Erwachsenenbildung in Zeiten von Corona

von Joachim Gerhardt

Sonntag, 10.01.2021

Schüler blättern in der Bibel
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In der evangelischen Erwachsenenbildung geht es nicht nur um Theologie, sondern zum Beispiel auch um Klima, Ökologie oder auch politische Themen. (Foto: Pixabay)

Am 5. Januar 2021 haben Bund und Länder beschlossen, den Shutdown wegen der Corona-Krise zu verlängern. Unter anderem müssen Schulen und Kindergärten bis Ende Januar geschlossen bleiben. Betroffen sind aber auch noch andere Bildungseinrichtungen im Land.

So arbeiten zum Beispiel das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Nordrhein und das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e.V. schon seit dem ersten Shutdown vom März 2020 unter erschwerten Bedingungen. Anfangs mussten zahlreiche Kurse und Veranstaltungen abgesagt werden, doch inzwischen hat auch hier ein Wandel eingesetzt. Das bestätigt auch Pfarrer Martin Engels vom Evangelischen Forum in Bonn: „Es hat sich viel verändert, weil wir von einer fast ausschließlich analogen Arbeit hin zu einer fast ausschließlich digitalen Arbeit jetzt zur Zeit der Pandemie gegangen sind.“

Im Schnelltempo hat die evangelische Erwachsenenbildung technisch aufrüsten müssen, so Engels. Eine Riesen-Herausforderung für alle: „Zum einen für die Referentinnen und Referenten, sich darauf einzustellen, nur noch über Videokonferenzen zu arbeiten, zum anderen aber auch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von zu Hause aus, aus ihren eigenen vier Wänden an Bildungsveranstaltungen teilzunehmen.“

Der durch die Krise erzwungene Umstieg von Präsenzveranstaltungen hin zu digitalen Formaten hatte allerdings auch erfreuliche Nebeneffekte, erklärt Engels im Interview für das NRW-Kirchenmagazin „Himmel & Erde“: „Schön ist, dass wir es geschafft haben, auch neue Zielgruppen zu erschließen. Gerade die digitalen Angebote ermöglichen es beispielsweise jungen Eltern mit kleinen Kindern an Veranstaltungen teilzunehmen, an denen sie üblicherweise sonst nicht teilgenommen hätten. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Man überlegt sich als Eltern zwei Mal, ob man für eine Veranstaltung einen Babysitter sich ins Haus holt oder nicht.“

Digitale Seminare sprengen außerdem alle lokalen Grenzen. Plötzlich können sich Teilnehmer aus ganz Deutschland einklinken, teilweise sogar auch aus dem Ausland. Das habe zu interessanten Diskussionen und Möglichkeiten geführt, die man vorher gar nicht im Blick gehabt habe, so Pfarrer Martin Engels weiter. Für bestimmte digitale Veranstaltungen habe man plötzlich Gäste und Experten gewinnen können, die normalerweise gar nicht gekommen wären, weil allein die Anreise zu aufwändig oder zu teuer geworden wäre.

Die Erwachsenenbildung künftig ausschließlich nur noch in digitaler Form anzubieten, kommt für Pfarrer Engels vom Evangelischen Forum Bonn dennoch nicht in Frage. Über kontroverse oder sehr hitzige Themen wie zum Beispiel den Umgang mit den Corona-Maßnahmen spricht man besser auch weiterhin analog, sagt Martin Engels: „Auch das ist eine Lernerfahrung, dass gerade im digitalen Bereich wir oft ja in unseren eigenen Echokammern oder den berühmten Blasen gefangen sind. Davon möchte ich mich selber gar nicht ausnehmen.“ Den jetzt beschrittenen Weg werde man deshalb weitergehen. Gute Bildungsarbeit fährt zweigleisig: analog und digital. Das wird auch nach der Pandemie sicher so bleiben.

Sonntag, 10.01.2021