Firmung: Weit mehr als eine Pflicht

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 23.02.2025

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Lina Thimm hat schon mal in der Petrikirche in Münster Platz genommen, wo sie am 23. Februar von Weihbischof Dr. Christoph Hegge das Sakrament der Firmung empfängt. Foto: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe

In fortgeschrittenem Alter zur Firmung? Und wenn ja, warum? Lina Thimm aus Dülmen will diesen Weg gehen. Und hat sich sehr bewusst dafür entschieden. Heute ist es soweit …

INFO: (pbm/mek) Lina Thimm beginnt gerade ihr Masterstudium in Münster, um Grundschullehrerin zu werden. Sie hat sich für die Fächer Deutsch, Mathematik und katholische Theologie entschieden. Als sie sich kürzlich für die Missio canonica, die Unterrichtserlaubnis für katholische Theologie, anmelden wollte, erfuhr sie, dass sie dafür auch gefirmt sein muss. „Da ist mir erst aufgefallen, dass ich das gar nicht bin. Darüber habe ich nie nachgedacht“, berichtet die Dülmenerin. In einem Gespräch erfuhr sie von der Möglichkeit, sich über das Bistum Münster gemeinsam mit weiteren Erwachsenen auf das Sakrament vorzubereiten. Am Sonntag, 23. Februar, ist es so weit: Weihbischof Dr. Christoph Hegge wird ihr und weiteren Erwachsenen in der münsterschen Petrikirche das Sakrament spenden.

Doch Thimm hat sich nicht nur wegen der Unterrichtserlaubnis auf den Weg gemacht. „Die Firmung ist zwar eine Pflicht, aber das Thema hat mir einen Anstoß gegeben“, erklärt die 24-Jährige. Jetzt habe sie sich bewusst für die Vorbereitung und das Sakrament entschieden. „Als Jugendliche macht man vielleicht einfach mit, weil die Freunde dabei sind. Nun habe ich mich mit den Inhalten deutlich reflektierter auseinandergesetzt“, sagt Thimm. Besonders gefallen habe ihr der Austausch mit den anderen Teilnehmenden, die Gespräche sowie die offene Atmosphäre.

Seit ihrer Kindheit habe sie immer Kontakt zur Kirche gehabt, obwohl Religion in ihrem Elternhaus keine Rolle gespielt hat. Ihre Zeit auf der bischöflichen Marienschule habe sie ebenso geprägt wie auf dem Gymnasium. „Religion war eins meiner Abiturfächer. Ich fand den Religionsunterricht immer toll. Wir haben viel philosophiert. Man konnte auch mal anders denken, denn es gibt immer mehrere Wege“, blickt sie zurück. Mit dieser Begeisterung lag es für sie auf der Hand, katholische Theologie zu studieren. Sie freut sich schon darauf, später den Kindern die Religion näher zu bringen. „Jedes Kind kann im Unterricht mitmachen. Es gibt kein richtig oder falsch“, sagt sie und fügt hinzu: „Es gibt Werte, für die wir stehen, und die auch in der Bibel aufgeführt werden. Diese den Kindern mitgeben zu können, finde ich toll.“ Die Themen im Unterricht hätten mit der Welt zu tun und reichten von der Friedensförderung bis zur Empathie. Das Thema Frieden hat sie auch auf dem Vorbereitungswochenende im Kubus-Tagungshaus in Rheine-Bentlage beschäftigt. „Wir sollten ein Plakat entwerfen zu der Frage, wofür wir stehen und auf die Straße gehen würden. Ich habe ‚Frieden stiften‘ in den Mittelpunkt gestellt, denn der Frieden ist das oberste Gut von allen“, ist sie überzeugt. Deshalb sei es für sie wichtig, für die Demokratie einzustehen. „Liebe, Miteinander und Frieden – da ist kein Platz für Rassismus“, stellt sie klar. Das werde noch deutlicher in dem Zitat aus dem Römerbrief: „Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?“ „Das bedeutet für alle Menschen: Du bist gut so, wie du bist. Und das möchte ich nicht nur den Kindern mit auf den Weg geben.“ Für Thimm war es eine gute Entscheidung, sich als junge Erwachsene auf die Firmung vorzubereiten. „Das hat mich noch einmal gestärkt. Alles hat seinen Grund“, sagt sie lächelnd.

Firmung: Als eines der sieben Sakramente in der Katholischen Kirche (Taufe, Eucharistie, Firmung, Ehe, Buße und Vergebung, Krankensakramente, Weihe) vollendet und bekräftigt das Sakrament der Firmung das Sakrament der Taufe. Die Firmung hat sich im Laufe der ersten Jahrhunderte der christlichen Kirche als eigenständige Feier entwickelt. Ihr Charakter als Sakrament ist seit der Reformationszeit umstritten; die Orthodoxe Kirche, die Katholische Kirche und eingeschränkt die Anglikanische Kirche feiern sie als eigenes Sakrament. Die Kirchen der Reformation haben dies nicht übernommen, aber mit der Konfirmation eine eigene Feier geschaffen.Voraussetzung für die Firmung ist die Taufe, der erklärte Wille des Firmlings und der vorherige Empfang des Bußsakraments.

Das Firmalter liegt heute gewöhnlich zwischen 13 und 15 Jahren, doch auch jeder noch nicht gefirmte Erwachsene kann und soll auf Verlangen gefirmt werden, besonders im Zusammenhang mit der Taufe bzw. der Aufnahme in die Katholische Kirche. Es vermittelt in besonderer Weise den Heiligen Geist, der den erwachsenen Christen zu einem bewussten Leben als Christ ermutigt, stärkt (lat. firmus, „stark“) und beauftragt. Dabei breitet der Bischof die Hände aus und ruft den Heiligen Geist auf die Firmlinge herab. Äußeres Zeichen der Firmung ist die Handauflegung: Der Bischof salbt die Stirn des Firmlings in Form eines Kreuzes mit Öl (Chrisam) und spricht die Worte: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Denn der Firmling gehört zu dem Volk, von dem es im ersten Petrusbrief heißt: „Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“ (1 Petr 2,9)

Während der Firmung legt der Pate als Zeichen seiner Unterstützung seine rechte Hand auf die rechte Schulter des Firmlings. In manchen Regionen ist es üblich, dass sich der Firmling einen Heiligennamen aussucht, den er durch die Firmung als weiteren Namen annimmt. Oft finden im Rahmen der Firmung große Familienfeiern statt. Ansprechpartner für die Firmung ist zunächst die örtliche Pfarrgemeinde. 

Unser Gesprächspartner neben Lina Thimm: Georg Austen, Jg. 1958 aus Büren, 1986 zum Priester geweiht. Im Erzbistum Paderborn zuständig für die Pfadfinder, die Katholische Landjugend-Bewegung, den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Paderborn, Studentenpfarrer und Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Paderborn, 2002-2006 Sekretär des XX. Weltjugendtags 2005 und Leiter des Weltjugendtags, seit 2006 Generalsekretär des Bonifatiuswerkes. Kontakt: Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V., Kamp 22, 33098 Paderborn, Tel. 05251 / 29 96 11, E-Mail: Austen@bonifatiuswerk.de, Internet: http://www.georg-austen.de.

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