Der Mann mit der Gitarre: FSJ im Hospiz

von Dagmar Hempel

Sonntag, 31.10.2021

junge Hand hält eine sehr alte Hand
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Der evangelische Theologe Hermann Dietzfelbinger legte 1954 den Grundstein für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). (Foto: Pixabay)

„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“. Das hat auch Ken Pritzkau erlebt. Der 22Jährige wollte eigentlich Musiker werden, ist aber am Ende ganz woanders gelandet. Immerhin: Mit der Gitarre Musik machen kann er auch da, wo er jetzt arbeitet.

In sich gefestigt und glücklich mit seinem Leben hatte der 22Jährige irgendwann das Gefühl, der Gesellschaft etwas geben zu wollen und auch zu können. Eine Freundin brachte ihn auf die Idee, ein FSJ – also ein Freiwilliges Soziales Jahr im Hospiz zu machen. Das neigt sich jetzt im Oktober dem Ende zu, und Ken Pritzgau stellt im Rückblick fest, dass ihn dieses Jahr sehr geprägt hat: „Weil dadurch, dass Du wirklich weißt: »Okay, meine Zeit ist begrenzt«, dann guckst Du auch ein bisschen anders auf das Leben. Und bist sehr viel dankbarer für alle möglichen Dinge, weil sie halt eben vergänglich sind.“ Nach seinem FSJ will Ken eine Ausbildung zum Krankenpfleger machen.

"Gib ein Jahr!" – mit diesem Appell an junge Frauen und Männer, sich in den Dienst von Gemeinde oder Diakonie zu stellen, legte der evangelische Theologe Hermann Dietzfelbinger 1954 den Grundstein für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ).

Seine Idee wurde im Laufe der folgenden Jahre sowohl von der katholischen Kirche als auch von Wohlfahrtsverbänden wie dem Diakonischen Werk aufgegriffen, die Anfang der 1960er Jahre damit begannen, entsprechende Strukturen innerhalb ihrer Organisationen anzulegen. Auch die Politik nahm sich schließlich des Themas an und verabschiedete am 1. April 1964 das “Gesetz zur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres”. Darin werden bis heute die Einsatzmöglichkeiten der Freiwilligen geregelt, ebenso ihre pädagogische Betreuung und die soziale Absicherung.

Das "Freiwillige Soziale Jahr" (FSJ) ist ein außerschulisches Bildungsangebot zwischen Schule und Beruf für junge Leute von 17 bis 27 Jahre. Es beginnt je nach Einsatzstelle zwischen August und Oktober eines Jahres und dauert zwölf Monate. Wie der Name schon andeutet, sind die meisten FSJ-Stellen im sozialen Bereich angesiedelt – etwa in einer Einrichtung für Behinderte oder in einem Altenheim. Es gibt aber auch andere Stellen, z.B. im Sportverein. Die Arbeitszeit beträgt in der Regel 38,5 Std./Woche bei einer 5- oder 6-Tage-Woche und 26 bzw. 31 Urlaubstagen. Während des FSJ ist die Teilnahme an 25 begleitenden Bildungstagen verbindlich.

Im Gegenzug erhalten die Freiwilligen ein Taschengeld (je nach Träger bis zu 350 Euro), in der Regel auch freie Unterkunft und Verpflegung, sie haben Anspruch auf vergünstigte Fahrkarten, die Anmeldung zu allen Sozialversicherungen und zur berufsgenossenschaftlichen Unfallversicherung werden übernommen. Im FSJ können die Teilnehmer/innen u.a. praktisch arbeiten, selbständig werden, eigene Fähigkeiten und Grenzen erkennen, nach dem Sinn des Lebens fragen und Antworten entwickeln, sich im Umgang mit anderen Menschen üben, einen Einblick ins Berufsleben nehmen und ggf. zu einer Berufsentscheidung kommen.

Neben dem Diakonischen Jahr und dem FSJ gibt es noch weitere Dienste wie etwa das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) oder den 2011 eingeführten Bundesfreiwilligendienst (BFD).

Mehr Infos zum Thema gibt es zum Beispiel unter www.bundes-freiwilligendienst.de , unter www.ev-freiwilligendienste.de/ sowie auch beim zuständigen Bundesministerium unter www.bmfsfj.de

Sonntag, 31.10.2021