Geisterfüllt: 50 Jahre ACK

von Christof Beckmann

Montag, 29.05.2023

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Es ist der Geist, der einig macht. Das zeigt seit 75 Jahren die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland. Einer der großen ökumenischen Hotspots im Land ist Mönchengladbach: Dort feiern sie just am Pfingstmontag das 50-jährige Bestehen...

INFO: Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Mönchengladbach begeht in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Gefeiert wird der runde Geburtstag mit einem Jubiläumsgottesdienst unter dem Motto „ACK Mönchengladbach: 50 Jahre in der Ökumene Verwoben” im Rahmen der Heiligtumsfahrt Mönchengladbach am 29. Mai, Pfingstmontag, um 18 Uhr in der Münster-Basilika St. Vitus. Nach Eröffnung durch Propst Dr. Blättler und liturgischem Gesang von Erzpriester Ribakovs werden Oberbürgermeister Heinrichs, Superintendent Denker, Dr. Krings MdB und der ACK-Vorsistzende Pfr.i.R. Hans-Ulrich Rosocha Grußworte sprechen. Die Predigt hat Regionalvikar Pfr. Ulrich Clancett übernommen. Den gemeinsamen Schlusssegen spenden Regionalvikar Clancett (röm. kath.), Erzpriester Ribakovs (russ. orthodox), Erzpriester Chayka (ukrain. orthodox), Pfr. Nöller (evang.), Reverend Jankowski (anglikan.) und Herr Wegener (neuapostolisch).

Kirchen und Gemeinden in der ACK Mönchengladbach: Adventgemeinde Mönchengladbach, Chaldäisch-Katholische Kirche, Evangelische Kirchengemeinden Mönchengladbach, Evangelische Kirchengemeinden Korschenbroich, Evangelische Kirchengemeinden Jüchen, Evangelisch Freikirchliche Gemeinde (BEfG), Freie evangelische Gemeinde (BFeG), Griechisch-Orthodoxe Kirche, Katholische Kirchengemeinden in Mönchengladbach, Katholische Kirchengemeinden Korschenbroich, Katholische Kirchengemeinden Jüchen, Orthodoxe Gemeinde des hl. Antonius des Grossen zu Mönchengladbach, Rumänisch-Orthodoxe Gemeinde Mönchengladbach

Kontakt: ACK Mönchengladbach, Vorsitzender: Pfr.i.R. Hans-Ulrich Rosocha, Südwall 80, 41179 Mönchengladbach, Tel. 02161 / 478 405, E-Mail: rosocha@ack-moenchengladbach.de, Geschäftsstelle: Willi Acker, Haus der Region, Bettrather Str. 22, 41061 Mönchengladbach, Tel. 02161 / 980634, Fax 02161 / 980656, E-Mail: willi.acker@bistum-aachen.de, Internet: http://www.ack-moenchengladbach.de/

75 Jahre Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK): Der Zusammenschluss von Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in Deutschland wurde am 10. März 1948 in Kassel von fünf Kirchen gegründet und ist das wichtigste ökumenische Gremium in Deutschland. Als Ziel gilt die Überwindung der Spaltungen der Christenheit. Erster Vorsitzender war der evangelische Theologe Martin Niemöller. Die katholische und die griechisch-orthodoxe Kirche traten dem zunächst protestantisch geprägten Zusammenschluss 1974 bei. 1992, nach der Wende, vereinigten sich die Arbeitsgemeinschaften von Bundesrepublik und DDR - letztere war 1970 gegründet worden - und gaben sich eine gemeinsame Satzung. Deren Anerkennung ist Voraussetzung für die Aufnahme neuer Mitglieder.
Heute hat die ACK 17 Mitgliedskirchen und acht Gastmitglieder; fünf ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus. Vorsitzender ist der griechisch-orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Miron. Die Römisch-katholische Kirche mit 21,6 Millionen Mitgliedern (Stand 31.12.2021) und die Evangelische Kirche in Deutschland mit 19,7 Millionen Mitgliedern sind die größten Mitgliedskirchen, gefolgt von den Orthodoxen Kirchen mit inzwischen mehr als 3,5 Millionen Mitgliedern (einschließlich der Geflüchteten aus der Ukraine). Hinzu kommen mehrere Evangelische Freikirchen mit zusammen 294.000 Mitgliedern und andere christliche Kirchen und Gemeinschaften mit zusammen etwa 577.000 Mitgliedern. Aufgaben sind gegenseitige Information und Beratung, das theologische Gespräch, Vermittlung bei Konflikten und Öffentlichkeitsarbeit. Neben der Bundes-ACK gibt es zahlreiche regionale und lokale Arbeitsgemeinschaften, die jeweils selbstständig sind. Die bundesweite Geschäftsstelle in Frankfurt am Main heißt Ökumenische Centrale. Ihr Jubiläum feierte die ACK am 21. März 2023 mit einem Ökumenischen Gottesdienst im Dom zu Magdeburg im Rahmen der turnusmäßigen Mitgliederversammlung.

