Harald Lesch: Staunen über die Schöpfung

von Marikka Cordes

Sonntag, 02.02.2025

Der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch bei einem Vortrag
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Der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch bei seinem Eröffnungsvortrag bei den "Highlights der Physik 2024", verantaltet von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. (Foto: Offer | Highlights der Physik)

Der Urknall vor ca. 13,8 Milliarden Jahren markiert die Geburt unseres Universums. Wobei es kein "Knall" im herkömmlichen Sinne war, sondern eher ein Zustand extrem hoher Dichte und Temperatur, aus dem Raum, Zeit, Materie und Energie hervorgingen.

Alle bekannten Naturgesetze und -konstanten nahmen hier ihren Anfang. Sie bestimmten in der Folge auch die weiteren Entwicklungen im Universum. Bereits 0.000001 Sekunden nach dem Urknall dürften sich die ersten Quarks zu Protonen und Neutronen verbunden haben, und etwa drei Minuten später wurden leichte Elemente wie Wasserstoff, Helium und geringe Mengen Lithium gebildet. Etwa 380.000 Jahre nach dem Urknall entstand die kosmische Hintergrundstrahlung (CMB), die heute als Mikrowellenstrahlung messbar ist. Zur gleichen Zeit verbanden sich Elektronen und Protonen zu neutralen Atomen.

Bis 150 Millionen Jahre nach dem „Big Bang“ war Universum völlig dunkel, da sich noch keine Sterne gebildet hatten. Dies geschah erst in den weiteren Jahrmillionen, als die ersten Sterne (Pop III-Sterne) zündeten, indem Wasserstoff durch Kernfusion verbrannte. Sie produzierten schwerere Elemente und bereiteten den Boden für spätere Sternengenerationen. In einem Zeitraum von ca. 500 Millionen bis 1 Milliarde Jahre nach dem Urknall wurde das neutrale Gas durch die ultraviolette Strahlung der ersten Sterne und Galaxien ionisiert, und das Universum wurde zunehmend durchsichtig für Licht.

Bis heute dehnt sich das Universum immer weiter aus. Unter dem Einfluss der Gravitation und Dunkler Materie formierten sich Galaxien zu Haufen und Superhaufen. Allein die Andromedagalaxie (auch veraltet Andromedanebel genannt), beherbergt etwa eine Billion Sterne und hat einen Radius von 110.000 Lichtjahren (ein Lichtjahr = 9,46 Billionen Kilometer). Deutlich kleiner ist die Milchstraße, also die Galaxie, in der sich u.a. das Sonnensystem mit der Erde befindet. Ihr Radius beträgt „nur“ etwa 52.850 Lichtjahre und beinhaltet 100 bis 400 Milliarden Sterne. Damit sind allerdings nur zwei Galaxien beschrieben. Auf Grundlage sehr lang belichteter Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble schätzen Forscher, dass es im gesamten sichtbaren Universum etwa 200 Milliarden Galaxien gibt.

Mit ihrer Erforschung beschäftigen sich u.a. Astrophysiker wie der TV-Moderator und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch, der seine Arbeit gerne mit der von Kriminologen vergleicht: „Wir haben ein sozusagen ein »Opfer« – das Universum - und jetzt können wir das auf alle möglichen Indizien hin untersuchen. Wie ist denn das passiert? Wir können nach Hinweisen suchen, direkten und indirekten Hinweisen. Wir können die Spurensicherung fragen: »Was habt ihr denn gefunden?« Und die moderne Spurensicherung ist immer eine Untersuchung von besonderen Atomkernen, die uns dann mitteilen, wie es gewesen sein muss.“

Die schiere Größe des Universums, seine Schönheit, aber auch die Offenheit, wie sich weiterentwickeln wird, lässt den Wissenschaftler immer wieder staunen: „Wenn man so richtig staunt, dann nicht nur mit den Augen oder dem Verstand, sondern man staunt auch im Herzen. Es ist auch der Ausdruck einer inneren Haltung der Schöpfung gegenüber, die ich als religiös bezeichnen würde.“ Das wiederum lässt sich mit der Biographie des Astrophysikers erklären: Harald Lesch (* am 28. Juli 1960) ist in einem kleinen Dorf zwischen Gießen und Fulda aufgewachsen und wurde da von einem, wie er sagt, fröhlichen Protestantismus geprägt. Er hat sich konfirmieren lassen und wurde dann später auch vom selben Pfarrer getraut.

Über seinen christlichen Glauben sagt Lesch: „Das ist ein ganz naiver Gottesglaube. Ich brauche was Personales. Ich kann mit einer kosmischen Kraft, die irgendwo im Universum herumwabert, nichts anfangen. Das wäre mir zu groß. Mit Gott als Mensch, mit Jesus - damit kann ich was anfangen!“

Sonntag, 02.02.2025