Fünf Jahre Laudato si

von Christof Beckmann

Sonntag, 24.05.2020

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Collage: KiP-NRW

Vor fünf Jahren war sie fertig: Die sogenannte Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus. Sie galt nicht nur dem Klima, es geht um das „ganze gemeinsame Haus“. Was wir heute erleben, lässt sie noch mal in ganz neuem Licht erscheinen.

INFO: „LAUDATO SI’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”, sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns in ihre Arme schließt: „Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.” Diese Schwester schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat“ – so beginnt die am 18. Juni 2015 veröffentlichte zweite Enzyklika von Papst Franziskus, die als erstes päpstliche Lehrschreiben ökologische Fragen in den Mittelpunkt stellt.

Der Titel der Enyklika „Laudato si“ („Sei gepriesen“) mit dem Untertitel „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ ist dem Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi (1181/82-1226) entlehnt, dem bekanntesten Gebet des Gründers des Franziskanerordens. In ihm geht es um das Lob Gottes durch die Schöpfung. In der auf den 24. Mai 2015 datierten Enzyklika beschreibt Papst Franziskus wenige Monate vor Beginn der damaligen Pariser Weltklimakonferenz die Gefährdung des „gemeinsamen Hauses der Schöpfung“ durch Umweltverschmutzung und Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust der biologischen Vielfalt, die Verschlechterung der Lebensqualität und sozialen Niedergang, weltweite soziale Ungerechtigkeiten und die nach seiner Meinung bislang untauglichen Gegenmaßnahmen. Er deutet die Schöpfung im Zusammenhang der biblischen Schöpfungstheologie, die Verantwortung des Menschen, erinnert an dessen universale Gemeinschaft und die gemeinsame Bestimmung der Güter. Der Papst erörtert die Wurzeln der ökologischen Krise, die Folgen einer Fixierung auf Technologie und globaler Technokratie und plädiert im Blick auf die Verpflichtung zum Allgemeinwohl für eine ganzheitliche Ökologie, die im Sinne der christlich verstandenen Gerechtigkeit den Bedürfnissen aller Generationen und Weltregionen entspricht. Er richtet konkrete Forderungen an die internationale Politik, an die Erziehung zu einem anderen Lebensstil und eine ökologische Umkehr. Das Dokument gilt weithin als theologischer Meilenstein. Begriffe wie „ökologische Schuld“ oder „Wegwerfkultur“ sind in den allgemeinen Sprachschatz übergegangen.

Text zum Download in der deutschen Übersetzung auf der Seite der Deutschen Bischofskonferenz: http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2015/2015-06-18-Enzyklika-Laudato-si-DE.pdf. Ausführliche Informationen auf der Themenseite Enzyklika Laudato siʼ.

„Die Umwelt- und Sozialenzyklika Laudato si’ ist ein Meilenstein der katholischen Soziallehre“, erklärte Bischof Franz-Josef Overbeck (Essen), Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz, zum fünften Jahrestag der Veröffentlichung der Enzyklika Laudato si’. Das zeige allein schon die große Resonanz, die die Schrift auch außerhalb kirchlicher Kreise erzeugt habe. „Die Enzyklika ist durchdrungen von dem Grundgedanken, dass Ökologie und Soziales zusammengedacht werden müssen: Die Sorge für die Menschen und der Schutz der Ökosysteme sind untrennbar miteinander verbunden. In ihrer Gesamtheit ist Laudato si’ ein Appell, unser Leben und Wirtschaften am Prinzip der Nachhaltigkeit auszurichten“, so Bischof Overbeck. Dazu gehöre es auch, „die Lebensstile anzupassen, damit der Mensch wieder im Einklang mit der Schöpfung und mit sich selbst lebt.“ Hier der Link zur ganzen Stellungnahme. Das Bistum Essen stellte zum Thema am 20. Mai 2020 ein Video online.

Globale Aktionswoche: Zum 5. Jahrestag der Enzyklika lud Franziskus vom 16. bis 24. Mai zu einer globalen Aktionswoche ein und erneuerte seinen Aufruf angesichts einer weltweiten „ökologischen Krise“. „Was für eine Welt wollen wir unseren Nachkommen lassen, den heute aufwachsenden Kindern?", fragte er und im März in einer emotionalen Videobotschaft (s.o.), es müsse dringend auf den „Schrei der Erde und der Armen“ gehört werden. „Geben wir Acht auf die Schöpfung, das Geschenk unseres guten Gottes, des Schöpfers. Begehen wir gemeinsam die Laudato si'-Woche“, warb er am 16. Mai auf seinem Twitter-Account unter dem Hastag #LaudatoSi5. „Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art der Zukunftsgestaltung unseres Planeten. Wir brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die Herausforderung der Umweltsituation und ihre menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle“, twitterte er einen Tag später. Hier das Video von Papst Franziskus auf dem Kanal des Global Catholic Climate Movement:

Wie sehr die Corona-Pandemie dieses Projekt überschatten würde, konnte er damals noch nicht wissen und damit das Vorhaben nicht ganz verpufft, weitete der Vatikan die Aktionswoche kurzerhand zu einem Aktionsjahr aus. Auf der offiziellen Website der Laudato Si-Woche können sich Engagierte miteinander vernetzen und Teil des weltweiten Laudato Si-Netzwerks werden. Nach Abschluss der Woche findet am 24. Mai 2020 um 12 Uhr ein gemeinsamer Gebetsmoment statt, in dem sich Katholiken auf der ganzen Welt im Gebet zum fünften Jahrestag der Enzyklika Laudato Si vereinen. Mehr unter www.laudatosiweek.org.

Sonntag, 24.05.2020