Heiligtumsfahrt Mönchengladbach: Die Heiligtumsfahrt in Mönchengladbach findet vom 28. Mai bis 4. Juni 2023 statt. Das Gladbacher Münster öffnet seinen Abendmahlschrein und zeigt sein wichtigstes Heiligtum, ein 90 mal 20 Zentimeter großes, gestreiftes Leinentuch aus dem ersten Jahrhundert. Es wird als Abendmahlstuch verehrt und bringt seit über 500 Jahren Menschen im Namen Jesu zusammen. Zur Heiligtumsfahrt werden einige Tausend Pilgernde aus der Region erwartet, aber auch Gläubige aus Kolumbien und Singapur. Seit 1594 findet die Heiligtumsfahrt in der Regel alle sieben Jahre statt. Das Organisationsteam kooperiert mit der Heiligtumsfahrt in Aachen (18. bis 28. Juni) und arbeitet eng mit den evangelischen Christen in Mönchengladbach zusammen. Die Geschäftsführung besteht aus vier Personen, die die Hauptarbeit für die Heiligtumsfahrt geleistet haben, dazu kommt ein Vorbereitungskreis aus 11 Haupt- und Ehrenamtlichen. Bei der Heiligtumsfahrt sind rund 100 Freiwillige aktiv, die dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft. Ursprünglich sollte die Heiligtumsfahrt 2021 stattfinden, aber wegen der Corona-Pandemie musste sie um zwei Jahre auf 2023 verschoben werden. 

Das Leitwort 2023 lautet „verwoben“: Wenn man auf das Abendmahlstuch schaut, dann erkennt man deutlich die Webstruktur des Tuches. Somit fragt die Heiligtumsfahrt, wie sich Menschen über alle Konfessions- und Glaubensgrenzen hinaus in der Stadt und Gesellschaft verbinden können. So sieht sich die Heiligtumsfahrt verwoben in der Ökumene, mit der Schöpfung, mit den eigenen Webfehlern der Kirche und verwoben in der Stadtgesellschaft Mönchengladbach. Dazu will sie sich in diesen Tagen noch stärker mit allen christlichen Geschwistern im Glauben verbinden, die Fragen der weltweit eng miteinander verwobenen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Systeme aufgreifen, aber auch Fehler in der Kirche. An der Wiege des deutschen Sozialkatholizismus soll zudem über alle Konfessions- und Glaubensgrenzen hinaus das soziale Mönchengladbach thematisiert werden.

Programm-Highlights: Begleitet wird die Wallfahrt von einem umfangreichen Programm mit über 50 Veranstaltungen – Festkonzerten, Diskussionen, einem internationalen Gastmahl, Exerzitien, Aktionen für Kinder und Frauen, Gottesdiensten und auch Momenten der Ruhe. Oberbürgermeister Felix Heinrichs und Propst Peter Blättler öffneten am Pfingstsonntag, 28. Mai, bei einer feierlichen Vesper den Abendmahlschrein. Der Münsterchor St. Vitus und Solisten sangen die „Vesperae solennes de Domenica“ von Mozart, der Newkammer-Chor das „Dettinger Te Deum“ von Händel. Ein weiteres Highlight ist das „Internationale Gastmahl“ an einem langen Tisch vor dem Ernst-Christoffel-Haus, zu dem am Mittwoch, 31. Mai, jeder ein Brot aus seinem Herkunftsland mitbringen kann. Am Donnerstag, 1. Juni, moderiert Borussia-Stadionsprecher Torsten Knippertz bei „MenschenGladbach“ eine Gesprächsrunde mit Bürgerinnen und Bürgern, die sich für Mönchengladbach engagieren. Bei dem ökumenischen Festkonzert „Verleih uns Frieden“ in der Hauptkirche Rheydt singen der Münsterchor und die evangelische Kantorei am Freitag, 2. Juni, gemeinsam Friedensmusik von Händel und Mendelssohn Bartholdy. Die Angela Puxi-Band setzt mit Jazz, Licht- und Wortimpulsen unter dem Titel „Münster im Licht – Madre e terra“ am Samstag, 3. Juni, ein Ausrufzeichen für Ökologie. Bischof Helmut Dieser verschließt am Sonntag, 4. Juni, das Abendmahlstuch bei einer Festvesper wieder im Schrein, musikalisch begleitet von einem Chorprojekt aus der ganzen Region. Kinder und Jugendliche sind zu zahlreichen Programmpunkten angemeldet. Es gibt Projekttage für alle Altersgruppen und unter dem Motto „Komm, lass uns einen Schatz entdecken“ einen Kinderchortag am 3. Juni. Frauen sind zu einem interreligiösen Frühstück, Workshops und einer „Frauen-GottesFeier“ eingeladen. Zu dem gesamten Programm sind ausdrücklich alle Interessierte angesprochen, nicht nur Christinnen und Christen.


