Bonifatius: Apostel der Deutschen

von Christof Beckmann

Sonntag, 06.06.2021

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Motiv: Montage KiP-NRW

Gestern stand er auf dem Kalender: Bonifatius. Und er trägt einen ziemlich bedeutenden Beinamen: „Apostel der Deutschen“. Heute mehr mit Menschen aus Paderborn, die mit dem Bonifatiuswerk bis heute in seinen Spuren wandern ...

INFO: Bonifatius wurde 672/73 als Sohn einer Adelsfamilie im Königreich Wessex in England mit dem Namen „Wynfreth“ geboren und trat gegen den Willen seines Vaters ins nahe gelegene Benediktinerkloster Exeter ein. Mit 30 Jahren wurde er Priester, Abt in Nursling und verfasste als Lehrer für Grammatik und Dichtung Bibelauslegungen, die erste englische Grammatik der lateinischen Sprache und Gedichte. 716 endete eine Missionstätigkeit in Friesland erfolglos, 718 aber erhielt er von Papst Gregor II. den Auftrag, in den deutschsprachigen Ländern das Evangelium zu verkünden. Mit dem neuen Namen Bonifatius kehrte er über Bayern und Thüringen nach Friesland zu Bischof Willibrord in Utrecht zurück und begann 721 seine Mission in Hessen und Thüringen.

722 in Rom zum Missionsbischof geweiht, nahm Bonifatius die Neuordnung der Kirche im Süden und Osten des späteren Deutschlands in Angriff und gründete zahlreiche Kirchen und Klöster. Der 732 von Papst Gregor III. ernannte Erzbischof und päpstlichen Vikar des Ostteiles des Frankenreiches gründete und reorganisierte u.a. die Bistümer Salzburg, Passau, Regensburg, Freising, Würzburg, Büraburg bei Fritzlar und Erfurt. Gegen viele Widerstände legte Bonifatius, ab 746 Bischof von Mainz, damit die Grundlagen für die katholische Kirche in den deutschsprachigen Ländern. Am 5. Juni 754 wurde er auf Missionsreise nahe dem friesischen Dokkum ermordet und in seinem 744 gegründeten Kloster Fulda, der späteren Reichsabtei, bestattet.

Seit 1867 treffen sich die deutschen katholischen Bischöfe zu ihrer Herbstvollversammlung an seinem Grab im Dom zu Fulda. Zu seinem 1250. Todesjahr 2004 erinnerten zahlreiche Veranstaltungen an den „Apostel der Deutschen“ und „Wegbereiter des Abendlandes“, die deutschen Bischöfe legten bei ihrer Herbstvollversammlung (20.-23. September 2004) am Ort seiner Grablege als „Vision für eine Neuevangelisierung Deutschlands“ ein „Wort aus Fulda„ vor.

Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken: Das 1849 von Laien gegründete Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken ist von der Deutschen Bischofskonferenz mit der Förderung der Diaspora-Seelsorge beauftragt. Das Hilfswerk mit Sitz in Paderborn unterstützt Katholiken, die weit verstreut als Minderheit unter Anders- und Nichtglaubenden leben, vornehmlich in Ost- und Norddeutschland, Skandinavien, Estland und Lettland. Mit Spenden fördert das Bonifatiuswerk den Bau und die Renovierung von Kirchen und Gemeindezentren, Jugend- und Bildungshäusern, katholischen Schulen und Kindergärten sowie die Motorisierung von Pfarreien. Es unterstützt mit der Diaspora-Kinder‑ und Jugendhilfe Projekte der Glaubensweitergabe sowie pastorale und sozial-karitative Projekte. Jedes Jahr führt das Bonifatiuswerk den traditionellen Diaspora-Sonntag durch, an dem in allen Gemeinden Deutschlands für die Arbeit des Bonifatiuswerks gesammelt wird.

Bilanz 2020: Im Geschäftsjahr 2020 konnte das Bonifatiuswerk mit 13 Millionen Euro 771 Projekte in der deutschen, nordeuropäischen und baltischen Diaspora unterstützen - trotz eines deutlich spürbaren coronabedingten Rückgangs bei den Kollekten. Das geht aus dem am vergangenen Mittwoch in Paderborn vorgelegten Geschäftsbericht hervor. „Wir sind außerordentlich dankbar für die Solidarität unserer Spenderinnen und Spender, die trotz ihrer eigenen Sorgen, Nöte, Ängste oder auch persönlicher Verluste in der Zuversicht des Glaubens füreinander da sind und die Menschen in der Diaspora unterstützen“, sagte der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen. In Deutschland, Nordeuropa, Estland und Lettland wurden 65 Bauprojekte mit 2,5 Millionen Euro, 570 Projekte der Kinder- und Jugendhilfe mit 1,7 Millionen Euro und 107 Projekte der Glaubenshilfe mit 830.000 Euro unterstützt. Durch die Verkehrshilfe konnten 29 BONI-Busse für die Gemeindearbeit mit 560.000 Euro gefördert werden. In missionarische Initiativen sowie in die religiöse Bildungsarbeit flossen 1,9 Millionen Euro, in die Projektbegleitung 405.000 Euro, in die Unterstützung der Seelsorge 147.000 Euro und in die zweckgebundene Förderung 960.000 Euro. Aus zweckgebundenen Mitteln des Diaspora-Kommissariats wurden rund 4,1 Millionen Euro an Projekte in Nordeuropa weitergeleitet. Im Rahmen des neuen Förderprogramms „Räume des Glaubens eröffnen“ können sich seit zwei Jahren katholische Gemeinden, Einrichtungen und Initiativen mit innovativen missionarischen Projekten bewerben. Mit dem Praktikantenprogramm „Praktikum im Norden“ gehen jährlich etwa 20 junge Menschen für einen längeren Zeitraum in eine katholische Gemeinde oder Einrichtung in Nordeuropa oder im Baltikum. Der ganze Jahresbericht 2020 unter: https://www.bonifatiuswerk.de/de/download/.

Kontakt: Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V., Kamp 22, 33098 Paderborn, Postfach 11 69, 33041 Paderborn, Tel. 05251 / 29 96 0, Fax 05251 / 29 96 – 88, E-Mail: info@bonifatiuswerk.de, Internet: www.bonifatiuswerk.de.

Unser Gesprächspartner: Georg Austen, Jg. 1958 aus Büren, 1986 zum Priester geweiht. Im Erzbistum Paderborn zuständig für die Pfadfinder, die Katholische Landjugend-Bewegung, den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Paderborn, Studentenpfarrer und Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Paderborn, 2002-2006 Sekretär des XX. Weltjugendtags 2005 und Leiter des Weltjugendtags, seit 2006 Generalsekretär des Bonifatiuswerkes. Kontakt: Tel. 05251 / 29 96 11, E-Mail: Austen@bonifatiuswerk.de, Internet: http://www.georg-austen.de.

Sonntag, 06.06.2021