ende.

16.-19.08.2025, Mariä-Himmelfahrt-Kirmes in Warendorf: Einen ganz besonderen Charakter hat das seit 1752 zum Fest Mariä Aufnahme in den Himmel begangene Warendorfer Heimatfest. Denn weltweit einzigartig fallen hier die christliche Tradition der Marienverehrung, das Bürgerschützenfest und die Mariä Himmelfahrt-Kirmes zusammen. Höhepunkte sind die Prozession für Tausende Pilger und Besucher und die feierliche Illumination der neun beleuchteten Marienbögen, die Jahr für Jahr von den Bogengemeinschaften im Stadtkern errichtet werden. Die Kirmes beginnt am Samstagnachmittag, 16. August 2025, um 15 Uhr mit der feierlichen Eröffnung der Kirmes. Am Sonntag können alle mit dem Namen Maria kostenlos eine „Fahrt in den Himmel“ mit dem Riesenrad fahren, am Montag ist Familientag mit vergünstigten Angeboten und speziellen Attraktionen, am Dienstagabend beendet ein Höhenfeuerwerk die Festlichkeiten. Öffnungszeiten der Kirmes: Samstag: 15 -23 Uhr, Sonntag: 12 - 23 Uhr, Montag: 15 - 23 Uhr, Dienstag: 15 -23 Uhr.

Sonntag, 27.07.2025