Zur Geschichte der Heiligtümer und der Heiligtumsfahrt: Die Gladbacher Gründungsgeschichte, im 11. Jahrhundert von einem unbekannten Mönch verfasst, weist die ersten Reliquien als Geschenke Karls des Großen (742 – 814) an die erste Kirche auf dem Gladbacher Hügel aus. Ob die Reliquie des heiligen Märtyrers Vitus von Rom über Paris und das Kloster Corvey an der Weser kam, ist zwar ungewiss, doch wurden sie in unsicheren Zeiten mit weiteren Reliquien von Cornelius, Cyprianus, Barbara und Chrysanthus in dem heutigen Osterleuchterfuß versteckt. Als der Kölner Erzbischof Gero 974 auf der Suche nach einem geeigneten Ort für eine Klostergründung in die mittlerweile verwüstete Kirche des Grafen Balderich kam, wurden sie wiederentdeckt. Die neu errichtete Benediktinerabtei Gladbach wurde durch Gero unter Abt Sandrad nach einer politischen Mission nach Byzanz mit einem großen Reliquienschatz ausgestattet. Erstmals um 1275 schriftlich dokumentiert, handelt sich u.a. um ein Stück Stoff, das als Teil vom Tischtuch des Abendmahlssaales gilt, sowie um ein Stück, das als Teil des Purpurmantels Jesu verehrt wurde, verschiedene Bruchstücke von Geschirren, die beim Abendmahl verwendet worden sein sollen. Hinzu kommen Textilien, die als Teile von Gewändern Mariens und des Evangelisten Johannes bezeichnet werden. Eine wichtige Rolle spielt auch das so genannte Haupt des hl. Laurentius, ein großes Stück von einer menschlichen Schädeldecke, das im 15. Jahrhundert zum ersten Mal schriftlich erwähnt wird. Ende des 16. Jahrhunderts entbrannte um diese Reliquie ein heftiger Streit mit König Philipp II. von Spanien, der nahe bei Madrid den „Escorial“ als Kirche, Kloster, Palast und Grabmal baute und dem hl. Laurentius weihte. Doch trotz päpstlicher Unterstützung gelang es ihm nicht, die Reliquie aus Gladbach zu erhalten, weil die Äbte ihren Schatz verteidigten.

Die jährliche öffentliche Zeigung der Heiligtümer ist 1456 bezeugt, 1594 ist für das Münster von einem siebenjährigen Rhythmus die Rede. 1797 fand die Heiligtumsfahrt zum letzten Mal statt: 1802 löste die Säkularisation das Kloster auf und die Reliquien wurden erst 1804 wieder in das Münster gebracht und 1824 gezeigt. 1867 nahm man mit erzbischöflicher Erlaubnis die Tradition der Heiligtumsfahrt wieder auf, Schritt für Schritt begann die Neubeschaffung kostbarer Behältnisse (Abendmahlsschein, Büste des hl. Vitus, Laurentiusbüste). Bis 1937 fand die Heiligtumsfahrt in siebenjährigem Turnus statt, 1944 legten die Bomben das Münster in Trümmer. Ab 1951 gab es wieder eine Heiligtumsfahrt.

Kontakt: Pfarre Sankt Vitus, Geschäftsstelle Heiligtumsfahrt 2023, Charlotte Lorenz, Abteistraße 37, 41061 Mönchengladbach, Tel. 0176 / 84 31 80 84
Fax 02161 / 46 23 32 00 charlotte.lorenz@pfarre-sankt-vitus.de. Aktuelle und ausführliche Informationen unter www.heiligtumsfahrt.de, Programm Heiligtumsfahrt Mönchengladbach zum Download.

Montag, 29.05.2023