Caritas: Energiegeld spenden

von Christof Beckmann

Sonntag, 09.10.2022

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Collage: KiP

Hohe Inflation, steigende Energiekosten: Immer mehr wenden sich hilfesuchend an Beratungsstellen und Lebensmittelausgaben. Nach den ausgezahlten Energiepauschalen bittet die Caritas gut Verdienende, die auf Energiehilfe nicht angewiesen sind, um Spenden …

INFO: In die Lohntüte für September kam jetzt das Energiegeld in Höhe von 300 Euro pro Person - für alle einkommenssteuerpflichtigen Erwerbstätigen und unabhängig von der Höhe ihres Einkommens. Es ist eine der Maßnahmen, die von der Bundesregierung zur Kompensation der abrupt steigenden Energiepreise beschlossen worden waren.

Währenddessen erleben etwa Einrichtungen und Dienste der Caritas im Bistum Münster aus nächster Nähe, wie steigende Energiepreise und Lebenshaltungskosten den Alltag einkommensarmer Menschen existentiell bestimmen und sie in Zahlungsschwierigkeiten bringen. „Immer mehr Menschen wenden sich Hilfe suchend an unsere Beratungsstellen und Lebensmittelausgaben. Immer weniger Menschen können aufgrund der hohen Inflation und der steigenden Energiekosten von ihrer Hände Arbeit leben“, sagt Diözesan-Caritasdirektor Dominique Hopfenzitz. Da auch Bürgerinnen und Bürger, die darauf nicht unbedingt angewiesen sind, das Energiegeld erhalten haben, bittet die Caritas im Bistum Münster gut Verdienende um Spenden.

„Über die Einrichtungen der Caritas vor Ort kommt jeder Cent bei den Menschen an, die dringend Hilfe brauchen“, so Hopfenzitz. „Unsere Mitarbeitenden wissen, wer sich in einer Notsituation befindet und wem ohne finanzielle Unterstützung Lebensmittelknappheit und Verschuldung bis hin zur Wohnungslosigkeit drohen. Durch die Spende des Energiegeldes kann Wärme geschenkt und ein Zeichen der Solidarität gesetzt werden.“ Auch der Caritasverband für das Bistum Aachen ruft gut Verdienende dazu auf, ihr Energiegeld oder Teile davon zu spenden. Stephan Jentgens, Diözesancaritasdirektor im Bistum Aachen, versichert: „Wir halten diese Pauschale für alle nicht für gerecht. Es sollte vielmehr der Solidaritätsgedanke im Mittelpunkt stehen. Daher bitten wir alle gutverdienenden Empfänger des Energiegeldes, zu überlegen, ob sie Teile oder die Gesamtsumme ihres Energiegeldes für bedürftige Menschen spenden möchten. Alle gespendeten Gelder werden in voller Höhe an Bedürftige weitergegeben.“

Spendenkonten: Caritas-GemeinschaftsStiftung für das Bistum Münster, IBAN: DE08 4006 0265 0000 8002 00, BIC: GENODEM1DKM, Stichwort: Energiegeld. Bitte geben Sie im Verwendungszweck neben dem Stichwort „Energiegeld“ Ihre Adresse an; Caritasverband für das Bistum Aachen, Sparkasse Aachen: IBAN: DE70390500000000023671, BIC: AACSDE33XXX, Pax-Bank eG Aachen: IBAN: DE92370601930001310100, BIC: GENODED1PAX, Verwendungszweck: Spende Energiegeld. Zum Erhalt einer Zuwendungsbestätigung geben Spender bitte ihre vollständige Adresse an.

Caritas fordert Härtefallfonds: Bei einer sich zuspitzenden Energiekrise in Deutschland werde das zeitweise Aussetzen von Strom- und Gassperren bei Weitem nicht ausreichen, erklärte Dr. Frank Johannes Hensel, Kölner Diözesan-Caritasdirektor: „Was wir brauchen, ist ein Härtefallfonds, der Menschen mit geringem Einkommen davor bewahrt, in den Verzug mit Strom- oder Gasrechnungen zu kommen.“ Dazu müssten staatliche Stellen wie Jobcenter oder Sozialämter die Situation betroffener Haushalte prüfen und dann entscheiden, ob eine Kostenübernahme erfolgen könne. Ein befristetes Verbot von Strom- und Gassperren bei Zahlungsverzug für Haushalte mit geringem Einkommen, wie es Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) in Aussicht gestellt habe, greife noch deutlich zu kurz.

Das Gleiche gelte für einen Kündigungsschutz, falls Mieterinnen und Mieter im Herbst oder Winter ihre Heizkosten nicht mehr begleichen könnten. „Wie sollen Leute mit kleinen Einkommen da wieder herauskommen und Rücklagen bilden, wenn zugleich die Preise in neue Rekordhöhen steigen?“, fragt Hensel. Eine sichere Grundversorgung mit Energie gehöre zu den elementaren Bedürfnissen. Die Übernahme ausstehender Mieten oder Nebenkosten sei in Härtefällen sehr wichtig, damit Menschen nicht immer tiefer abrutschten. „In Nordrhein-Westfalen ist derzeit jeder Sechste von Einkommensarmut bedroht“, so Ute Cappenberg, Referentin für Schuldner- und Insolvenzberatung beim Diözesan-Caritasverband in Münster. „Aus den Sozial- und Schuldnerberatungen im Bistum kommen zahlreiche Rückmeldungen, dass Familien Überschuldung und Wohnungsverlust fürchten müssen, weil sie die Energie- und Lebenshaltungskosten nicht aufbringen können“, berichtet Cappenberg. Das Problem werde sich zum Winter hin verschärfen. „Die steigenden Energiekosten werden dazu führen, dass noch viel mehr Menschen Anspruch auf Sozialleistungen haben. Diese Menschen möchte die Caritas ermutigen, ihre Ansprüche auf Leistungen des Staates tatsächlich wahrzunehmen.“ Darüber hinaus fordert die Caritas auf Bundesebene zusätzliche staatliche Hilfen und eine kontinuierliche Anhebung der Regelsätze.

Aktuelle Artikel in der Zeitschrift „caritas in NRW“ (4/2022): Zum Fachgespräch Armutsbekämpfung in Krisenzeiten mit den Sozialpolitikern Josef Neumann (SPD), Marco Schmitz (CDU) und der Armutsexpertin Michaela Hofmann (DiCV Köln). Weitere Beiträge zum Thema „Armut“ hier im Themendossier. Die Zeitschrift Caritas in NRW erscheint viermal im Jahr, sie berichtet über die Arbeit der Caritas in Nordrhein-Westfalen und informiert über sozialpolitische Themen. Der Bezug ist kostenlos. Mehr

Kontakt: Caritas in NRW, Diözesan-Caritasverbände Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn, Hubertusstraße 3, 40219 Düsseldorf, Tel. 0211 / 5160662-0, Fax 0211 / 5160662-5, E-Mail: redaktion@caritas-nrw.de, Internet: www.caritas-nrw.de

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